Presidential Election 2016 - Nachbetrachtung

posts 81 - 90 by 532
  • Ausformulierter Marktvorschlag (de/en)

    Wanli, 18.01.2017 17:55, Reply to #80
    #81

    Wäre vielleicht doch angemessener, den zweiten Vorschlag zu nehmen, trotz der damit verbundenen vermutlich recht kleinen Differenzaktie, die natürlich sehr zum Zocken verführt.

    Schließlich ist es ein Unterschied, ob ein Präsident bei 45% Zustimmung die restlichen 55% explizit gegen sich hat oder nur deren 5%, während die Hälfte der Wähler neutral bleibt. Ersterer Präsident wäre politisch in sehr unruhigem Fahrwasser, letzterer dagegen in ganz guter Verfassung.

    Mein Vorschlag also doch eher:

    Marktfrage

    Welchen Zustimmungwert weist Donald Trump gemäß des Umfragenaggregators realclearpolitics.com am 20.1.2018 auf?

    Which approval ratings will President Trump have on January 20, 2018 according to aggregated polls on realclearpolitics.com?

    Aktien

    Aktie 1: Zustimmung zur Regierungsführung Donald Trumps. - Approval.

    Aktie 2: Ablehnung der Regierungsführung Donald Trumps. - Disapproval.

    Aktie 3: Differenzaktie. - Don't know / Won't say.

  • RE: Ausformulierter Marktvorschlag (de/en)

    gruener (Luddit), 19.01.2017 00:42, Reply to #81
    #82

    können wir den markt auch kürzer fassen?

    z.b. auf ein 1/4 jahr begrenzen?

  • RE: Ausformulierter Marktvorschlag (de/en)

    drui (MdPB), 19.01.2017 11:18, Reply to #82
    #83

    können wir den markt auch kürzer fassen?

    z.b. auf ein 1/4 jahr begrenzen?

    Die Aufmerksamkeitsspanne der Amis ist in Sachen Politik ja nicht so groß, ich würde da zumindest die Midterm-Wahlen als Endpunkt anzielen. Es dürfte auch mindestens ein Jahr dauern, bis Trump nicht mehr von Obamas Aufschwung profitiert, Handelskonflikte eskalieren, das Konjunkturstrohfeuer erlischt, die Krankenversicherungen kollabieren und das Kabinett sich zerstreitet.

  • Trump ante portas

    last-exit, 20.01.2017 01:05, Reply to #83
    #84

    Er begehrt nicht nur Einlass, heute öffnen sich ihm alle Türen. Inklusive Atomkoffer.

    It's (the beginning of) the end of the States as we know 'em.

  • RE: Ausformulierter Marktvorschlag (de/en)

    Wanli, 20.01.2017 09:07, Reply to #83
    #85

    Die Aufmerksamkeitsspanne der Amis ist in Sachen Politik ja nicht so groß, ich würde da zumindest die Midterm-Wahlen als Endpunkt anzielen.

    Bis zu den Midterms sind es fast zwei Jahre, das wäre vielleicht etwas langfristig. Eine zu kurze Laufzeit macht aber mMn auch weniger Sinn, schließlich muss sich eine Meinung erstmal bilden...

  • RE: Ausformulierter Marktvorschlag (de/en)

    Dr.Ottl, 20.01.2017 16:16, Reply to #85
    #86

    Bin deiner Meinung. Marktende Dez. 2017 / Jan. 2018 kann ich mir gut vorstellen. (Auch wenn's eine lange Laufzeit ist.)

  • Stadt und Land

    Wanli, 22.01.2017 15:11, Reply to #86
    #87

    In der Obamaära wurde gern darauf hingewiesen, dass sich die amerikanische Wählerschaft demographisch wandelt - hin zu einem größeren Anteil von Wählern ethnischer Minderheiten, die eher den Demokraten zugeneigt sind. Viele Leute - auch ich - schlussfolgerten daraus, dass es für die GOP zunehmend schwieriger werden würde, landesweit eine Wahl für sich zu entscheiden. Ganz falsch ist dieses Argument nach wie vor nicht, aber angesichts der republikanischen Stärke (Weißes Haus, Mehrheiten in beiden Kammern des Kongresses sowie eine klare Mehrheit der Gouverneursposten in den Einzelstaaten) muss man sich natürlich fragen, wie die derzeitigen Kräfteverhältnisse zu erklären sind: Wenn die demographische Entwicklung ganz klar gegen die GOP läuft, warum ist sie dann momentan in der stärksten Position seit den zwanziger Jahren?

    Sean Trende von RCP hat sich dieser Frage gewidmet und macht auf eine Entwicklung aufmerksam, die vielleicht noch zu wenig Beachtung gefunden hat: Die demokratische Wählerschaft verteile sich immer ungleichmäßiger; während Obamas Partei in Städten immer neue Rekorde aufstelle, falle sie auf dem flachen Land immer weiter zurück (gleiches gilt natürlich umgekehrt auch für die der GOP). Die Befunde als Grafik:

    http://www.realclearpolitics.com/articles/2017/01/20/how_trump_won_--_conclusion s_132846.html#2

    Auf die absolut gewonnenen Stimmen habe das keine großen Auswirkungen (bei sechs der letzten sieben Präsidentschaftswahlen hat der demokratische Kandidat schließlich mehr Stimmen bekommen als sein republikanischer Widerpart), aber das politische System der USA räume den Landeiern eben ein größeres Gewicht ein. Während die Dominanz der Demokraten in einem großen, urbanen Staat wie Kalifornien mittlerweile so erdrückend ist, dass im November zwei demokratische Kandidaten (und kein Republikaner) auf dem Stimmzettel zur Senatswahl standen, ist die Zahl der eher bevölkerungsschwachen ländlich geprägten Staaten eben so groß, dass eine Mehrheit im Senat immer schwieriger zu erreichen ist und auch im Repräsentantenhaus selbst ohne das Gerrymandering der GOP ein Ungleichgewicht vorprogrammiert wäre.

    Ein Trend, der wie oben gezeigt schon seit zwei Jahrzehnten zu beobachten ist, den die Demokraten aber umkehren müssen, um wieder den Einfluss zu haben, der ihnen aufgrund der absoluten Wählerstimmen eigentlich zukäme. Vielleicht bietet Trumps Präsidentschaft dafür eine Gelegenheit.

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    Trumps Pressesprecher Spicer bezichtigt (fälschlich) Medienberichte als Lügen, die über die im Vergleich zu Obamas Vereidigungen geringere Zahl der Zuschauer an Drumpfs großem Tag berichtet hatten. Ist das einfach ein Ausdruck der Anfälligkeit seines Chefs für narzistische Kränkungen oder vielmehr / auch ein Versuch, traditionelle Berichterstattung allgemein in den Augen der Basis so stark zu diskreditieren beziehungsweise diese so zu konditionieren, dass sie selbst offensichtliche Lügen (über dann vielleicht wichtigere Fakten) glaubt?

    Delegitimizing the institutions that might report inconvenient or damaging facts about the president is strategic for an administration that has made a slew of impossible promises and takes office amid a cloud of ethics concerns and potential scandals.

    It also gives the new administration a convenient scapegoat for their continued struggles with public opinion, and their potential future struggles with reality. This kind of “dishonesty from the media,” Spicer said, is making it hard “to bring our country together.” It’s not difficult to imagine the Trump administration disputing bad jobs numbers in the future, or claiming their Obamacare replacement covers everyone when it actually throws millions off insurance.

    http://www.vox.com/policy-and-politics/2017/1/21/14347952/trump-spicer-press-con ference-crowd-size-inauguration

  • RE: Stadt und Land

    sorros, 22.01.2017 16:55, Reply to #87
    #88

    Danke Wanli! Hoch interessant! Da habe ich viel abgekupfert.

  • Kaffeesatzlektüre

    Wanli, 23.01.2017 00:19, Reply to #88
    #89

    Was genau ist vom neuen Präsidenten zu erwarten? Hierzulande scheint man seine Rede vom Freitag ja wörtlich zu nehmen, aber das mag bei Trump nicht immer die beste Idee sein. Was weiß man eigentlich recht sicher?

    Ziemlich sicher kann man wohl davon ausgehen, dass hier die große Kleptokratie droht. Diverse Anzeichen dafür sind auch schon in den deutschen Medien diskutiert worden, andere dagegen verstecken sich eher im Kleingedruckten, in der vom Donald geplanten Infrastrukturoffensive beispielsweise. Hierzulande wird ja offenbar angenommen, es gehe tatsächlich darum, sehr viel Geld in marode Straßen oder bröselnde Brücken zu stecken, was die USA wohl tatsächlich nötig hätten. Nicht ganz zufällig trommeln ja auch die Demokraten schon länger für genau solche Maßnahmen, sie standen auch in Clintons Wahlprogramm.

    Im Unterschied dazu allerdings sieht Trumps Plan keine direkten staatlichen Investitionen vor; stattdessen sollen Unternehmen, die in profitable Infrastrukturprojekte investieren, Steuererleichterungen erhalten. Die WaPo klärt auf:

    First, Trump’s plan is not really an infrastructure plan. It’s a tax-cut plan for utility-industry and construction-sector investors, and a massive corporate welfare plan for contractors. The Trump plan doesn’t directly fund new roads, bridges, water systems or airports, as did Hillary Clinton’s 2016 infrastructure proposal. Instead, Trump’s plan provides tax breaks to private-sector investors who back profitable construction projects. These projects (such as electrical grid modernization or energy pipeline expansion) might already be planned or even underway. There’s no requirement that the tax breaks be used for incremental or otherwise expanded construction efforts; they could all go just to fatten the pockets of investors in previously planned projects.

    Moreover, as others have noted, desperately needed infrastructure projects that are not attractive to private investors — municipal water-system overhauls, repairs of existing roads, replacement of bridges that do not charge tolls — get no help from Trump’s plan.

    http://www.dailykos.com/stories/2017/1/22/1621861/-Welcome-to-the-new-American-k leptocracy

    Als Beauftragte für das bis zu einer Billion schwere Programm würde der Donald übrigens gern zwei alte Geschäftspartner einsetzen, die wüssten schließlich, wie man effizient baue - nur dass es darum bei diesem Programm halt gar nicht geht (s.o.).

    https://politicalwire.com/2017/01/17/trump-partners-will-oversee-infrastructure- spending/

    -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Dass der gute Mann sich während seiner Präsidentschaft ordentlich die Taschen zu füllen gedenkt, wird wohl kaum jemand anzweifeln; aber darüber hinaus? Schwer zu sagen. Donalds Rhetorik bei der Rede zur Vereidigung sprach von den vergessenen Männern und Frauen, die im Zentrum seiner Politik stehen sollen, in den letzten Wochen kam auch die ein oder andere Aussage, dass beispielsweise jeder eine Krankenversicherung haben solle - natürlich günstiger als bislang und mit umfangreicheren Leistungen.

    Auf der Webseite des Weißen Hauses stellt man dagegen beim Thema Wirtschaftspolitik Steuersenkungen und den Abbau von in der Wirtschaft ungeliebten Regulierungen in den Vordergrund.

    The plan starts with pro-growth tax reform to help American workers and businesses keep more of their hard-earned dollars. The President’s plan will lower rates for Americans in every tax bracket, simplify the tax code, and reduce the U.S. corporate tax rate, which is one of the highest in the world. Fixing a tax code that is outdated, overly complex, and too onerous will unleash America’s economy, creating millions of new jobs and boosting economic growth.

    As a lifelong job-creator and businessman, the President also knows how important it is to get Washington out of the way of America’s small businesses, entrepreneurs, and workers. In 2015 alone, federal regulations cost the American economy more than $2 trillion. That is why the President has proposed a moratorium on new federal regulations and is ordering the heads of federal agencies and departments to identify job-killing regulations that should be repealed.

    https://www.whitehouse.gov/bringing-back-jobs-and-growth

    Im Wissen, dass die erzkonservative Heritage Foundation während der letzten Wochen einen großen Anteil an der programmatischen Arbeit sowie der Besetzung von Toppositionen hatte, überrascht das nicht.

    Three sources from different conservative groups said that Heritage employees have been soliciting, stockpiling and vetting résumés for months with an eye on stacking Trump’s administration with conservative appointees across the government. One source described the efforts as a “shadow transition team” and “an effort to have the right kind of people in there.”

    http://www.politico.com/story/2016/11/trump-transition-heritage-foundation-23172 2

    Auch auf die Gestaltung des zukünftigen Haushalts scheint die Organisation einen gehörigen Einfluss zu haben, und die Pläne sind hier recht radikal: Gut zehn Billionen Dollar will man angeblich über die nächsten zehn Jahre einsparen.

    The Trump transition team has been at work for months with career staffers at the White House and throughout the federal bureaucracy to draft a plan to cut $10.5 trillion out of the federal government over 10 years, according to multiple reports.

    http://www.salon.com/2017/01/19/donald-trump-will-adopt-heritage-foundations-ski nny-budget-arts-violence-against-women-funding-to-be-cut/

    Wohin mit all dem Geld? Nun, zu der auf der Webseite des Weißen Hauses schon einmal angekündigte Steuerreform liegt ja schon seit Monaten ein Plan Trumps vor. Billionen will man den Bürgern über die nächste Dekade zurückgeben, bravo! Die Hälfte davon würde nach diesen Plänen allerdings an das oberste Prozent der Bevölkerung gehen.

    http://www.npr.org/2016/11/13/501739277/who-benefits-from-donald-trumps-tax-plan

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    Wenn ich in den deutschen Medien immer wieder vom Populisten Trump höre, dann muss ich daher etwas schmunzeln.

    As I have argued before, Trump's populist shtick is an open fraud — so far he gives every sign of governing like the usual plutocratic Republican. But within the GOP, there is still tension between the anti-government and business wings of the party — mainly because business depends on government in many ways. And somewhat surprisingly for a New York billionaire who seemed to relish upsetting the conservative movement during the primary, Trump is so far behaving more like an anti-government ideologue than a pure business lackey.

    http://theweek.com/articles/675034/president-trumps-surprising-lurch-towards-rad ical-conservatism

    Fragt sich, ob Trump selbst klar ist, dass seine öffentlichen Auftritte und die etwas konkreteren Projekte aus seinem Wahlprogramm oder von der Webseite des Weißen Hauses sich komplett widersprechen. Ist die ziemlich heterogene Zusammensetzung seines Kabinetts beziehungsweise Stabes im Weißen Haus clever ausbaldowert - Steve Bannon liefert die knackig-populistischen Phrasen, Jeff Sessions sorgt dafür, dass öfter mal medienwirksam Illegale abgeschoben werden, und die diversen Goldmann-Sachs-Leihgaben gehen möglichst geräuschlos ihrer Bestimmung nach, die Umverteilung von unten nach oben zu befördern in der Hoffnung, dass Trumps Wählern der Beschiss nicht weiter auffällt?

    Oder hat 45 so wenig Ahnung von Politik, dass er wirklich glaubt, man könne allen alles versprechen und das dann sogar irgendwie einlösen - eine tolle Gesundheitsversorgung aller Bevölkerungsschichten bei gleichzeitiger Verstümmelung des Haushalts beispielsweise? Ist sein engerer Kreis eher zufällig so zusammengewürfelt worden aus Vorwahlgetreuen (Bannon, Flynn und Conway), Schwiegersohn (Kuchner), altem Kumpel (Ross) und den beinharten Konservativen, die ihm das Establishment untergejubelt hat? Sind des Donalds Respektlosigkeiten kalkuliertes Ablenkungsmanöver oder eben doch Ausdruck einer instabilen Persönlichkeit? Man wird sehen.

  • RE: Kaffeesatzlektüre

    drui (MdPB), 23.01.2017 12:33, Reply to #89
    #90

    Was genau ist vom neuen Präsidenten zu erwarten? Hierzulande scheint man seine Rede vom Freitag ja wörtlich zu nehmen, aber das mag bei Trump nicht immer die beste Idee sein.

    Ich glaube, Vieles was ihm als "Bauernschläue" etc. ausgelegt wird, ist schlicht Überschätzung. Der Mann ist nicht nur politisch unerfahren, sprunghaft und narzistisch, er ist schlicht dumm.

    Anders kann man seinen Auftritt vor der CIA und die Angriffe auf die Pressefreiheit am allerersten Tag seiner Amtszeit nicht bezeichnen. Er hat ein seltsames Kabinett aufgestellt, fast alle auf die eine oder andere Weise korrupt wie er, Manche selbst dümmer als er (z.B. Ben Carson), die sich teilweise spinnefeind sind. Auch das wird ihm als Bauernschläue ausgelegt nach dem Motto "teile und herrsche", wenn aber niemand Ahnung vom Regieren hat, bleibt es wohl beim teilen und Geld absahnen. Ich bin gespannt, ob er so eine Amtszeit durchhält. Er schafft es ja sogar, die stets loyalen Personenschützer und Geheimdienster zu verärgern, die ihr Leben für seins riskieren sollen. Vielleicht endet er wie Kennedy, weil dort die Motivation abhanden gekommen ist oder er selbst die schützenden Institutionen handlungsunfähig macht.

    Außenpolitisch hat er - außer diversen Diktatoren - noch ein paar nennswerte demokratische Staaten auf seiner Seite, das zerbröckelnde UK, Israel, Indien und Japan. Irak und dessen schiitisch dominierte Regierung hat er mit den jüngsten Aussagen, man hätte das Öl nehmen und verschwinden sollen und werde das bei der nächsten Gelegenheit tun, an den Iran verloren, egal wie schnell Mosul zurückerobert wird. Sunnitische Diktatoren aus Saudi-Arabien, den Golfstaaten, Ägypten oder der Türkei wird er so nicht für seine Sache, was immer das ist, gewinnen können.

    Erstaunlicher als diese Dummheit ist eigentlich nur, wie sich fast alle republikanische Parteigrößen als willenlose Totengräber der Demokratie entpuppen, McCain mal ausgenommen. Nie hatten die Republikaner in den letzten 30 Jahren mehr politische Macht als heute, aber das könnte ihren größten Absturz zur Folge haben.

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