Explosion und Kernschmelze in Atomkraftwerk?
In dem beschädigten Atomkraftwerk in Fukushima hat sich offenbar eine Explosion ereignet. Es habe Explosionsgeräusche gegeben, danach sei weißer Rauch aufgestiegen, berichtete der japanische Fernsehsender NHK. Die Ursache sei noch unbekannt.
Fernsehbilder des Senders deuten darauf hin, dass bei der Explosion Teile der Gebäudehülle des Reaktors Fukushima 1 weggebrochen sind. Laut dem Betreiber Tepco gebe es offenbar mehrere Verletzte, meldete die japanische Nachrichtenagentur Jiji. Die Nachrichtenagentur Kyodo meldete, vier Menschen seien verletzt worden.
Die Lage in dem Meiler hatte sich zuvor nach dem Ausfall des Kühlsystems dramatisch zugespitzt. In der Nähe des Atomkraftwerks sei radioaktives Cäsium festgestellt worden, berichtete Kyodo unter Berufung auf die Atomsicherheitskommission.
Zuvor hatte die Atomaufsichtsbehörde erklärt, in dem Reaktor habe es möglicherweise eine Kernschmelze gegeben. Behörden stellten derzeit entsprechende Untersuchungen an. Aber selbst wenn es eine Kernschmelze gegeben habe, gehe für Menschen außerhalb eines Radius von zehn Kilometern keine Gefahr aus. So seien die meisten der 51.000 Einwohner in diesem Umkreis evakuiert worden.
Japan hatte für den AKW Fukushima 1 den atomaren Notstand ausgerufen, nachdem dort das Kühlsystem ausgefallen war. Damit gilt nun für insgesamt fünf Reaktoren in zwei Atomkraftwerken der Notstand. Betroffen sind zwei Reaktoren im AKW Fukushima 1 und drei im nahe gelegenen AKW Fukushima 2. Alle fünf Reaktoren wurden nach dem schweren Erdbeben vom Freitag abgeschaltet. Nachdem es zunächst geheißen hatte, nur einer der beiden Reaktoren von Fukushima 1 habe wegen eines Stromausfalls Probleme mit der Kühlung, hieß es nun heute, es seien beide Reaktoren betroffen.
http://www.youtube.com/watch?v=HRWM-kBkbGI
N24 live - Eilmeldung: Wohl Explosion in Reaktor Fukushima 1
BBC meldet, dass Strahlung 1529fache der normalen Dosis entspricht.
Eine Stunde am Haupteingang entspricht der normalen jährlichen Dosis!
http://www.ustream.tv/channel/nhk-gtv Video
http://www.ustream.tv/channel/yokosonews Audio englisch
Es laufen Ratschläge gegen Verstrahlung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Auslegungsst%C3%B6rfall
Als Super-GAU wird ein Unfall bezeichnet, bei dem stärkere Belastungen auftreten als beim oben definierten Auslegungsstörfall.[1] [wikipedia.org][2] [wikipedia.org]
Mit „Super“ wird angedeutet, dass die Folgen des GAU übertroffen werden. Dabei wird die Vorsilbe super- in der ursprünglichen lateinischen Bedeutung ‚über‘, ‚darüber hinaus‘ verwendet. In Fachsprache [wikipedia.org] und Verwaltungssprache [wikipedia.org] wird dafür der Begriff Auslegungsüberschreitender Störfall verwendet.
Eine Bedingung für die Genehmigung von kerntechnischen Anlagen ist der Nachweis, dass selbst im Falle des größten anzunehmenden Unfalls (GAU) kein radioaktives Material der Anlage in die Umwelt gelangt. Bei einer Freisetzung von Radioaktivität jenseits der gesetzlich festgelegten Grenzwerte ist daher nach Definition der Rahmen des GAU überschritten und ein Super-GAU eingetreten. Streng genommen erfüllt ein Unfall ab der INES [wikipedia.org]-Stufe 5 diese Bedingung. Es ist jedoch üblich, erst schwere und katastrophale Unfälle mit Super-GAU zu bezeichnen (INES 6 und INES 7). Bekanntestes Beispiel für einen Super-GAU ist die Katastrophe von Tschernobyl [wikipedia.org].
Das ist krass, hätte ich nicht erwartet. Ok, die Japaner sind extrem technikgläubig, so dass sie trotz Atombombenerfahrung und Erdbebengefährdung ihr Land mit Atomkraftwerken überziehen, aber dass sie die Dinger auch noch an die Küste stellen, um auch noch von Tsunamis profitieren zu können...
Und es innerhalb eines Tages nicht schaffen, Stromversorgung oder Notkühlung in Gang zu setzten. Da wurden die meisten Fehler schon vorher gemacht. Ich glaube niemandem mehr, dass Atomkraftwerke sicher vor Terroranschlägen sind. Es reicht ja scheinbar schon aus, die Stromversorgung für 24 Stunden lahmzulegen. Die japanischen Kraftwerke gelten übrigens als die sichersten in der Welt. Mein Dank an Schwarz-Geld für die Laufzeitverlängerung!
http://www.bbc.co.uk/news/world-asia-pacific-12721498
Die Explosion gezoomt:
Evakuierungsradius jetzt 20 km um Fukushima nach Reuters.
Ein BBC Journalist, der nach Fukushima wollte wurde aber bereits an einer Sperre der Polizei 60 km vor der Stadt aufgehalten.
Röttgen hat offensichtlich seinem Ministerium bislang die Zügel gelockert. Gestern leakte ja der Bericht an die Öffentlichkeit, wo sichtbar wurde wie ernst die Lage war und heute wird gearbeitet!
http://www.bmu.bund.de/atomenergie_sicherheit/doc/47087.php
Nach bisherigem Kenntnisstand des <acronym title="Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit">BMU</acronym> sind von dem Erdbeben in Japan mehrere Kernkraftwerke betroffen.
Im Kernkraftwerk Fukushima I mit insgesamt 6 Blöcken ist bei drei Blöcken ein Problem mit der Stromversorgung aufgetreten. Offenbar besteht bei zwei Blöcken die Gefahr eines größeren Unfalls, da die Nachkühlung zurzeit nicht gewährleistet ist. Notfallmaßnahmen wurden durch den Betreiber eingeleitet. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zu größeren Freisetzungen radioaktiver Stoffe kommen kann.
Aufgrund der großen Entfernung zu Japan ist in Deutschland allenfalls mit Auswirkungen zu rechnen, die nur Bruchteile der hiesigen natürlichen Strahlenexposition ausmachen. Mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen für die deutsche Bevölkerung ist nicht zu rechnen.
Der Deutsche Wetterdienst hat darüber hinaus vorsorglich erste Trajektorien-Berechnungen zur Windausbreitung durchgeführt, die aufgrund der in Japan herrschenden Wetterlage erstellt wurden. Danach würde eine gegebenenfalls kontaminierte radioaktive Wolke zunächst auf den Pazifischen Ozean (südostsüd) hinaus ziehen und nach etwa 24 Stunden nach Südwesten in Richtung der Philippinischen Inseln abdrehen. Die Philippinischen Inseln würden dann in etwa 5 Tagen erreicht. Eine weitere Vorhersage ist zurzeit nicht möglich. Da es sich bei der Wetterlage nach Aussage des Deutschen Wetterdienstes um eine Hochdrucklage handelt, werden die Luftmassen nach unten gedrückt und würden nicht weiter in größere Höhen vordringen. Der europäische Luftraum wäre vorerst nicht beeinflusst.
Aktuelle Entwicklungen:
http://www.guardian.co.uk/world/2011/mar/12/japan-earthquake-tsunami-aftermath-l ive
In den USA hat es nur wenige Stunden gedauert, bis politische Meinungsmacher begonnen haben, das Erdbeben für ihr jeweiliges Anliegen auszuschlachten - anstatt erstmal innezuhalten und für den Erfolg der japanischen Katastrophenbekämpfung zu beten.
Auch in Deutschland beginnt die Instrumentalisierung bereits, während in Fukushima noch versucht wird, das Schlimmste zu verhindern.
Die Kritiker, die immer davor gewarnt haben, dass sich die Kernenergie nicht beherrschen lässt, haben recht gehabt - und die Befürworter sind einer Illussion beraubt.
Kann man nach so einer Katastrophe nicht mal 24 Stunden den normalen politischen Streit ruhen lassen? Die nötigen Diskussionen werden schon noch stattfinden, aber man muss seinen Standpunkt ja nicht übereifrig und selbstgerecht mitten in die Bilder der Zerstörung quäken.
EDIT: In Deutschland geht es auch schon los. Können die nicht mal bis zum Montag warten?
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,750494,00.html
Für die kleineren Pazifiknationen zeichnet sich ein glimpfliches Ende des Tsunami-Krise ab:
http://www.guardian.co.uk/world/2011/mar/12/japan-earthquake-tsunami-aftermath-l ive#block-12
Der Energie-Experte des Guardian hält eine Katastrophe wie in Tschernobyl für eher unwahrscheinlich (ebd.).
"Henrik Paulitz von IPPNW weist auf die deutsche Situation hin. Dort wären in einer solchen stromlosen Lage die Reaktorkerne viel schneller geschmolzen. (...) "Die betroffenen AKW in Japan haben mit Dampf betriebene Pumpen. Nur deshalb konnten die Reaktoren für einige Stunden nach der Notabschaltung mit Batteriesteuerung gekühlt werden."Paulitz weiter: "Das deutsche Atomkraftwerk Biblis B beispielsweise verfügt nicht über eine derartige dampfgetriebene Notkühlpumpe. Und es gibt noch einen weiteren, ganz wesentlichen Unterschied: In Biblis B reichen die Batterien zur Steuerung des Kraftwerks nur für größenordnungsmäßig zwei Stunden. Die Batterieversorgung in Fukushima Daiichi hingegen verfügte über eine Batteriekapazität von sechs bis acht Stunden.""
http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/atomalarm-in-japan/
Na das ist doch mal lustig: Liebe Terroristen, sorgt mal für 3 Stunden für einen Stromausfall in Biblis B, am besten nachts, und schon könnt ihr mit einer Kernschmelze zumindest Darmstadt und Mannheim atomar verseuchen! Mainz und Frankfurt sind auch nicht mehr weit. Keine Eile, bis 2020 habt ihr mindestens noch Zeit.
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