15. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten

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  • Worauf bei Gauck zu achten sein wird

    carokann, 20.02.2012 20:33, Antwort auf #330

    https://www.taz.de/Kolumne-Besser/!88071/

    Als Pfarrer mit Reiseprivilegien begann Gauck ziemlich genau zu dem Moment lautstark gegen die DDR zu protestieren, als dies nichts mehr kostete, um sich hernach mit umso größerem denunziatorischen Eifer an die Aufarbeitung der DDR-Geschichte zu machen. Dabei trieb ihn keineswegs ein sympathisches grundlegendes Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen im Allgemeinen und Geheimdiensten im Besonderen, das zuweilen unter amerikanischen Konservativen zu finden ist.

    Nein, Gauck ging es bloß um schnöden, gutdeutschen Antikommunismus. So meinte er im Sommer vorigen Jahres zur Beobachtung von Politikern der Linkspartei: "Wenn der Verfassungsschutz bestimmte Personen oder Gruppen innerhalb dieser Partei observiert, wird es dafür Gründe geben. Er ist nicht eine Vereinigung von Leuten, die neben unserem Rechtsstaat existiert und Linke verfolgt." Alles, was Joachim "Behörde" Gauck an Intellektualität, Freiheitsliebe und kritischem Geist zu bieten hat, steckt bereits in diesen zwei Sätzen.

    Freilich hat sich Gauck nicht erst nach seiner gescheiterten ersten Kandidatur ideologisch zwischen Martin Walser, Erika Steinbach und Stefan Effenberg verortet. Ein reaktionärer Stinkstiefel war er schon vorher.

    So mag der künftige Bundespräsident keine Stadtviertel mit "allzu vielen Zugewanderten und allzu wenigen Altdeutschen", will das "normale Gefühl" des Stolzes aufs deutsche Vaterland "nicht den Bekloppten" überlassen, missbilligt es, "wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird", besteht darauf, dass der Kommunismus "mit ausdrücklichem Bezug auf die DDR als ebenso totalitär eingestuft werden muss wie der Nationalsozialismus", trägt es den SED-Kommunisten nach, das "Unrecht" der Vertreibung "zementiert" zu haben, indem "sie die Oder-Neiße-Grenze als neue deutsch-polnische Staatsgrenze anerkannten", und fragt – nicht ohne die Antwort zu kennen –, "ob Solidarität und Fürsorglichkeit nicht auch dazu beitragen, uns erschlaffen zu lassen".

    Einem Apparatschik wie Wulff hätte man es hundertmal um die Ohren gehauen, Leichenberge mit Aktenbergen zu verwechseln oder alleinerziehenden Stützeempfängerinnen mangelnden Schwung vorzuhalten. Gauck aber kann sich solchen Schmarren erlauben, weil er nicht im Verdacht steht, die Parteiendemokratie zu vertreten. Und das gereicht in Deutschland, wo die Existenz unterschiedlicher politischer Überzeugungen und konträrer gesellschaftlicher Interessen als schädlich gilt und ihr offener Konflikt als anrüchig, einem immer noch zum Vorteil.

  • Gauck's Occupy Kritik ist richtig

    sorros, 20.02.2012 20:42, Antwort auf #330

    Ich habe zum selben Zeitpunkt hier gechrieben:

    Das einzige was diese Minidemonstrationen zeigen, ist das es mit den Möglichkeiten des Internets möglich ist, das gleichzeitige auf die Straße gehen, von kleinsten Politgruppen ermöglicht.

    Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich bin auch der Meinung, daß es eine Änderung ders Finanzsystems geben muß und die Banken und Banker zur Verantwortung für ihr Handeln gezogen werden müssen.

    Aber dies war keine Massenaktion sondern ein Furz im Wind.

    Aber um das Thema mal ernsthaft aufzunehmen:

    Die "Occupy"- Bewegung hat außer einem unreflektierten radikal formulierten Unbehagen nichts zu bieten.

    Es gibt keine Analyse, der Probleme die durch den Casino-Kapitalismus entstehen, sondern nur eine weinerliche Anklage gegen die Schlechtigkeit der Welt.

    Es gibt keine Idee für einen alternative Wirtschaftsstruktur sondern nur ein kraftlosesWiedergängertum von "Wir wollen alles".

    Eine Abklatsch der 68er Nachfolgezeit nur ohne theoretische und intellektuelle Fundierung!

    Wie der alte Kalle in der 18. Brumaire schon richtig geschrieben hat:

    “Hegel bemerkte irgendwo, dasß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.”

  • RE: Worauf bei Gauck zu achten sein wird

    sorros, 20.02.2012 20:50, Antwort auf #331

    Ja, ja jetzt kommen die Hilfstruppen der Linken aus dem Gebüsch!

    Ich bin froh, daß wir einen Bundespräsdenten bekommen, der die Verbrechen der SED und der Stasi nicht relativiert, weil sie ja irgendwie zumindest die richtige Gesinnung hatten.

  • RE: 15. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten

    drui (MdPB), 20.02.2012 20:57, Antwort auf #324

    Unklar ist noch, ob es Gegenkandidaten zu Gauck geben wird.

    Der könnte eigentlich nur von der SED kommen, oder?

    Die Piraten würden gerne Georg Schramm nominieren, den auch 68% einer Telepolis-Umfrage wollen. Auch bei den Linken gibt es da eine Initiative, aber die dürfte jemand anderen nominieren. Die NPD wird sich noch jemanden rechts von Gauck finden und die Freien Wähler dürften sich Gauck anschließen. Lustig wäre es, wenn die dänische Minderheit auch noch jemanden findet, vielleicht Brigitte Nielsen?

  • RE: Worauf bei Gauck zu achten sein wird

    carokann, 20.02.2012 21:15, Antwort auf #331

    http://www.stern.de/wissen/mensch/kolumne-kopfwelten-zu-joachim-gauck-eine-schle chte-wahl-fuer-bellevue-1771863.html

    Staatsoberhaupt aus der Mitte unseres Gesellschaft

    Es gibt aber auch noch einen gewichtigen Grund gegen Gauck, der mit dem inneren Zustand unseres Landes und seiner politischen Kaste zu tun hat. Die Wahl eines Geistlichen ins höchste Staatsamt erweckt nämlich den gefährlichen Eindruck einer ausgelagerten Moral in unserem Land und seiner politischen Kultur. Nach der gescheiterten Präsidentschaft Christian Wulffs war es ja gerade die Suche nach der noch intakten praktischen Moral, durch die kirchliche Amtsträger so schnell auf die Kandidatenliste gelangten. Wenn aber der Eindruck entsteht oder sich gar verfestigt, nur im Umkreis der Kirchtürme sei noch hinreichender politischer Anstand zu finden, kommt das der geistig-ethischen Bankrotterklärung unseres Staates gleich. Dazu missachtet diese Position all jene Aufrechten in den Parlamenten und Parteien, die in erster Linie nicht ihren Eigennutz im Kopf haben, nicht ihr glamouröses Image in den Medien, sondern tatsächlich noch das Wohl dieser Gesellschaft. Es gibt sie wirklich. Und darunter sind etliche, die nicht an einen Gott glauben oder die, wie längst ein erheblicher Teil unserer Gesellschaft, zumindest nicht mehr kirchlich gebunden sind.

    Auch darum sollte das nächste Staatsoberhaupt aus der Mitte unseres Gesellschaft und unseres politischen Systems gewählt werden und nicht aus dem Klerus, gleich welcher Konfession. Niemand kann ein Interesse daran haben, dass die Kirchen zu "Moralfabriken" verkümmern, während staatliche Organe und politische Parteien sich auf einem gesellschaftlichen Feld tummeln, auf dem wir Wähler mit alltäglichem Anstand erst gar nicht mehr rechnen. Sollte es dazu kommen, könnte uns auch kein Pastor in Bellevue mehr helfen. Denn dann wäre unser Staat tatsächlich moralisch bankrott.

  • Noch zu Schramm

    drui (MdPB), 20.02.2012 21:21, Antwort auf #335

    Den würde ich sofort wähen, der wäre wirklich unbequem. Hier ein historisches Stück, zum Abschied vom Scheibenwischer, kurz vor der Wahl Köhlers, ab 2:50 geht es um "Westerwelles Meisterstück" und wie die SPD Merkel mit Süßmuth ärgern wollte.

    http://www.youtube.com/watch?v=LWFaFrTElBk

  • RE: Worauf bei Gauck zu achten sein wird

    sorros, 20.02.2012 21:26, Antwort auf #335

    Diese Kritik aus dem Stern hat sicherlich verallgemeinert ein Stück Wahrheit und sie hätte vielleicht auf Huber gepasst.

    Aber eben nicht auf Gauck!

    Dessen Lebensleistung ist eben nicht schwerpunktmäßig eine kirchliche.

    Er steht für die Freiheit! Für den Kampf gegen Diktatur! Für die Auflösung der Stasi und den Kampf gegen staatliche Bespitzelung! (übrigens bin ich sicher daß erseine Feheinschätzung bezüglich der VDS revidieren wird) Für Selbstverantwortung!

  • Bettina behind the wheel to Großburgwedel

    carokann, 20.02.2012 21:42, Antwort auf #337

    and Wulff the passenger

    http://www.sueddeutsche.de/politik/umzug-der-familie-wulff-zurueck-bleibt-nur-ei n-eimer-1.1289239

    Der devote Text des alten Depeche Mode Songs passt wie der Teddy auf der Rückbank-

    What a ride it was, Mr- Wulff!

    My little girl
    Drive anywhere
    Do what you want
    I don't care
    Tonight
    I'm in the hands of fate
    I hand myself
    Over on a plate
    Now

    Oh little girl
    There are times when I feel
    I'd rather not be
    The one behind the wheel
    Come
    Pull my strings
    Whatch me move
    I do anything
    Please

    Sweet little girl
    I prefer
    You behind the wheel
    And me the passenger
    Drive
    I'm yours to keep
    Do what you want
    I'm going cheap
    Tonight

    You're behind the wheel tonight
    http://www.youtube.com/watch?v=DZtDFIJqRv8
  • Gauck und Sarrazin

    Wanli, 20.02.2012 21:43, Antwort auf #337

    Die Kritik an vergangenen Äußerungen Gaucks sollte man vielleicht erst mal sacken lassen; die FAZ hat einen Blog-Post, der aufzeigt, dass die Netzkommentatoren da stellenweise etwas vorschnell aus der Hüfte schießen:

    http://faz-community.faz.net/blogs/allerseelen/archive/2012/02/20/kurz-und-gauck .aspx

    Zu Sarrazin beispielsweise hat er sich folgendermaßen geäußert:

    SZ: Wie würden Sie das deutsche Integrationsproblem beschreiben?

    Gauck: Es besteht nicht darin, dass es Ausländer oder Muslime gibt - sondern es betrifft die Abgehängten dieser Gesellschaft. Darum erscheint es notwendig, und das ist meine Kritik an Sarrazin, genauer zu differenzieren und nicht mit einem einzigen biologischen Schlüssel alles erklären zu wollen. Und plötzlich wird aus einem Hype eine nüchterne Debatte.

    Als besonders skandalös würde ich das nicht bezeichnen...

  • RE: Worauf bei Gauck zu achten sein wird

    carokann, 20.02.2012 21:54, Antwort auf #339
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