Man sollte zumindest mal die Möglichkeit im Auge behalten, dass es den Trumpisten gar nicht mehr um den Wahlsieg geht, sondern um den Sieg nach der Wahlniederlage.
Ich glaube, daß ich das schon vor Wochen geschrieben habe.
Wobei ich dabei keine Rolle für den obersten Gerichtshof sehe . Roberts und Thomas machen bei einem solchen Putsch mMn nicht mit, vielleicht noch nicht mal Gorsuch.
Auch das Militär und das FBI nicht. Vielleicht das heimatschutzministerium, aber das wird nicht reichen.
Aber es könnte schon zu einem kleinen Bürgerkrieg kommen. Den beendet aber dann das Militär.
ich dachte bislang, derartige horrorszenarien wären typisch für eine zu verschwörungstheorien neigende, rückwärtsgewandte rechte. etwas gemäßigt mündeten diese in der vergangenheit im strikten irrationalen antikommunismus oder besipielsweise auch in adenauers "keine experimente wagen".
aber offenbar verstopft auch der hass auf trump entscheidende synapsen in den hirnen. es verwundert jedoch nicht, nachdem vor kurzem gar das asperger-syndrom zum progressiven leidbild (kein tippfehler!) erkoren worden ist.
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ich finde es überaus spannend, dass man sich in diesem forum primär an trump abarbeitet, die entgleisungen des gegenkandidaten aber für kaum diskutierwürdig hält. (ich verweise an der stelle erneut auf die verbalattacken von joe biden gegen putin und russland)
ich hier offenkundig versucht, den teufel mit dem belzebub auszutreiben.
Wobei ich dabei keine Rolle für den obersten Gerichtshof sehe . Roberts und Thomas machen bei einem solchen Putsch mMn nicht mit, vielleicht noch nicht mal Gorsuch.
Das glaube ich schon. Gorsuch und Thomas sind Textualisten, die schauen sich schlicht den Text der Verfassung an und urteilen dementsprechend, statt die Verfassung als ein Dokument zu verstehen, das etwa durch langjährige Praxis einem Bedeutungswandel unterliegt. In Paragraph 2 des zweiten Artikels der amerikanischen Verfassung heißt es (meine Hervorhebung):
Each State shall appoint, in such Manner as the Legislature thereof may direct, a Number of Electors, equal to the whole Number of Senators and Representatives to which the State may be entitled in the Congress: but no Senator or Representative, or Person holding an Office of Trust or Profit under the United States, shall be appointed an Elector.
Der Text ist tatsächlich eindeutig: Die Legislative eines Bundestaates entscheidet, auf welche Weise die Verteilung der Electoral Votes geregelt wird. Und wie gesagt: Im 19. Jahrhundert wurden diese durchaus mal von besagter Legislative direkt selbst festgelegt.
Richter, die keine Textualisten sind, würden jetzt vielleicht argumentieren, die sehr langjährige Praxis, Wahlleute auf der Basis eines Wahlergebnisses zu vergeben, habe mittlerweile durchaus eine Art von Verfassungsrang, aber Juristen wie Gorsuch oder Thomas würden da mit ziemlicher Sicherheit nicht mitgehen (zumal in diesem Fall ihre konservative Weltanschauung sie ja zum gleichen Schluss führt wie ihre juristische Philosophie). Roberts urteilt in Wahlrechtsfragen eigentlich meistens so wie die anderen Konservativen; sollte das im skizzierten hypothetischen Fall aber mal nicht zutreffen, dann hätte man eben gern eine weitere konservative Stimme am Supreme Court, sodass ein Ausscheren von Roberts keine Konsequenzen hätte.
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horrorszenarien - bla - verschwörungstheorien - blub - hass auf trump - fasel - asperger
Hach, min Jong... Wenn Leute postulieren, Bill Gates wolle unter dem Mantel der Coronabekämpfung den Leute Mikrochips implantieren, um ihr Verhalten zu steuern, dann würde ich das als Verschwörungstheorie sehen. Wenn besagter Gates aber selbst ein Interview gäbe, in dem er darüber philosophiert, man könne doch den Menschen Mikrochips implantieren, um ihr Verhalten zu steuern, dann würde das diese Einschätzung doch etwas infrage stellen. Und wie Du dem Zitat aus dem Atlantic unschwer entnehmen kannst, sehen der "Landesvorsitzende" der GOP Pennsylvanias sowie der Fraktionsvorsitzende im Senat des Staates die Ernennung von Wahlleuten durchaus als Option, wollen auch schon mit Trumps Wahlkampfteam darüber gesprochen haben. Da kann man dann ein solches Szenario vielleicht nicht mehr einfach als Hirngespinst vom Tisch wischen; ob es im Endeffekt tatsächlich eintritt oder Erfolg hätte, weiß natürlich noch niemand.
Übrigens: Es gab schon einmal eine Präsidentschaftswahl, bei der die Auszählung von Wählerstimmen, begleitet von juristischen Auseinandersetzungen, durch den Supreme Court abgebrochen wurde.
The Florida election recount of 2000 was a period of vote recounting in Florida that occurred during the weeks after Election Day in the 2000 United States presidential election between George W. Bush and Al Gore. The Florida vote was ultimately settled in Bush's favor by a margin of 537 votes when the U.S. Supreme Court, in Bush v. Gore, stopped a recount that had been initiated upon a ruling by the Florida Supreme Court.
Bush's win in Florida gave him a majority of votes in the Electoral College and victory in the presidential election.
https://en.wikipedia.org/wiki/2000_United_States_presidential_election_recount_i n_Florida
Aber sicher, die Vorstellung, so etwas könnte sich wiederholen, ist natürlich völlig weltfremd... Der Wahlrechtsspezialist und Juraprofessor Richard L. Hasen ist dann vermutlich auch nur ein Hysteriker, wenn er jetzt schreibt:
The idea is to throw so much muck into the process and cast so much doubt on who is the actual winner in one of those swing states because of supposed massive voter fraud and uncertainty about the rules for absentee ballots that some other actor besides the voter will decide the winner of the election. That could be the RBG-less Supreme Court resolving a dispute over a group of ballots. Indeed, on Tuesday, Vice President Mike Pence suggested that Justice Ruth Bader Ginsburg’s replacement needs to be seated, possibly without so much as a hearing, in order to decide “election issues [that] may come before the Supreme Court in the days following the election,” including questions involving “universal unsolicited mail” and states “extending the deadline” for ballot receipt. (Never mind that a 4–4 split on the court on an election issue is unlikely.) It could be a Republican legislature in a state saying it has the right under Article 2 of the Constitution to pick the state’s winner in the face of uncertainty. [...]
This is a five-alarm fire, folks. It’s time to wake up.
https://slate.com/news-and-politics/2020/09/trump-plan-supreme-court-stop-electi on-vote-count.html
EDIT
Ein weiterer Artikel zum Thema räumt die Möglichkeit eines solchen Putsches ein, erklärt ihn aber für unwahrscheinlich, die Erfolgsaussichten für gering:
It would require another achingly close election in a tipping point state, or perhaps more than one. Based on today's polling, that seems remote: The Five Thirty Eight average has Biden up 7.3 points and ahead comfortably in enough states to get to 270 Electoral Votes. The Trump team's glee at the prospect of stealing the election likely means that many more Democrats will vote in person and reduce the salience of mail balloting. Some of them will contract coronavirus, some may even get sick and die, but I guess that's the cost of winning an election in Trump's America.
It would further require state election officials to count the ballots so slowly that right-wing legal chicanery might work, even though there are now very clear incentives to do it as fast as possible. It would require multiple courts to endorse some pretty nakedly dictatorial maneuvering, and even with a 6-3 Supreme Court majority, it is not clear that Justices Neil Gorsuch and John Roberts in particular would go along with such an outrageous plan. It requires Republican state legislators to be willing to overturn the will of the electorate — to announce, in effect, that they have suspended democracy. It then requires Republicans to, at minimum, hold the Senate and in some scenarios, to recapture the House to carry this plot to completion.
ich dachte bislang, derartige horrorszenarien wären typisch für eine zu verschwörungstheorien neigende, rückwärtsgewandte rechte. etwas gemäßigt mündeten diese in der vergangenheit im strikten irrationalen antikommunismus oder besipielsweise auch in adenauers "keine experimente wagen".
Der Präsident hat nun mal schon mehrfach angekündigt, keine friedliche Übertragung seiner Macht im Falle seiner Wahlniederlage zu garantieren, zuletzt heute:
In a remarkable moment on Thursday, President Donald Trump refused to commit to a peaceful transfer of power following November’s election.
“Win, lose, or draw in this election, will you commit here today for a peaceful transferral of power after the election?” Trump was asked during a press conference by Brian Karem, the White House reporter for Playboy. It would have been a layup for any other president, but Trump took it as an opportunity to push conspiracy theories about mail voting.
“We’re gonna have to see what happens,” Trump said. “We want to get rid of the ballots, and we’ll have a very peaceful — there won’t be a transfer, frankly. There’ll be a continuation.”
Zuvor bei Fox News:
WALLACE: "Are you suggesting that you might not accept the results?"
TRUMP: "I have to see."
WALLACE: "Can you give a direct answer that you will accept the election?
TRUMP: "I have to see."
Was Du Verschwörung nennst, ist der angekündigte Rechtsbruch des Präsidenten. So langsam sollte man gelernt haben, seine Worte ernst zu nehmen.
Dann überlegt euch am besten schon einmal, wie man ihn out of office bekommt, wenn er verliert und die Wahl nicht anerkennt.
Dann überlegt euch am besten schon einmal, wie man ihn out of office bekommt, wenn er verliert und die Wahl nicht anerkennt.
Das hinge ganz einfach davon ab, ob er aus den übrigen staatlichen Institutionen nennenswert Unterstützung erhielte oder nicht. Trump allein ist einfach nur ein älterer Herr, den die US-Marshalls im Zweifelsfall am 20.1. freundlich, aber bestimmt aus dem Weißen Haus geleiten würden - und der danach (zusätzliche) strafrechtliche Konsequenzen zu erwarten hätte. Wenn der Oberste Gerichtshof und / oder der Senat einen Versuch decken würden, trotz Wahlniederlage im Amt zu bleiben, dann sähe es natürlich schon anders aus.
Gaming out these different scenarios demonstrates that, should Trump dispute the result, a key factor will be the extent to which leading Republican officials at the federal and state level cooperate with him.
https://fivethirtyeight.com/features/what-if-trump-loses-and-wont-leave/
Hoffen wir, dass das Wahlergebnis so eindeutig ist, dass Manipulationen offenkundig sinnlos wären und daher unterbleiben. Der Vergleich von Bidens derzeitigen Umfragezahlen mit denen 40 Tage vor Wahlen der Vergangenheit lässt schon hoffen, dass wir im November ein klares Ergebnis haben werden.
- 2020: Biden +7.4
- 2016: Clinton +2.8
- 2012: Obama+3.8
- 2008: Obama +1.1
- 2004: Bush +5.0
- 2000: Bush +0.6
- 1996: Clinton +13.9
- 1992: Clinton +11.4
- 1988: Bush +5.1
- 1984: Reagan +16.9
- 1980: Reagan +4.6
- 1976: Carter+4.9
https://politicalwire.com/2020/09/24/40-days-until-election-day/
EDIT
Was Du Verschwörung nennst, ist der angekündigte Rechtsbruch des Präsidenten.
Das Gute am Donald ist halt, dass er grundsätzlich nix für sich behalten kann.
Trump's motormouth, however, means that the upcoming coup is being advertised and his strategy is being outlined, bit by bit, in the public eye. He's given up the advantage of surprise.
As anyone who has ever played a war game can tell you, that's an enormous advantage to give up. And no, Trump didn't do this for strategic reasons. He did it because he's a narcissist and an idiot who can't help running his mouth. [...]
Getting over the wishful thinking that holds that such things can't happen in the United States is the first step in preventing them from happening. In this, we have a major advantage, since Trump won't shut up about it. He doesn't just talk in the abstract about rejecting the election results — he goes ahead and outlines the steps he and his minions will take to try to pull this off. Trump his handed his opponents the blueprint for his intended coup, with the leverage points that might be most effective at stopping him helpfully highlighted.
EDIT 2
The Bulwark, ein Organ konservativer NeverTrumper, schaut sich ältere Intervies Trumps an, zunächst dieses aus dem Jahr 1990:
Playboy: What were your other impressions of the Soviet Union?
Trump: I was very unimpressed. Their system is a disaster. What you will see there soon is a revolution; the signs are all there with the demonstrations and picketing. Russia is out of control and the leadership knows it. That’s my problem with Gorbachev. Not a firm enough hand.
Playboy: You mean firm hand as in China?
Trump: When the students poured into Tiananmen Square, the Chinese government almost blew it. Then they were vicious, they were horrible, but they put it down with strength. That shows you the power of strength. . . .
Playboy: Why is Gorbachev not firm enough?
Trump: I predict he will be overthrown, because he has shown extraordinary weakness.
Dann eines von 2018, Nordkorea ist das Thema:
Van Susteren: What surprised you about Kim Jong Un?
Trump: Really, he’s got a great personality. He’s a funny guy, he’s very smart, he’s a great negotiator. He loves his people, not that I’m surprised by that, but he loves his people. . . .
Van Susteren: What do you think he thought of you after he left?
Trump: I think he liked me and I like him. And I understand the past and, you know, nobody has to tell me, he’s a rough guy. He has to be a rough guy or he has been a rough person. But we got along very well. He’s smart, loves his people, he loves his country. He wants a lot of good things and that’s why he’s doing this. . . .
Van Susteren: Because this is Voice of America it will be heard in North Korea by the citizens of DPRK of North Korea. What do you want to say directly to the citizens of North Korea?
Trump: Well, I think you have somebody that has a great feeling for them. He wants to do right by them and we got along really well.
Trump habe ein ziemlich klares Weltbild, und es sei ein autoritäres, er bewundere die eiserne Faust. Und man müsse dementsprechend gewappnet sein.
Die Frage ist halt auch, was haben McConnell und Co. zu gewinnen, wenn Trump im Amt bleibt. Gerade die Möchtegernpräsidenten außerhalb Trumps Familie haben ein Interesse an der Präsidentschaft 2024, aber die wäre in weiter Ferne, würde Trump sich zum Diktator küren lassen, denn die (zweimalige) Amtszeitbeschränkung würde er ja auch (angekündigt) gerne abschaffen und am Ende das Zepter an den Erstgeborenen weitergeben. Wird die Senatswahl auch manipuliert? Bleibt das House demokratisch? Wenn Trump nur die Präsidentschaft erschleicht, aber den Senat und das House gegen sich hat, wird niemand seinen Putsch unterstützen. Wenn Bürgerkrieg droht, wird auch der Supreme Court das nicht dulden. Die Richter sind auf Lebenszeit ernannt und völlig unabhängig, auch von Trump. Kavanaugh z.B. ist gläubiger Katholik, ein Freund der Bush-Family (seine Frau war bei W. Sekretärin) und hat wenig Grund, Trump auf ewig dankbar zu sein. Wenn der SC bald 6 konservative Richter hat, werden die sich deshalb nicht blind hinter Trump stellen. Wenn sie die öffentliche Akzeptanz völlig verlieren, werden sie bald ohne Macht dastehen. Roberts zumindest weiß das, die anderen wohl auch.
Heute hat Trump jedenfalls von seinen republikanischen Freunden einen Schuss vor den Bug bekommen für eventuelle Putschpläne. Romney z.B. wird seine SC-Pläne unter Umständen überdenken müssen, sollte er das Gefühl bekommen, die neue Richterin wird in Trumps Putschplänen eine größere Rolle spielen. Ich bin mir sicher, das wird bei den Anhörungen im Senat thematisiert.
Die Frage ist halt auch, was haben McConnell und Co. zu gewinnen, wenn Trump im Amt bleibt.
Einfach einen coolen Präsidenten. Ich habe mir gerade mal Reden von Biden und Trump im Vergleich angeschaut. Beide operieren mit ähnlichen Methoden ("der andere ist doof, ich bin besser"), aber Trump macht es einfach cooler. Mich würde wirklich interessieren, wie Biden die Probleme der letzten Jahre angegangen hätte. Vermutlich ähnlich, aber er hätte vielleicht keine Friedensabkommen im Nahen Osten geschlossen.
Von daher: Ich gönne euch eure feuchten Träume, wie toll Biden im Oval Office arbeitet. Hoffentlich werden keine Albträme daraus.
Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit so laufen:
Trump wird abgewählt, seine Niederlage eingestehen und Biden zum Präsidenten gewählt werden (wenn er nicht vorher das Zeitliche segnen sollte, dann wird Harris Biden halt gleich beerben und nicht erst in der Mitte der Amtsperiode).
Die Sprüche von Trump sind so ernst zu nehmen wie seine legendäre Ankündigung, Clinton ins Gefängnis zu stecken. Der Typ versteht sich nunmal in erster Linie als Entertainer.
Das Nicht-Stattfinden der herbeifantasierten Nicht-Anerkennung der Wahlniederlage wird bei den hiesigen TDS-Infizierten natürlich keinerlei kritischen Selbstreflexionen bezüglich der Vaildität ihrer Weltanschauung zur Folge haben - es wird dann einfach die nächste Sau durchs Dorf getrieben werden.
Kann mir auch gut vorstellen, dass Trump froh sein wird, seinen Lebensabend wieder mehr auf dem Golfplatz als im Global Office zu verbringen.
Das fürchte ich auch, lieber Miraculix, und die Welt wird danach eine schlechtere sein. Die vergessenen weißen Seelen werden sich nach der Abwahl ein Stück weiter in ihr gallisches Dorf zurückziehen. Aber 2024 gibt es ein neues Rennen (sofern die Dems das Land bis dahin nicht völlig zerstört haben)!
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