Ich denke, es wird an der zeit, sich dem phänomen stronach zu nähern. Seine phantom-partei stellt sicher eine "positive" alternative zu den von schlagenden burschenschaftern geprägten parteien fpö und auch bzö dar, die massive probleme mit ihrem rechten rand haben und durch und durch regierungsunfähig scheinen.
Person und grob umrissene programmatik schreien freilich geradezu nach einer kritischen analyse, die in diesem thread in den nächsten wochen und monaten in loser folge erfolgen wird (hauptberuflich mache ich ja etwas anderes). Es wird für jedermann/jederfrau was dabei sein, hoffe ich, vom fußballengagement über sein politisches engagement in kanada, von politischen und sonstigen netzwerken, von der arbeitermitbestimmung in stronachs betrieben, von der unternehmerischen tätigkeit abseits des bereichs der autozulieferung, etc., etc..
TEIL 1: Stronach und das freie Unternehmertum
Zunächst einmal gehe ich vom stronachschen ansatz aus, den staat und seine exponenten zu verteufeln und für unfähig zu erklären, das freie unternehmertum aber in den höchsten tönen zu loben:
1965 besiegelten die kanadische und die us-amerikanische regierung den sogenannten auto-pakt.
Dieser besagte, dass für jedes auto, das us-konzerne in kanada verkaufen, auch eines dort hergestellt werden müsse; außerdem hatte von nun an jedes in kanada gebaute auto zu 60 prozent in kanada produzierte teile zu enthalten.
Die regelung löste in den auftragsbüchern von stronachs multimatic einen boom aus, der auf keine natürliche nachfrage zurückzuführen war, sondern nur auf einen massiven staatsangriff, der abseits der regeln des freien marktes arbeitsplätze schaffen und sichern wollte. Letztlich wurde dadurch das fundament für stronachs vermögen geschaffen.
Im jahr 1988 stand stronachs magnakonzern dann allerdings kurz vor dem bankrott, stronach stand vor einem schuldenberg von ca. 1,2 milliarden euro. Einer der größten gläubiger, die bank of nova scotia, wollte stronach durch einen sanierungsexperten ersetzen.
Der frühere kanadische handelsminister edward C. lumley rief daraufhin, von stronach instruiert, den bankchef cedric ritchie an. Lumley erzählte später selbst, er habe gefragt, ob „magnas problem frank stronach“ heiße? Ritchie antwortete mit "ja". Lumley antwortete: „Und heißt die lösung für magna ebenfalls frank stronach?“ Ritchie habe wieder "ja" gesagt und daraufhin den kredit für magna aufrecht lassen.
Ende der 80er jahre schlitterte magna dann vor allem in europa neuerlich in eine veritable krise. So kam es im jahr 1990 dazu, dass der österreichische staatsbetrieb voest alpine sich in einem joint venture je die hälfte von magnas vier europäischen produktionsstätten (zwei in österreich, zwei in deutschland) sicherte. Dadurch rettete die verstaatlichte industrie österreichs das europageschäft magnas.
Soweit zu frank stronach und seinen lobpreisungen des freien unternehmertums und dem unfähigen staat und seinen exponenten.
Das - und vieles andere - nachzulesen unter
http://www.falter.at/falter/2012/07/10/stronachs-staatsaffaeren/
TEIL 2: Stronachs Fußballengagement - ein Fiasko der Extraklasse
Jeder erfolgreiche unternehmer sollte sich an das ökonomische prinzip halten:
1) Mit möglichst geringem input ein vorgegebenes ziel erreichen.
2) Mit gegebenem input maximalen output erzielen.
In den 90-er jahren des vorigen jahrhunderts kam frank stronach auf die idee, im österreichischen fußball als mäzen aufzutreten. Beim landeanflug auf wien mit dem damaligen präsidenten der wiener austria, rudolf streicher, sah er das hell erleuchtete wiener happel-stadion.
Lauthals und vollmundig erklärte er jedem, der es hören wollte, die wiener austria werde spätestens in fünf jahren den europacup gewinnen, österreich im jahr 2006 fußball-weltmeister werden.
Am 1. august 1998 stellte er sich mit einem scheck über 10 millionen schilling (726.728 euro) ein, der für das engagement von michael wagner verwendet wurde. Im oktober 1999 traf der wiener fußballverein mit dem magna-konzern eine grundsatzvereinbarung, die der austria 40 millionen schilling pro jahr garantierten (rund 2,8 millionen euro). Mit ende der saison 2007/2008 zog sich stronach von seinem austria-engagement zurück. Er investierte im fraglichen zeitraum mehr als 100 millionen euro und trieb die preise für fußballer auf dem österreichischen markt in (in relation zum können, zur größe des landes und dem marktwert der liga) absurde höhen. Es wurden in diesem zeitraum dutzende spieler aus dem in- und ausland verpflichtet und wieder abgegeben, bei den trainern regierte unabhängig vom erfolg das hire-and-fire-prinzip. Folge waren laufende interne unruhen und querelen sowohl unter spielern als auch im führungsstab. Zwischen 1998 und 2008 amtierten bei der wiener austria nicht weniger als 17 trainer, außer arie haan die deutschen joachim löw (!) und christoph daum neben österreichischen größen wie robert sara, friedl koncilia, herbert prohaska, didi constantini, walter schachner oder frankie schinkels. Stronach hielt sich einen großen teil des jahres außer landes auf, vertraute in dieser zeit offenbar bestens entlohnten „einflüsterern“, die ihm ihre berichte ablieferten.
Die ergebnisse in der nationalen meisterschaft waren trotz drückender budgetärer überlegenheit im vergleich mit praktisch allen anderen klubs mehr als mager: zwei meistertitel und vier cupsiege, im europacup zeigte man nur einmal im jahr 2004/2005 mit dem einzug ins viertelfinale des uefa-cups kurz auf, ansonsten reihte sich ein scheitern an das andere. Europacupsieger wurde die wiener austria natürlich nie.
Im jänner 2008 erwarb stronach dann die lizenz des finanziell schwer angeschlagenen zweitligisten schwanenstadt (oberösterreich) und wollte mit dieser zunächst mit einem wiener klub spielen (man stelle sich so etwas in deutschland vor!); nachdem der wiener landesverband zögerte, stellte der neu gegründete „FC Magna“ einen erfolgreichen antrag auf aufnahme in den fußballverband niederösterreichs, stronach ließ den klub in wiener neustadt spielen. Der mit zahlreichen teuren profis spielende klub wurde 2009 zweitligameister und stieg in die österreichische bundesliga auf. Der aufsteiger wurde zwar auf anhieb fünfter, stronach verlor nach heftigen querelen aber wieder rasch seine freude am klub, der ohne seine sponsorgelder in der saison 2012/13 als abstiegskandidat nummer eins gehandelt wird.
Stronach brach auch sein wohl einziges sinnvolles fußballprojekt, im bereich des nachwuchses, ab: 1999/2000 wurde die frank-stronach-fußball-akademie in hollabrunn in zusammenarbeit mit austria wien gegründet. Die akademie musste nach der beendigung der alimentierung durch stronach im jahr 2009 ihre tore schließen.
Die österreichische nationalmannschaft scheiterte übrigens im fraglichen zeitraum des stronach-engagements bei allen qualifikationen für die fußballeuropa- und –weltmeisterschaften klar, bei der europameisterschaft 2008, bei der man als gastgeber fix qualifiziert war, schied man in der vorrunde mit einem punkt aus drei spielen sang- und klanglos aus.
Aber selbst wenn man frank stronach nicht bei seinen vollmundigen versprechen und prophezeiungen beim wort nimmt: Im fußball scheiterte er mit bomben und granaten, ließ führungsqualitäten und menschenkenntnis missen. An das ökonomische prinzip, aber das ist ja offenbar eine nebensächlichkeit für einen milliardär (?), hat er sich sowieso nicht gehalten.
Näheres zum fußballengagement:
http://www.kleinezeitung.at/sport/fussball/2471577/stronachs-engagement-bundesli ga.story
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