Wahlen in den USA (III)

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  • Eisberg voraus

    Wanli, 29.09.2008 14:23, Antwort auf #100
    Nach der Debatte ist vor der Debatte. Bin mal schwer gespannt, ob auch nach dem Showdown zwischen Biden und Palin veröffentlichte und öffentliche Meinung so auseinander liegen wie nach Obamas Tete-a-Tete mit McCain. Diverse Artikel erklärten John zum Sieger, in den Umfragen profitierte aber vor allem sein Gegner. Einige Tracking Polls vom Ende der letzten Woche:

    Hotline Obama 47, McCain 42;
    Gallup Obama 50, McCain 42;
    Rasmussen Obama 50, McCain 44.

    www.pollster.com/blogs/us_daily_tracking_92527.php

    Noch zwei Links zu Saturday Night Live:

    Zuerst die Debatte: Obama als hölzerner Professor mit Dauer-Schluckauf; McCain einfach nur "creepy" und mit diversen Versuchen, vom eigentlichen Thema abzulenken ("Wir sollten demnächst nackt debattieren!"):

    www.nbc.com/Saturday_Night_Live/video/clips/presidential-debate/704121/

    Und hier ein gemeinsamer Auftritt von Sarah und Hillary, die gegen Sexismus zu Felde ziehen:

    www.nbc.com/Saturday_Night_Live/video/clips/palin-hillary-open/656281/

    Gebt's Euch das - es lohnt sich! Biden muss ziemlich sauer sein, dass man ihm noch keinen Sketch gewidmet hat...
  • Shotgun Wedding

    Wanli, 29.09.2008 20:26, Antwort auf #101
    Zuerst mal nackte Statistik: Seit 1960 hat fast jeder Kandidat, der Anfang Oktober die Gallup Tracking Polls anführte, bei der Novemberwahl auch die meisten Stimmen bekommen. Einzige Ausnahme war das Jahr 1980 (Carter versus Reagan). Ach ja, und Gore bekam im Jahr 2000 zwar wie vorhergesagt die meisten Stimmen, wurde aber dennoch nicht Präsident. Der genaue Stimmenanteil bei der Novemberwahl wich übrigens oft noch deutlich von den Gallup-Zahlen im Oktober ab.

    blogs.tnr.com/tnr/blogs/the_plank/archive/2008/09/29/poll-predictions.aspx

    Die Londoner Times hat ein bisschen Klatsch parat: Angeblich solle Palins schwangere Tochter ihren Freund noch vor der Wahl ehelichen. Wahlkampf als Seifenoper:

    “It would be fantastic,” said a McCain insider. “You would have every TV camera there. The entire country would be watching. It would shut down the race for a week.”
    [...]
    McCain is expected to have a front-row seat at Bristol’s wedding and to benefit from the outpouring of goodwill that it could bring. “What’s the downside?” a source inside the McCain campaign said. “It would be wonderful. I don’t know that there has ever been a pre-election wedding before.”
    [...]
    The ice-hockey player [Palins zukünftiger Schwiegersohn] wrote on his MySpace page he was a “f****** redneck” and stated, “I don’t want kids.” But a McCain insider predicted he would marry Bristol whenever his future mother-in-law wanted. “It’s a shotgun wedding. She kills things,” the source joked.

    www.timesonline.co.uk/tol/news/world/us_and_americas/us_elections/article4837644.ece

    Wenn man mal versucht, sich das vorzustellen: Da pimpert so ein halbstarker Teenager ein bisschen mit der Nachbarstochter und kurz darauf stehen ein paar Secret-Service-Leute mit Spiegelsonnenbrillen vor der Tür und eröffnen ihm, dass er (a) das Mädel demnächst heiratet und (b) seinen Hintern in das bereitstehende Flugzeug wuchten möge, das ihn zum republikanischen Parteitag fliegen wird, wo er dann einem Millionenpublikum vorgestellt wird. So schnell kanns gehen mit dem Erwachsenwerden... Aber ob die Öffentlichkeit so eine Wahlkampfhochzeit wirklich goutieren würde? Ich hab da so meine Zweifel. Laut "Times" bereiten den republikanischen Strategen aber die schlechten Zustimmungswerte unter weißen Frauen zunehmend Kopfzerbrechen: Hatte Bush bei der letzten Wahl noch 14 Punkte Vorsprung in dieser Wählergruppe gehabt, seien es für McCain momentan gerade mal zwei. Hier muss man also etwas tun.

    Edit: Irgendwie ist es ja auch ne traurige Vorstellung - eine Hochzeit (die ja allemal ein selbstbestimmter Höhepunkt im Leben sein sollte) als Manövriermasse eiskalter Wahlkampfstrategen. Das Brautpaar wird noch nicht mal das Kleid selbst aussuchen können, das übernehmen PR-Berater. Und so was von der Partei der Familienwerte. Naja, vielleicht hat die GOP ja doch noch ein wenig Anstand und die Times-Geschichte ist bloß ne Ente.
  • Re: Shotgun Wedding

    Buckley, 29.09.2008 21:00, Antwort auf #102
    >Und so was von der Partei der Familienwerte. Naja, vielleicht hat die GOP ja doch noch ein wenig Anstand und die Times-Geschichte ist bloß ne Ente.<
    Volle Zustimmung zu dem Bengel und der Nachbarstochter, er tut mir auch leid, aba nur nen bissken. Selbst mit 18 und Hormonen bis zur Halskrause hätte er vielleicht checken sollen, das ausgerechnet die Olle von diesem Mädel so ziemlich die größte zu treffende Arschkarte an Schwiegermama in spe auf diesem Planeten darstellt, ob mit oder ohne Heirat.
    Und was Deine Hoffnung mit der Hochzeit angeht, teile ich nicht. Erinner Dich was die GOP gegen McCain vor 4 Jahren zum Schluss alles auspackte ( will natürlich keiner gewesen sein ). Wenn die auch nur zunem Bruchteil der Überzeugung sind, das sone Minderjährigen HZ Show nen bissken was an Wählerstimmen bringt, wirds nach meiner Meinung aber so was von genau so kommen wie du es gepostet hast, Bengel, Helikopter und Sonnenbrillen. Die beiden Teens sind dann verratzt, verraten und verkauft.
    Bei der GOP auf Anstand und Moral hofffen und erwarten, na ja. Ich sach ma so, wäre Anstand und Moral und GOP ne Börsenkonstellation, ich würde 0,1 wenns hochkommt bieten und auf naive Käufer hoffen.
  • Erdrutschsieg für Obama!?

    Wahlguru, 29.09.2008 23:26, Antwort auf #1
    Gibt es in fünf Wochen bei den US-Präsidentschaftswahlen einen Erdrutschsieg für Obama? Die Anzeichen mehren sich, dass dem so sein könnte. Bei fivethirtyeight.com hat der Demokrat bei den „Electoral Votes“ zurzeit 113 Delegiertenstimmen Vorsprung, die Gewinnwahrscheinlichkeit („Win Percentage“) liegt bei über 80% – beides sind absolute Rekordwerte für Obama! Es geht gar nicht mehr darum, dass die Republikaner eine – wie für jeden ersichtlich – total unfähige Vizepräsidentschaftskandidatin aufgeboten haben, das kommt noch dazu. Entscheidender ist aber vielmehr, dass den Republikanern nicht nur die aktuelle Finanzkrise angekreidet, sondern ihnen – was noch viel schlimmer wiegt – die einstweilige Verhinderung einer staatlichen Notlösung zur Last gelegt wird. Diese Art der „Distanzierung“ von Bush könnte McCain zum Verhängnis werden ...
  • Re: Erdrutschsieg für Obama!?

    Wolli, 30.09.2008 00:51, Antwort auf #104
    > Entscheidender ist aber vielmehr, dass den Republikanern nicht nur die
    > aktuelle Finanzkrise angekreidet, sondern ihnen – was noch viel schlimmer
    > wiegt – die einstweilige Verhinderung einer staatlichen Notlösung zur
    > Last gelegt wird. Diese Art der „Distanzierung“ von Bush könnte McCain
    > zum Verhängnis werden ...


    Es haben 95 Demokraten und 133 Republikaner gegen den Plan gestimmt. Hätten 12 Abgeordnete mehr für den Plan gestimmt, wäre er angenommen worden. Es lag also nicht nur an den Republikanern.
  • Bissl seltsame Werte

    quaoar, 30.09.2008 01:44, Antwort auf #105
    Die Werte auf den US-Präsidentenmärkten scheinen ein wenig diskrepant.

    Auf dem Prozentmarkt führt Oba gerade wieder um 8%. Das würde wohl eine Gewinnschance von > 90% entsprechen. Ein solcher Vorsprung ist ja kaum aufholbar.

    Auf dem TWTIA-Markt liegt er aber nur bei 58%. Das wiederum würde einem Prozent-Vorprung von 2, vlt 2,5 % entsprechen. 58% bei TWTIA würden ja ein sehr knappes Rennen bedeuten.

    Das passt irgendwie nicht ganz zusammen. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit in der Mitte: Oba ist auf dem TWTIA-Markt unter-, auf dem Prozentmarkt aber überbewertet.


    Zum vergleich: Auf 538 liegt Oba bei win percentage tatsächlich bei 80%, wie wahlguru schreibt - dabei im popular vote um 3,3% voran. Das passt eher zusammen.






  • Kernschmelze: Eine Bananenrepublik mit Atomwaffen

    carokann, 30.09.2008 07:12, Antwort auf #106
    http://www.nytimes.com/2008/09/30/business/30cong.html?ref=politics

    Representative Greg Walden, an Oregon Republican who supported the bailout, said lawmakers may quickly discover “whether this is as dire a situation as we were told.”

    “This is playing with fire,” Mr. Walden said. “It’s very, very dangerous.”

    --------------------------------------------------------------------
    Vorgeschichte:

    In the Roosevelt Room after the session, the Treasury secretary, Henry M. Paulson Jr., literally bent down on one knee as he pleaded with Nancy Pelosi, the House Speaker, not to “blow it up” by withdrawing her party’s support for the package over what Ms. Pelosi derided as a Republican betrayal.

    “I didn’t know you were Catholic,” Ms. Pelosi said, a wry reference to Mr. Paulson’s kneeling, according to someone who observed the exchange. She went on: “It’s not me blowing this up, it’s the Republicans.”

    Mr. Paulson sighed. “I know. I know.”

    How did we get to this point? It’s the culmination of many past betrayals.

    First of all, we have the Republican Study Committee blowing things up with a complete nonsense proposal — solving the crisis with a holiday on capital gains taxes. How is that possible? Well, if a party runs on economic nonsense for 25 years, eventually many of its foot soldiers will be people who actually believe the nonsense.

    More specifically, though, the failure to get a deal reflects the betrayals of the Bush years. Democrats weren’t going to trust Henry Paulson, because behind him they see the ghost of Colin Powell (and Paulson’s “all your bailout are belong to me” proposal, aside from being bad economics, showed an incredible tone-deafness.)

    And after the way the Bushies and their allies double-crossed the Democrats again and again in the aftermath of 9/11 — demand national unity, then accuse you of being soft on terrorists anyway — there’s no way Pelosi and Reed will do the responsible but unpopular thing unless the Republicans agree to share ownership.

    So what we now have is non-functional government in the face of a major crisis, because Congress includes a quorum of crazies and nobody trusts the White House an inch.

    As a friend said last night, we’ve become a banana republic with nukes.

    http://krugman.blogs.nytimes.com/2008/09/26/demolition-accomplished/
    ---------------------------------------------------------------------

    Ein Präsident ohne jede Autorität. Ein Versager. Es war ein Fehler ihn nicht des Amtes zu entheben zusammen mit seinem Vize und von vorne anzufangen.

    Die USA wären dekadent ein Ticket zu wählen, dass einem Leichtgewicht wie Palin die Macht gewären könnte.






  • Re: Kernschmelze: Eine Bananenrepublik mit Atomwaffen

    carokann, 30.09.2008 07:43, Antwort auf #107
    http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2008/wp08224.pdf

    Eine informative Studie zu Bankenkrisen.


    Neues von Roubini

    http://www.rgemonitor.com/roubini-monitor/253801/the_us_and_global_financial_crisis_is_becoming_much_more_severe_in_spite_of_the_treasury_rescue_plan_the_risk_of_a_total_systemic_meltdown_is_now_as_high_as_ever

    It is no surprise as financial institutions in the US and around advanced economies are going bust: in the US the latest victims were WaMu (the largest US S&L;) and today Wachovia (the sixth largest US bank); in the UK after Northern Rock and the acquisition of HBOS by Lloyds TSB you now have the bust and rescue of B&B; in Belgium you had Fortis going bust and being rescued over the weekend; in German HRE, a major financial institution is also near bust and in need of a government rescue. So this is not just a US financial crisis; it is a global financial crisis hitting institutions in the US, UK, Eurozone and other advanced economies (Iceland, Australia, New Zealand, Canada etc.).
  • Re: Kernschmelze: Eine Bananenrepublik mit Atomwaffen

    carokann, 30.09.2008 08:15, Antwort auf #108
    En aktuelles deutschspr.Interview mit Dr. Doom

    http://www.tagesspiegel.de/politik/USA-Finanzkrise-Nouriel-Roubini;art771,2624331

    Wo ist eigentlich das ganze Geld geblieben, das jetzt als ausstehende Schuld in den Büchern der Banken steht? Könnte man sich das Geld nicht bei den Gewinnern zurückholen?

    Nein, denn das meiste wurde ja in die Blase investiert, nach deren Platzen eine ungeheure Menge an Reichtum einfach verschwunden ist. Immobilien oder Aktien haben schon gut ein Fünftel ihres Wertes verloren. Natürlich haben während des Booms einige viel verdient, aber unterm Strich macht die Krise alle zu Verlierern. Milliardenwerte sind vernichtet, und viele Menschen werden auch noch ihre Jobs und Einkommen verlieren , es kommen harte Zeiten.
  • Gordon Gekko, aussterbende Art?

    Wanli, 30.09.2008 09:32, Antwort auf #106
    Unglaublich, was sich da in den Staaten abspielt: Ein Präsident, der jeden Einfluss verloren zu haben scheint. Abgeordnete, die aus Furcht vor dem Unwillen der Wähler nicht für das vorgeschlagene Gesetz und damit ein Ende mit Schrecken, sondern lieber für eine Eskalation der Krise, einen Schrecken ohne Ende votieren. Ein Präsidentschaftskandidat McCain, der nach Washington fliegt, um seine Führungsqualitäten unter Beweis zu stellen, und dabei komplett Schiffbruch erleidet: Entweder hat er wirklich versucht, seine Parteifreunde zur Annahme des Gesetzes zu bewegen. Dann ist er gescheitert. Oder er hat die Vorbehalte vieler Republikaner gegen das Vorhaben noch verstärkt. Dann hat er seinen Teil dazu beigetragen, die Wirtschaft an die Wand zu fahren. Obama findet sich jetzt (weitgehend ohne eigenes Zutun) in einer fantastischen Lage: Er kann sich einerseits klar für die Verabschiedung des Rettungsplans aussprechen und andererseits für einen Paradigmenwechsel in der Wirtschaftspolitik plädieren: Hin zu mehr staatlicher Regulierung der Finanzmärkte. Die öffentliche Meinung dürfte auf seiner Seite sein:

    "The era of cowboy capitalism has died, largely of self-inflicted wounds. Who knows what’s coming now? I do: A new era of tight business regulation and government intervention in the markets.

    [...]

    If Obama does win, it will be because of the economic crisis now upon us, of which the bailout is the capstone and political symbol.

    The crisis has had two pro-Obama effects.

    For one, it yanked the national consciousness away from security and terrorism, Sen. John McCain’s two strongest areas of expertise and appeal.

    Second, the crisis underscored and amplified the yearning in the country for something — and someone — new. Voters have been saying for more than a year that they want change. Now they REALLY want it."

    www.msnbc.msn.com/id/26933982/

    Auf RCP unterlegt man die Schwankungen der Umfragezahlen mit den Daten der verschiedenen Stadien der Krise: Jede neue Hiobsbotschaft ließ McCains Werte weiter einbrechen. Die GOP hat sich echt in den eigenen Fuß geschossen, als sie sich gegen eine schnelle (wenn auch unpopuläre) Lösung entschied. Je länger das dauert, um so geringer werden McCains Chancen auf einen Wahlsieg.

    www.realclearpolitics.com/horseraceblog/2008/09/on_the_state_of_the_race_1.html

    Auch die jüngsten Polls verheißen nichts Gutes:

    Colorado Obama +1
    Florida McCain +1 / +0
    North Carolina Obama +2
    Virginia Obama +3
    Ohio McCain +1
    Pennsylvania Obama +7 / +8

    blogs.tnr.com/tnr/blogs/the_plank/archive/2008/09/29/today-s-polls-meltdown.aspx

    Insbesondere Florida sollte man im Auge behalten: Der Rentnerstaat könnte wirklich etwas überraschend die Seiten wechseln, wenn es an den Börsen weiter bergab geht - für die Altersversorgung der meisten Amerikaner spielen Aktienfonds ja eine wichtige Rolle.

    > Die Werte auf den US-Präsidentenmärkten scheinen ein wenig diskrepant.

    Ich schätze, demnächst gibt's nen großen Ruck und die Kurse auf dem "Next President"-Markt kommen ins Rutschen. Sowohl die Umfragen als auch die politische Großwetterlage rechtfertigen keinen McCain-Kurs über 40 Ex.

    Filmtipp: "Wall Street" von Oliver Stone. Hab mir den gestern besorgt und gleich angeschaut; sehr guter Film!
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