Die Umfragen der letzten Tage suggerieren, dass Trump ordentlich aufgeholt hat gegenueber Clinton - in landesweiten Polls liegt er inzwischen auch mal vorn, der aktuelle RCP-Schnitt sieht ihn knapp vor Hillary in Ohio und Florida.
Ein Ueberblick ueber die Veraenderungen hier:
http://election.princeton.edu/2016/09/16/is-a-change-in-the-air/
Jonathan Chait rauft sich die Haare: Der Donald gewinne den September, zumindest in der Gesamtheit der Oeffentlichkeit in Kontrast zu den politischen Eliten beider Seiten, die ihn nach wie vor als gefaehrlich ungeeignet fuer eine Praesidentschaft saehen.
In Washington, it is an open secret that many, probably most, leading Republican officials consider Trump dangerously unqualified. [...] Somehow, this understanding of Trump has not filtered down to the electorate. The battle lines do not resemble those of a race between a regular politician and a freak-show buffoon. They reflect the normal Republican coalition, minus heavy defections from college-educated white women, against the normal, slightly larger Democratic coalition, minus the usual enthusiastic youth support.
http://nymag.com/daily/intelligencer/2016/09/donald-trump-is-winning-september.h tml
Dem Donald mag nuetzen, dass er in den letzten Wochen fuer seine Verhaeltnisse relativ serioes gewirkt hat. Klar, es kommen immer noch genug Aeusserungen, die jedem anderen Kandidaten das Genick brechen wuerden, hier mal ein aktuelles Beispiel:
Aber mittlerweile mag sich darueber kaum noch jemand aufregen, so ist er halt, der Donald - und zeigt seine unterm Strich doch groessere Zureckhaltung nicht, dass er irgendwo lernfaehig ist?
Noch sind es knapp zwei Monate bis zur Wahl, in etwas mehr als einer Woche steht die erste Debatte an, die vielleicht nochmal neue Impulse bringt - aber momentan laeuft der Trend gegen die Demokraten.
Ein echtes Armutszeugnis fuer die USA:
“No doubt about it, the country is in a brutal spot right now. We are less than two months from the possibility of one of the dumbest people on the planet winning the White House. And it seems that all anyone’s talked about this week, whether around the water cooler or on TV news, Twitter or Facebook, is the lung capacity of Hillary Clinton.”
“That sucks. But it’s not all the media’s fault. This is classic horse-race stuff, and if you’re getting it, it’s at least in part because you spent decades asking for it.”
“The campaign has devolved over time into an entertainment program, a degrading and vicious show where the contestants win the nuclear launch codes instead of a date with a millionaire. Under the rules of this reality series which media consumers turn into a gigantic hit every four years, collapsing in front of a cell-phone camera at a 9/11 memorial service is more important than a dozen position papers.”
https://politicalwire.com/2016/09/16/were-just-getting-what-we-want/
Bei der angesprochenen ersten Debatte werden Johnson und Stein jetzt uebrigens definitiv nicht mit von der Partie sein.
Der Donald ist nach langem Zaudern jetzt wohl doch zu dem Entschluss gekommen, seine jahrelangen Flirts mit der Birther-Bewegung (die nicht glauben wollte, dass Obama in den USA geboren wurde) zu beenden. Drumpf war vor fuenf Jahren ja das weitaus prominenteste Gesicht der Verschwoerungstheoretiker, jetzt verabschiedete er sich explizit von seine Weggefaehrten:
"President Barack Obama was born in the United States, period," Trump declared, enunciating each word in a brief statement at the end of a campaign appearance. "Now we all want to get back to making America strong and great again."
Er waere natuerlich nicht Trump, wenn dieser Aeusserung nicht noch eine dreiste Volte folgen wuerde: Er habe diese Geruechte zerstreut, die bekanntlich von Clinton in die Welt gesetzt worden seien. Mehr Chuzpe geht eigentlich nicht.
"Hillary Clinton and her campaign of 2008 started the birther controversy. I finished it," Trump said.
http://talkingpointsmemo.com/news/in-sudden-about-face-trump-admits-obama-was-bo rn-in-us
Die AP ist eine Nachrichtenagentur, als solche sind ihre Meldungen im Allgemeinen neutral und furztrocken. Selbst den nuechternen Journalisten dort platzt bei so viel Frechheit aber der Kragen:
After five years as the chief promoter of a lie about Barack Obama's birthplace, DonaldTrump abruptly reversed course Friday and acknowledged the fact that the president was born in America. He then immediately peddled another false conspiracy.
http://talkingpointsmemo.com/edblog/did-trump-cross-a-line
Mehr zur Geschichte, samt ausfuehrlichem Ueberblick ueber Donalds Birther-Aktionismus in den letzten fuenf Jahren, im nachfolgend verlinkten Artikel.
[H]e shouldn’t be allowed to worm out of this so easily, because birtherism is in many ways the urtext of Trump’s presidential campaign. It demonstrates his willingness to mainstream fringe racism, his desire to flout the norms of political discourse, his ability to play the media, and his imperviousness to facts. And Trump has never truly been held to account for it during this campaign.
http://www.vox.com/2016/9/16/12938066/donald-trump-obama-birth-certificate-birth er
Es ist schon etwas verwunderlich, wie Trump in den Umfragen aufgeholt hat. Nate Silver meint, wenn das nächste Woche auch noch gilt, sollten die Demokraten paniken.
Dazu sei gesagt, dass sich Silver kürzlich von GOP-Spendern für einen geheimen Vortrag hat kaufen lassen, aber wohl ohne deren Kampagnenmanager zu werden:
The statistician summed up GOP nominee Donald Trump [thehill.com]'s chances by showing a slide with a colleague’s tweet: “Remember it's entirely consistent to say 1. Polls have tightened. 2. Clinton still leads. 3. Trump can win. 4. Clinton probably will win.”
He then walked the donors through a battleground map, from Nevada to Florida, providing nonpartisan analysis and projections based on the FiveThirtyEight model.
Attendees said his insights were valuable, though they involved no information that wasn’t already on his website in one form or another.
Wobei ich irgendwie das Gefühl habe, Medien und Institute wollen die Spannung insbesondere vor den Debatten hoch treiben. Manche Umfragen bauen auf umstrittenen demographischen Prämissen auf bzw. könnten die Wahläußerungen zu Johnson überbewerten. Colorado z.B. galt vor einigen Wochen so sicher, dass Clinton dort keine Werbung mehr geplant hatte, jetzt soll Trump dort mit 4% führen. Ähnliches gilt für New Mexico, wo einmal Clinton mit 9% führt, einmal Trump mit 10%, je nachdem, wie dort die Latinos gewichtet werden. Die Umfragen schwanken zudem, indem sie wochenweise mal den einen, mal die andere Kandidatin überbewerten, je nach Trend.
Grundsätzlich hat die Spannung aber einige Vorteile für Clinton: Die Demokraten werden zur Einigung gezwungen, die Debattenerwartungen ändern sich und die Medien könnten Trump nun zumindest etwas härter angehen. Außerdem dürfte die Nicht-Teilnahmen von Johnson und Stein bei den Debatten va. Clinton helfen. Dazu kommen die allgemeinen Vorteile für Demokraten, von denen Clinton auch als schlechte Kandidatin zumindest teilweise profitiert: Es gehen mehr Demokraten zur Präsidentschaftswahl als bei Midterm Elections, Demokraten haben strukturelle Vorteile beim Electoral Vote, Demokraten haben das bessere Ground Game, Trump muss gegen Schwarze, Latinos, Asiaten und halbwegs gebildete Frauen gewinnen.
Und hält eine Rede, die man sich von Clinton gewünscht hätte:
http://www.politico.com/story/2016/09/obama-congressional-black-caucus-228327
Er sieht sein Erbe und die Demokratie in Gefahr und setzt sich quasi selbst auf den Wahlzettel gegen Trump. Mit Beliebtheitswerten, die er seit seinem ersten Wahlsieg nicht mehr hatte, nachdem die Wähler langsam merken, wie schlecht die blasshäutigen Kandidaten im Vergleich zu ihm sind.
“My name may not be on the ballot, but our progress is on the ballot,”
“Tolerance is on the ballot. Democracy is on the ballot. Justice is on the ballot. Good schools are on the ballot. Ending mass incarceration, that’s on the ballot right now.”
The job of everyone in the audience, Obama said, and everyone who cared, was to vote, and to get more voters registered — not just to stop Trump, but to stop anyone who stands with him, and anyone who has backed voter ID laws targeted at suppressing black voters while pretending to chase a problem of mass voter fraud for which there is no evidence.
The worst part of those laws, Obama said, is that they are often backed by the same people who stop any kind of gun control measures, which does hurt the black community.
That, he said, shows that Republicans are "apparently more afraid of a ballot than a bullet.”
Auch beim Blick auf das Electoral College ist Clintons Position in letzter Zeit unter Druck geraten; legt man aktuelle Umfragezahlen zugrunde, dann käme sie momentan nur gerade mal so auf eine Mehrheit der Wahlmännerstimmen:
http://fivethirtyeight.com/features/clintons-leading-in-exactly-the-states-she-n eeds-to-win/
Wobei sie bei Electoral Vote wieder über 300 Deligierte bekommt, weil sie dort in Florida leicht vorne liegt, dagegen sieht man in Maine einen Gleichstand (bei 538 klarer Vorspung für Clinton). Dazu kommen Staaten, die nicht auf Nates Liste sind, in (manchen) Umfragen aber knapp wirken. In Mississippi soll Trump nur mit 3% führen (Romney lag 12% vor Obama), in Alaska mit 7% aber Johnson stünde bei 19% (Romney 11% vor Obama). Electoral Vote hat zudem die Ipsos Online-Umfragen aus ihren Analysen geschmissen, die die demographischen Daten unter- und kurzfristige Trends überbewerten.
Nach der ersten Debatte wissen wir ev. mehr.
Edit: Dein Wiesel unterstützt übrigens nun doch Trump:
https://www.theguardian.com/us-news/2016/sep/23/ted-cruz-support-donald-trump
Er ist also doch nur ein armseliger Wurm, Wiesel hätten doch eigentlich so etwas wie Rückrat? Das hat er nach der Convention gesagt:
I am not in the habit of supporting people who attack my wife and attack my father.
That [Republican party] pledge was not a blanket commitment that if you go and slander and attack Heidi, that I’m going to nonetheless come like a servile puppy dog and say, ‘Thank you very much for maligning my wife and maligning my father.
Mit anderen Worten: Cruz ist über Nacht zu einem devoten Schoßhund von Trump geworden, scheißt auf seine Ehre bzw. die von Frau und Vater und denkt nur noch an seine Kandidatur 2020. Wie armselig.
Hm, also die tiefroten Staaten wie Mississippi oder Alaska wuerde ich aussen vor lassen. Dass Clinton Ohio verliert und Mississippi gewinnt, ist einfach nicht vereinbar mit dem gut belegten Phaenomen eines recht einheitlichen Uniform Swing.
Zu Florida waere zu sagen, dass Trump sowohl bei RCP als auch 538 da momentan etwas vorne liegt. Gut, bei RCP (uebrigens ohne Ipsos) betraegt sein Vorsprung 0,1 Punkte - da spricht man wohl besser von Gleichstand, weit vorne sollte er auch bei 538 nicht liegen.
http://projects.fivethirtyeight.com/2016-election-forecast/?ex_cid=rrpromo
Aber der Punkt ist eben, dass er noch im Sommer meilenweit hinter Hillary lag im Sonnenstaat und der Abstand seitdem dramatisch zusammengeschmolzen ist. Und das, obwohl sich die konservativen Eliten weiterhin nicht mit ihm anfreunden koennen - Bush senior hat angeblich Vertrauten mitgeteilt, er werde fuer Hillary stimmen; konservative Zeitungen aus Texas, Virginia und New Hampshire, die seit vielen Jahrzehnten immer zur Wahl des Republikaners aufgerufen haben, machen sich diesmal fuer die Konkurrenz stark. Zudem die Enthuellungen ueber Trumps Skandale: Seine Stiftung hat Millionen fuer wohltaetige Zwecke eingesammelt und damit eine Staatsanwaeltin bestochen oder Trumps persoenliche Ausgaben, beispielsweise Kosten aus Gerichtsverfahren, beglichen. Zu allem Ueberfluss hat Clinton ein Feuerwerk an Werbespots in den Swing States abgebrannt, hier viel mehr investiert als Trump.
Und trotzdem sieht es momentan deutlich enger aus als im Sommer; bei RCP steht Clinton bei 272 Wahlmaennerstimmen, Trump bei 266 (Link s.o.). Faellt mir einfach sehr schwer, diese Dynamik zu verstehen trotz der verschiedenen Erklaerungsansaetze, die wir hier ja auch schon diskutiert haben.
Gut, am Montag sehen wir die erste Debatte und Drumpfs Vorbereitung laeuft doch eher unkonventionell ab, auch beeintraechtigt von seiner extremen Sprunghaftigkeit; seine eigenen Leute versuchen in Hintergrundgespraechen mit der Presse dementsprechend bereits, die Erwartungen herunterzufahren. Sehr amuesanter Artikel dazu:
Kann sein, dass der Donald seinen Auftritt komplett verpatzt; kann auch sein, dass er halbwegs verstaendlich bleibt, Clinton nicht ins Gesicht spuckt und darob von irgendwelchen Pundits fuer praesidiabel erklaert wird. Oder die Debatte hat genausowenig Auswirkungen wie Clintons Medienoffensive und wir muessen uns an den Gedanken gewoehnen, dass Wahlkaempfe und entsprechende Veranstaltungen wie Debatten letztlich kaum Auswirkungen auf Wahlentscheidungen haben.
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Er ist also doch nur ein armseliger Wurm, Wiesel hätten doch eigentlich so etwas wie Rückrat? [...] Cruz ist über Nacht zu einem devoten Schoßhund von Trump geworden, scheißt auf seine Ehre bzw. die von Frau und Vater und denkt nur noch an seine Kandidatur 2020. Wie armselig.
Nun, Cruz hab ich ja nicht den Spitznamen Wiesel verpasst, weil ich den aufrechten Gang fuer seine hervorstechendste Eigenschaft halte. Der ist ein schleimiger Karrierist, aber eben ein recht talentierter. Zu seiner "Verteidigung" sein angemerkt, dass er bei seiner "Wahlempfehlung" ja kein positives Wort ueber Donald verliert, sondern sie etwa mit dem Supreme Court begruendet - letztendlich eine Argumentation, der im November diverse #NEVERTRUMPer folgen werden. Schosshunde sind dann doch eher diejenigen, die staendig fuer oder mit Donald im Rampenlicht stehen: Giuliani, Christie, Sessions etwa.
Zudem hat GOP-Chair Priebus ja juengst Konsequenzen angedroht fuer Vorwahlkandidaten, die Trump nicht unterstuetzen - sie koennten bei den naechsten Vorwahlen zum Beispiel von den Debatten ausgeschlossen werden. Finde ich eine voellig falsche Entscheidung, aber wird Cruz natuerlich beeinflusst haben; auch Kasich duerfte ins Gruebeln kommen, falls er es 2020 noch einmal zu versuchen gedenkt.
Sagen wir mal so: Cruz ist in meinen und wohl auch in Deinen Augen ein schleimiger Karrierist, ein rechter Hardliner und ein Sadist, er hatte aber bei Dir und mir gewissen Respekt verdient auf der Convention für seine Geradlinigkeit. Er hat darauf gewettet, eine nach desaströsen Wahlen in Trümmern liegende republikanische Partei im Sturm zu erobern, als Anti-Trump mit klarer Haltung. Nun mag ihn niemand mehr, er gilt als Umfaller, der selbst seine Familie verrät. Er wäre mit einer klaren Haltung auch kein Präsident mehr geworden, hätte aber eine der wichtigsten Rollen in der Partei spielen können. Priebus ist wohl nur bis zur Wahl Chair, danach werden die Karten neu gemischt und die Drohungen sind vom Tisch, von daher ist Cruz vor einer lahmen Ente eingeknickt.
Many conservatives denounced Cruz for endorsing Trump. Glenn Beck said Friday was "a profoundly sad day for me." Conservative columnist Quin Hillyer said the endorsement was "a terrible mistake." Cruz's former speechwriter, Amanda Carpenter, called his decision "very disappointing." Cruz's top political aide Jason Johnson's only reaction was to post a photo of himself with his eyes closed. Cruz's endorsement is unlikely to win Trump many votes, but it could hurt the Senator in 2020 if another conservative runs for president.
At this point, Cruz has to walk a tightrope. If he doesn't act sort of enthusiastic about Trump, he is going to be accused of being a phony and not a team player. If he is too enthusiastic about Trump, he is going to be accused of bending with the prevailing winds and not being a principled conservative. It won't be easy for him. (V)
Natürlich kann man Facebook Zahlen nicht für die Prognose eines Wahlergebnisses verwenden, trotzdem sind diese ganz interessant. Ich interessiere mich für die "Dynamik" nach dem 1. großen TV Duell.
Stand 26.9.
Trump 10.797.534 Likes
Clinton 6.149.627 Likes
Der Vorsprung bei den Likes beträgt für Trump aktuell 4.647.907. Das ist wirklich sehr hoch.
87.519 neue Likes für Trump in der letzten Woche
152.946 neue Likes für Clinton in der letzten Woche
75,3% der Fans von Trump kommen aus den USA = 8.130.543 kommen aus den USA
56,6% der Fans von Clinton kommen aus den USA = 3.480.688 kommen aus den USA
Trump hat somit rund 4,65 Mio mehr Fans aus den USA, die seine Seite gelikt haben.
Sollten die Beriche wirklich stimmen, das H.Clinton an Parkinson leidet, bin ich einmal gespannt ob irgendwelche Symptome (oder die evtl. Nebenwirkungen eines Medikamentes) auch beim TV-Duell mit Trump auftreten werden.
http://alles-schallundrauch.blogspot.co.at/2016/09/hillary-fallt-in-ohnmacht-911 -gedenken.html
Die Frage ist wirklich, ob am Ende der "Gesundheitszustand" von H.Clinton tatsächlich noch wahlentscheidend werden kann.
In den nächsten Wochen und Monaten finden u.a. folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden (voraussichtlich) Märkte aufgesetzt:
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1. Halbjahr
2. Halbjahr
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