Demokratische Präsidentschaftskandidatur 2020: alle am Start (?)

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  • Wortgefecht Teil 2

    drui (MdPB), 28.06.2019 09:40, Antwort auf #90
    #91

    In der zweiten Debatte (der ersten Runde) haben anscheinend va. Harris und Bittigieg gepunktet, Biden sah eher unglücklich aus, aber man muss sehen, ob ihm das Anhänger bei den Schwarzen kostet. Gerade ältere Schwarze mögen ihn und bleiben ihm womöglich treu, egal was er sagt und macht, schon wegen Obama. Erstaunlich finde ich sein müdes Auftreten aber schon, dass er besser debattieren kann sah man bei der Debatte der Vize-Kandidaten im vorletzten Präsidentschaftswahlkampf, da hat er Obama quasi den Arsch gerettet nach dessem müden ersten Auftritt gegen Romney.

    Harris ist sehr gut im Debattieren und hält sich diszipliniert zurück, wenn sie weniger stark in der Öffentlichkeit steht, sie bleibt weiter im Rennen.

    Buttigieg gewinnt weiter an Format und Bekanntheit, kann ev. vom künftigen Ausscheiden anderer Kandidaten profitieren, Yang und Hickenlooper z.B. blieben recht blass und haben ähnliche Zielgruppen.

    Sanders war laut und kämpferisch, ihn hätte man lieber in der ersten Debatte mit Warren gesehen.

    https://www.politico.com/story/2019/06/28/who-won-the-democratic-debate-1386166

    https://www.politico.com/story/2019/06/28/democratic-debates-joe-biden-1386489

  • RE: Wortgefecht Teil 2

    Wanli, 28.06.2019 21:54, Antwort auf #91
    #92

    Biden sah eher unglücklich aus, aber man muss sehen, ob ihm das Anhänger bei den Schwarzen kostet.

    Habe inzwischen zumindest den Clip gesehen, der wohl der bei weitem meistgezeigte dieser Debatte ist: Harris' Attacke gegen Biden.

    Auf der einen Seite muss man erstmal festhalten, dass Harris das wirklich verdammt gut macht: Wer sich irgendwie für die Kunst der politischen Debatte interessiert, sollte sich diesen kurzen Ausschnitt mal geben, das ist wirklich die hohe Kunst, clever strukturiert (und vermutlich im Vorfeld schon ungefähr so geprobt), aber völlig authentisch wirkend. Unter anderem hier zu sehen:

    https://theweek.com/speedreads/849854/kamala-harris-puts-biden-blast-civil-right s-record

    Aber bei aller Hochachtung vor Kamalas Skills: Die Anwürfe selbst waren eigentlich nicht überraschend, keine obskuren Details, sondern die Verbindung eines Vorwurfs, Biden habe früher Maßnahmenzur Überwindung der Segregation von Schwarzen und Weißen zu verhindern getrachtet, und seinen jüngst geäußerten positiven Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit klar rassistischen Senatoren. Ehrlich: Darauf hätte Joe vorbereitet sein müssen, und das war offensichtlich nicht der Fall.

    Und das, obwohl im Vorfeld der Debatte gemeldet worden war, Biden absolviere ein Marathontraining zur Vorbereitung auf die Bühnenshow.

    https://politicalwire.com/2019/06/25/biden-preps-at-debate-camp/

    Trotzdem konnte er nicht nur Harris' Vorwürfe nicht kontern, sondern sich anscheinend auch sonst kaum klar verständlich machen.

    His answers to questions posed by the debate moderators were generic Democratic-candidate word salads sprinkled with biographical boilerplate and often nonsensical references to the diabolical Trump and the saintly Obama. And that's when he was free to say anything he wanted, without an opponent pushing back and cornering him. When the latter happened, it produced an ugly, self-protective mess of verbiage.

    https://theweek.com/articles/849877/joe-biden-got-demolished

    Bidens Stab soll auch entsprechend entnervt sein.

    A source close to the Biden campaign tells me his staff is “freaking out” about his poor performance tonight.

    The source said that internally, field staff says the campaign-organized debate watch parties in early voting states have been “awkward” and that Biden isn’t playing well to those who attended.

    According to Biden’s staff, he isn’t listening to his debate prep and he’s “set in his ways,” the source close to the campaign tells me.

    https://twitter.com/Olivianuzzi/status/1144433271637499904

    So ganz überraschend kommt das Ganze auch nicht: Vor ein paar Tagen bereits war ich dank des PredictIt-Forums auf ein Video von einer Wahlkampfveranstaltung aufmerksam geworden, dass einen Ausschnitt aus einer Wahlkampfrede zeigt: Das Publikum kurz vor dem Einschlafen, Biden ebenfalls müde wirkend und mit Äußerungen, die kaum verständlich waren.

    https://www.youtube.com/watch?v=6lOLZ60b3NM

    Und es gibt noch mehr Videos, die daran zweifeln lassen, ob der Mann wirklich noch die Geistesgegenwart, geistige Disziplin und Energie für einen Wahlkampf hat. Dazu passt auch, dass er sich nach der Debatte nicht in den Spin Room begab, wo die Kandidaten den Kontakt zu den hunderten Journalisten suchen, um deren Berichterstattung im eigenen Sinne zu beeinflussen; sein Stab ließ vermelden, er sei zu müde gewesen.

    https://www.theatlantic.com/politics/archive/2019/06/joe-biden-skips-spin-room-a fter-democratic-debate/592948/

    Meine Güte, der Donald tituliert ihn als "Sleepy Joe" - und wenn der Orange Utan eine Fähigkeit besitzt, dann die, Schwächen politischer Gegner zu wittern ("Low Energy Jeb", "Liddle Marco", "Lyin' Ted").

    Dazu kommt noch, dass ihm einfach einiges an politischem Instinkt fehlt. Letztendlich hat ihm ja Harris vorgeworfen, wenn Biden sich einst durchgesetzt hätte, dann hätte sie keine Schule mit weißen Schülern besuchen können. Biden konterte, das sei nicht wahr; er sei vielmehr dafür gewesen, Kommunen eigenständig über diese Frage entscheiden zu lassen. Genau dieses Argument wäre in einer demokratischen Debatte der sechziger Jahre durchaus plausibel erschienen, ist es doch genau das, was Südstaatenrassisten immer wieder vorbrachten, um ihre Jim-Crow-Laws zu verteidigen: Der Bundesstaat habe sich aus solchen Fragen herauszuhalten; wenn ein Präsident Eisenhower Soldaten in die Südstaaten schicke, um dort gegen die örtliche Polizei schwarzen Kindern den Besuch weißer Schulen zu ermöglichen, dann sei das ein Skandal.

    Im Jahr 2019 ist das aber kein irgendwie akzeptables Argument mehr in der demokratischen Partei; die Basis war empört, als Georgias Gouverneur Hunderttausende von Schwarzen von den Wählerlisten streichen ließ vor der Wahl im letzten Herbst. Wenn erstmal durchsickert, was der Mann da immer noch für Positionen vertritt, ist doch sehr fraglich, ob ihm die große Mehrheit der Partei zu folgen gewillt ist.

    https://www.politico.com/magazine/story/2019/05/05/joe-biden-busing-problem-2267 91

    Und wenn Du, drui, anzweifelst, ob ihn solche Klopper die Unterstützung der schwarzen Community kosten könnten, übersiehst Du meiner Meinung nach, dass für viele Demokraten die Vorwahlsaison erst jetzt beginnt. Die kennen Uncle Joe, aber recht viel wissen sie nicht über ihn. Und wenn man sich mal anschaut, welche Politiker nach den jeweiligen Debatten am meisten gegoogelt wurden, dann waren das Booker und Harris, mit einem klaren Schwerpunkt auf den Südstaaten, wo Schwarze einen besonders großen Teil der Basis ausmachen:

    Scheint doch einige Leute in der Partei zu geben, die sich nach Alternativen zu Joe umsehen...

    Davon abgesehen gebe ich offen zu: Ich bin generell kein Biden-Fan, das sollte hier auch hinreichend deutlich geworden sein. Und wahrscheinlich beeinflusst das meine Wahrnehmung auch. Aber wenn ich mir Bidens ungelenken Wahlkampf vor Augen führe, dann wäre die Partei auch dann mit dem Klammerbeutel gepudert, falls sie Biden aufstellt, wenn die Mehrheit der Basis tatsächlich einen eher zentristischen Kandidaten wünschen sollte. Gibt im Bewerberfeld genügend politische Talente, die - gegenwärtige Umfragen hin oder her - geschicktere und charismatischere Politiker sind als Joe und mMn weitaus bessere Chancen hätten, Drumpf zu schlagen und danach passable Präsidenten zu sein.

    Erstaunlich finde ich sein müdes Auftreten aber schon, dass er besser debattieren kann sah man bei der Debatte der Vize-Kandidaten im vorletzten Präsidentschaftswahlkampf, da hat er Obama quasi den Arsch gerettet nach dessem müden ersten Auftritt gegen Romney.

    Zunächst: Die letzte der genannten Debatten fand im Jahr 2012 statt. Tja: Menschen werden älter; manche sind mit Mitte siebzig noch geistig agil, andere bauen da schon ab. Ich erinnere mal zaghaft an Ronald Reagan, der 1980 wesentlich fitter war als vier Jahre später, als sein Stab ihn nur selten und da jeweils intensiv vorbereitet auf die Wahlkampfbühne schickte.

    “I have to say the frontrunner, Joe Biden — man, he was off his game,” Scarborough said. “I must say, won’t make friends here, it was one of the more disturbing debate performances I have seen since Ronald Reagan’s first debate in 1984.”

    “It was one of those moments where you’re going, my god, is he going to complete his sentence?” Scarborough added. “There were times he said he was going to give us three points — he gave us one and a half, and then did something that Joe Biden has never done, he gave back his time. [...]”

    https://www.salon.com/2019/06/28/scarborough-reviews-biden-one-of-the-more-distu rbing-performances-since-reagan-in-1984_partner/

    Zudem: Biden war zwar langjähriger Senator (eines demokratisch geprägten Staats), aber seine beiden Präsidentschaftskandidaturen der Vergangenheit verliefen sehr enttäuschend - der politische Zauberkünstler ist der Mann jetzt halt auch nie gewesen, auch wenn er seine Sache in den Vize-Debatten ordentlich erledigt hat.

  • Segregation Hoax

    Mirascael, 29.06.2019 00:04, Antwort auf #92
    #93

    Scott Adams (der seinerzeit lange vor dessen Nominierung als Einziger Trump prognostiziert hatte) sieht eigentlich nur Warren und Harris, mit klarem Vorteil für letztere ("Kamala dominated the stage and created a HOAX on the fly").

    Episode 580 Scott Adams: Who Will be the Democrat Nominee? Hint: Not Biden

    Harris ist wohl schon seit 2018 seine Favoritin.

  • RE: Segregation Hoax

    Wanli, 29.06.2019 10:02, Antwort auf #93
    #94

    Was für ein Hoax (ein Wort, das mittlerweise zu häufig benutzt wird mMn) soll das denn gewesen sein?

  • RE: Wortgefecht Teil 2

    drui (MdPB), 29.06.2019 13:26, Antwort auf #92
    #95

    Ich war erstaunt, wie lange der große Vorsprung von Biden trotz der bekannten Fettnäpchen gehalten hat (und noch hält) und denke, dass das nicht nur die Bekanntheit ist, sondern auch die likeability und natürlich die Obama-Nähe.

    Die letzten beiden Punkte hat er bei der Debatte bis zum Erbrechen wiederholt mit seinen ständigen Bezügen zur Familiengeschichte und eben Obama, das Problem ist halt, dass sonst nichts kam an vitalen Zukunftsplänen.

    Man darf die Debatte aber auch nicht überbewerten, die haben nicht soo viele Leute gesehen, auch wenn der Spin danach deutlich bidennegativ ist. Das Wahlkampfteam muss aufgestöhnt haben angesichts der Steilvorlagen für poltische Gegner, welche die auf T-Shirts drucken können, merke: Beende nie ein Argument mit: "anyway, my time is up, I’m sorry”, gerade wenn Du ein sehr alter Kandidat bist, müde wirkst und mehr Redezeit als Argumente hast.

    Zu kritisieren sind aber auch seine Strategie und sein Timing: Wenn er auf Versöhnung macht bzw. auf Anbiederung an Waffenfreaks der NRA oder an dog whistle-Rassisten im Süden, dann doch besser, wenn er die Nominierung in der Tasche hat. Außerdem zeigt er etwas zu viel Arroganz nach dem Motto, ich muss nur noch Trump bekämpfen und habe meine Partei eh schon überzeugt.

    Amerikaner neigen ja gerne zu Extremen und vielleicht ist das wirklich der Anfang vom ende Bidens Kandidatur, aber noch bin ich skeptisch. Ich war überrascht, wie böse z.B. Stephen Colbert über Biden nach der Debatte abgelästert hat. Vor einem Jahr hatte er ihn noch zum Interview (zum 2. Mal) und das glich eher einer Heiligenverehrung. Wohl ein Paradebeispiel von aufgesetzter Oberfächenfreundlichkeit und kulturellem Opportunismus.

  • RE: Wortgefecht Teil 2

    Wanli, 29.06.2019 14:32, Antwort auf #95
    #96

    Man darf die Debatte aber auch nicht überbewerten, die haben nicht soo viele Leute gesehen, auch wenn der Spin danach deutlich bidennegativ ist.

    Na ja, die Debatte am Donnerstag hatte eine Rekordeinschaltquote (für eine Vorwahldebatte der Demokraten): über 18 Millionen Fernsehzuschauer, dazu noch etwa 9 Millionen Zugriffe über soziale Medien wie Facebook. Aber auch am Mittwoch war die Quote mit deutlich über 15 Millionen nicht schlecht, auch da kommen nochmal ein paar Millionen dazu, wenngleich der verlinkte Artikel keine genauen Angaben macht - ich hab aber irgendwo mal die Zahl von 5 Millionen gesehen.

    https://www.forbes.com/sites/marcberman1/2019/06/28/record-rated-second-night-of -the-democratic-presidential-debate/#5ad1d32b72c9

    Wenn man mal annimmt, dass die meisten Zuschauer potenzielle demokratische Vorwähler waren, dann wird die Debatte schon Spuren hinterlassen: Vor vier Jahren lag die Wahlbeteiligung bei den demokratischen Vorwahlen bei ungefähr dreißig Millionen.

    https://en.wikipedia.org/wiki/2016_Democratic_Party_presidential_primaries

    Grob gerechnet sollte also mindestens jeder zweite Vorwähler des kommenden Jahres mal zugeschaltet haben, dazu kommt dann noch die Berichterstattung in den übrigen Medien oder Mund-zu-Mund-Propaganda.

    Das Ding ist natürlich: Wer wirklich Fan eines Kandidaten ist, nimmt dessen Leistung natürlich durch eine deutlich getönte Brille wahr; sollte Biden in der Lage sein, von jetzt an zu überzeugen, dann wird der Donnerstagabend wohl auch schnell als Ausrutscher ohne ernsthaftere Konsequenzen eingeordnet werden. Ich persönlich zweifle halt daran, weil man schon im Vorfeld von Bidens fahrigen und einschläfernden Äußerungen gehört hat. In einem Monat wird man wieder gemeinsam auf der Bühne stehen und die große Frage wird dann halt sein, ob Biden dann in besserer Form ist. Geht das wieder in die Hose, dann wird's kritisch.

    Ich war überrascht, wie böse z.B. Stephen Colbert über Biden nach der Debatte abgelästert hat. Vor einem Jahr hatte er ihn noch zum Interview (zum 2. Mal) und das glich eher einer Heiligenverehrung. Wohl ein Paradebeispiel von aufgesetzter Oberfächenfreundlichkeit und kulturellem Opportunismus.

    Als Late-Night-Comedian musst man wohl auch irgendwo Opportunist sein. Wenn einem Politiker ein Malheur passiert, was sich ausschlachten lässt, musst Du da halt zugreifen.

  • new poll iowa

    saladin, 03.07.2019 23:42, Antwort auf #96
    #97

    NEW IOWA poll from @davidbinder , via @linkiowa pro-ethanol group, shows a wiiiide open caucus after the first debate:

    WARREN: 20
    HARRIS: 18
    BIDEN: 17
    SANDERS: 12
    PETE: 10

    note: N = 600, which is as big as some of the Dem samples in public polling *national* samples.

  • tom steyer runs for the dem nomination

    saladin, 11.07.2019 03:50, Antwort auf #97
    #98

    manche mögen fragen: tom wer?

    viele hier werden ihn kennen

    self made millionär

    er und seine pacs investieren seit jahren VIEL geld in eher fortschrittliche und umweltfreundliche junge demokraten

    für umweltschutz

    für klimaschutz

    für impeachment

    vor einem halben jahr hat er gesagt er kandidiert nicht

    jetzt hat er sein antreten bei den demokratischen vorwahlen verkündet und gleich einen 7stelligen werbeblitz losgetreten

    was spricht für ihn:

    seit rund 5 jahren ist er einer der grössten geldgeber auf seite der demokraten( incl. kontakten und gefallen die man sich dadurch erkauft)

    hat 2 grosse (und mehrere kleinere) politische organisationen die seit knapp 5 jahren in wahlkämpfen und kampagnen geschult sind / organisation und talent ist vorhanden und eingespielt

    ist reich und hat keine angst sein eigenes geld mit vollen händen auszugeben

    von null auf xx% - medial kann er momentum vorweisen (wenn es funktioniert)

    was spricht gegen ihn:

    er startet (theoretisch) bei null %

    es kennen ihn hauptsächlich insider

    er selber war noch nie kandidat

    will er überhaupt gewinnen oder nur seine themen promoten? (aber das war bei trump ja auch so)

    die zeit (und hürden) zu der nächsten diskussionsrunde ist ein problem

    p.s.:ich habe meine anderen aktien in den letzten wochen verkauft da meine potentiellen dark horses (harris, buttigieg) eigene aktien haben bzw. abrams eher auf vizepräsidentin abzielt

    mit steyers antreten finde ich die aktie andere wieder gleichgewicht (kaufe im moment also nicht zu), gebe aber zu, dass für wagemutige ein einstieg in andere durchaus überlegenswert sein könnte

  • Die Lage der Dinge (Mitte Juli 2019)

    Wanli, 13.07.2019 18:12, Antwort auf #98
    #99

    Die erste(n) Debatte(n) der Demokraten hatte(n) eine beneidenswerte Einschaltquote und seitdem hat sich - meiner Meinung nach, aber auch laut diverser politischer Pundits - einiges verschoben im Vorwahlkampf: Die Spitzengruppe der Kandidaten ist näher zusammengerückt, hat sich aber auch deutlich vom Feld absetzen können. Momentan sieht das im Umfragenschnitt (landesweit) so aus:

    Biden 26,8 / Warren, Sanders 15,2 / Harris 15 / Buttigieg 5,3 / O'Rourke 2,2 / Booker 1,8 / Yang, Castro, Gabbard 1,3 / Klobuchar 1,2 / alle anderen <1

    https://www.realclearpolitics.com/epolls/2020/president/us/2020_democratic_presi dential_nomination-6730.html

    Biden also nach wie vor vorne, allerdings doch deutlich zurechtgestutzt, dann drei KandidatInnen praktisch gleichauf - diese vier sollten, falls nichts Außergewöhnliches passiert, auch zum Caucus in Iowa noch im Rennen sein. Buttigieg liegt da schon deutlich zurück, aufhorchen lässt aber die Summe an Spendengeldern, die er im zweiten Quartal eintreiben konnte, in diesem Punkt liegt er an erster Stelle - am Geld sollte seine Bewerbung nicht scheitern (Angaben in Millionen Dollar):

    Buttigieg 24,8 / Biden 21,5 / Warren 19,1 / Sanders 18 / Harris 12 / alle anderen (von denen schon Zahlen vorliegen) <3

    https://www.electoral-vote.com/evp2019/Pres/Maps/Jul09.html#item-6

    Beachten sollte man hier noch zweierlei: Zum einen fand die erste Debatte erst kurz vor Quartalsende statt; Harris dürfte mittlerweile deutlich besser fundraisen, als es die obige Zahl ausdrückt. Zum anderen akzeptieren Warren und Sanders im Gegensatz zu den übrigen Gelisteten keine Zuwendungen von Großspendern, was ihre Einnahmen relativ natürlich mickriger ausfallen lässt; man sollte die Beträge also nicht einfach mit der Zuneigung der Basis verwechseln.

    Diese enormen Summen werden von den KandidatInnen übrigens auch ziemlich beherzt genutzt, um insbesondere in den frühern Vorwahlstaaten Armeen von bezahlten und freiwilligen Helfern aufzustellen, was gerade in Iowa mit seinem doch recht eigenen Caucussystem nicht schaden kann; auch in diesem Punkt fällt das übrige Feld natürlich momentan zurück.

    -----

    Ein kurzer Blick auf während der Debatte erhobene Umfragezahlen lässt auch gewisse Schlüsse zu; man hatte die Umfrageteilnehmer vor dem Ereignis nach ihrer Präferenz befragt und sie dann gebeten, den KandidatInnen Noten zu geben mit dem folgenden Resultat:

    Ein paar vorsichtige Schlussfolgerungen:

    • Elizabeth Warren and Sen. Kamala Harris (D-CA) had the best overall performances, earning the highest marks from their supporters, the supporters of other candidates, and the unaffiliated voters. This suggests, in some small way, that these are the two candidates most able to unify the party.

    • Joe Biden and Beto O'Rourke had the weakest overall performances, earning the lowest marks from their supporters, the supporters of other candidates, and the unaffiliated voters. O'Rourke, in particular, pulled the lowest score on the whole chart, earning a meager 2.8 from Warren supporters.

    • One might think that, as a candidate who is millennial and gay, Mayor Pete Buttigieg (D-South Bend) would appeal to a lot of the same progressive voters that Bernie Sanders does. Apparently not, since Sanders supporters rated him as poorly as Biden, and nearly as poorly as O'Rourke. Buttigieg's delivery was strong, and he did not have any major (or minor) missteps, so his low rating presumably reflects disagreement with his policy ideas.

    • Biden's supporters appear to be the least doctrinaire, giving the highest average across all candidates. This suggests that they are particularly available to be picked off by other candidates.

    • Sanders' supporters appear to be the most doctrinaire, giving the lowest average across all candidates. This suggests that some amount of "Bernie or Bust" sentiment may be left over from 2016.

    https://www.electoral-vote.com/evp2019/Pres/Maps/Jul09.html#item-7

    Alle Daten weisen eigentlich in die gleiche Richtung: Vier bis fünf Kandidaten dominieren das Feld, für viele andere wird es schon eine Herausforderung sein, sich für die Debatte im September (mit deutlich verschärften Teilnahmebedingungen) zu qualifizieren; die momentan Abgeschlagenen müssen wohl darauf vertrauen, dass die Top Dogs möglichst bald signifikante Schwächen zeigen - aber die Zeit wird knapp, denn eine konkurrenzfähige Kandidatur verschlingt eine Menge Geld und erfordert sehr harte Arbeit: So mancher Kandidat wird sich in den nächsten Wochen entweder einer leeren Kasse oder einem Burnout gegenüber sehen und dann das Handtuch werfen, vielleicht auch mit neu entfachtem Enthusiasmus auf eine Kandidatur für den Senat blicken. Mit Eric Swalwell ist ja bereits jemand ausgestiegen.

    https://fivethirtyeight.com/features/a-midsummer-overview-of-the-democratic-fiel d/

    https://www.nbcnews.com/politics/meet-the-press/two-different-contests-are-defin ing-democratic-presidential-race-n1029186

    self made millionär [...]

    p.s.:ich habe meine anderen aktien in den letzten wochen verkauft da meine potentiellen dark horses (harris, buttigieg) eigene aktien haben bzw. abrams eher auf vizepräsidentin abzielt

    mit steyers antreten finde ich die aktie andere wieder gleichgewicht (kaufe im moment also nicht zu), gebe aber zu, dass für wagemutige ein einstieg in andere durchaus überlegenswert sein könnte

    Zunächst eine kurze Korrektur: Steyer ist wohl Milliardär, war mal anderthalb Milliarden schwer - keine Ahnung, wie viel Geld er jetzt noch hat nach den kostspieligen Projekten, die er in den letzten Jahren losgetreten hat. Deine Schlussätze sind ein guter Auftakt zu einer kleinen Marktkritik, die natürlich nur meine Meinung widerspiegelt.

    Grundsätzlich finde ich alle unsere Werte ziemlich plausibel. Von manchen Aktien halte ich viele, von einer anderen keine, aber grundsätzlich finde ich die Werte nicht an den Haaren herbeigezogen; meiner Ansicht plausibler als etwa die Konkurrenz von PredictIt (wo die Aktien natürlich in Summe weit über 100% ergeben, was einen Vergleich sowieso erschwert). Finde auch, dass wir die richtigen Aktien ausgewählt haben, die Spitzengruppe - ob Buttigieg dazu gehört, darüber kann man natürlich streiten - ist mit eigenen Aktien vertreten und es zeichnet sich doch ab, dass es kontraproduktiv gewesen wäre, nur mit Biden und Sanders an den Start zu gehen.

    Bei der Aktie "Andere" bin ich etwas zwiegespalten: Mit Blick auf die derzeitigen Bewerber finde ich sie etwas zu hoch angesetzt. Castro, Klobuchar und Booker haben sich bei der Fernsehdebatte gut geschlagen, aber in den Umfragen (und vermutlich auch beim Eintreiben von Spenden) hängen sie nach wie vor weit zurück und mir ist nicht ganz klar, was passieren müsste, um das zu ändern. Auch Neuzugang Steyer veranlasst mich jetzt nicht zu einer Sinnesänderung; ich seh nicht wirklich die Vorwähler, die jetzt auf einen dezidiert linken Milliardär gewartet haben. Der linke Flügel kann zwischen Warren, Sanders und exotischeren Namen wie Inslee, Gabbard oder Gravel wählen, das sollte eigentlich reichen.

    • Betting Odds: He's getting anywhere from 100-to-1 to 50-to-1, which implies a 1-2% chance of landing the nomination.

    • The Bottom Line: Steyer clearly plans to hang on beyond the time that the field shrinks, using his money to keep his campaign afloat, and then to become something like the 2020 version of Bernie Sanders, prodding the candidate(s) leftward. He cannot possibly think he has a shot at the White House.

    https://www.electoral-vote.com/evp2019/Pres/Maps/Jul13.html#item-6

    Grundsätzlich finde ich die Anderen also Stand jetzt etwas zu hoch bewertet, aber meine 1000 Aktien halte ich dennoch, denn sie decken ja auch ein paar Szenarien ab, die nicht völlig absurd erscheinen:

    1) Hillary Clinton erklärt ihre Kandidatur. Man kann ja beobachten, dass die Dame sich ständig zu aktuellen Themen in den Medien äußert, bei Fernsehshows auftritt und sich auch mal in New Hampshire blicken lässt; dass Clinton wahnsinnig gerne das Weiße Haus beziehen würde, ist ja jetzt auch kein Geheimnis. Und sie müsste nur mit dem Finger schnippsen und die Millionen würden ihr zufließen, die könnte es sich tatsächlich erlauben, ihre Kandidatur deutlich später zu erklären als andere, welche der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt sind und über spärlichere Connections in der Partei verfügen.

    Vor einigen Monaten hätte ich so eine Herbstüberraschung noch für wahrscheinlicher gehalten als jetzt: Wenn sich abgezeichnet hätte, dass die zentristischeren / moderat linken KandidatInnen floppen und einen Sieg Bernies ermöglichen könnten, hätte ich mir gut vorstellen können, dass Clinton es noch einmal drauf ankommen lässt. Die Wahrscheinlichkeit ist mittlerweile gesunken, aber bei PredictIt wird sie immer noch auf 10% geschätzt.

    https://www.predictit.org/markets/detail/4614/Will-Hillary-Clinton-run-for-presi dent-in-2020

    2) Bei den Vorwahlen kommt keiner der Kandidaten in die Nähe einer absoluten Mehrheit an Delegiertenstimmen, die Unsicherheit und die Emotionen eines langen Wahlkampfes entzweien die Basis. Rechtzeitig zur Wahlversammlung zaubern einige graue Eminenzen daher einen Kompromisskandidaten aus dem Hut, mit dem / der am Ende jeder leben kann: Hillary Clinton? Michelle Obama? Al Gore? Bruce Springsteen? Gut, der "Boss" wird es nicht werden, aber sonst: Wer weiß?

    Eigentlich sind es eher solche unwahrscheinlichen, aber nicht ganz unplausiblen Szenarien, die mich an der Aktie festhalten lassen, weniger die erklärten Außenseiter-KandidatInnen.

    So, das war's von mir. Teilt Ihr meinen Einschätzungen? Werde mich übrigens in den nächsten Wochen hier rar machen, da nach stressigen Wochen an der Arbeit nun ein längerer Urlaub ansteht; mal sehen, wie es dann aussieht nach einer weiteren Debatte Ende Juli.

  • RE: Die Lage der Dinge (Mitte Juli 2019)

    sorros, 13.07.2019 20:15, Antwort auf #99

    2) Bei den Vorwahlen kommt keiner der Kandidaten in die Nähe einer absoluten Mehrheit an Delegiertenstimmen, die Unsicherheit und die Emotionen eines langen Wahlkampfes entzweien die Basis. Rechtzeitig zur Wahlversammlung zaubern einige graue Eminenzen daher einen Kompromisskandidaten aus dem Hut, mit dem / der am Ende jeder leben kann: Hillary Clinton? Michelle Obama? Al Gore? Bruce Springsteen? Gut, der "Boss" wird es nicht werden, aber sonst: Wer weiß?

    Eigentlich sind es eher solche unwahrscheinlichen, aber nicht ganz unplausiblen Szenarien, die mich an der Aktie festhalten lassen, weniger die erklärten Außenseiter-KandidatInnen.

    So, das war's von mir. Teilt Ihr meinen Einschätzungen? Werde mich übrigens in den nächsten Wochen hier rar machen, da nach stressigen Wochen an der Arbeit nun ein längerer Urlaub ansteht; mal sehen, wie es dann aussieht nach einer weiteren Debatte Ende Juli.

    Meiner Meinung nach hat keiner der bisher antretenden Kandidatinnen und Kandidaten die Modernität (ökonomisch, außenpolitisch, klimapolitisch, sozialpolitisch) und gleichzeitig die Gravitas um für das Amt geeignet zu sein.
    Deshalb erwarte ich daß entweder jemand im Prozess sehr wächst oder eine unwahrscheinliche Überraschung kommt. (Hillary würde meine Erwartungen an das Amt allerdings nicht mehr erfüllen)

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