Wählerstromanalyse

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  • Wählerstromanalyse

    ThomasK, 02.10.2006 00:39
    #1
    Wählerstromanalyse

    Die ÖVP hatte bei der heutigen Wahl offenbar ein Problem, seine Wähler zu mobilisieren: 215.000 VP-Wähler von 2002 blieben der Abstimmung fern. Aber auch alle andern Parteien bedienten sich massiv bei der ÖVP: 98.000 Stimmen wanderten im Vergleich zur Wahl 2002 zur FPÖ, 96.000 zu den Grünen, 92.000 zur SPÖ und 58.000 zum BZÖ, so eine SORA-Wählerstromanalyse für den ORF am Sonntagabend. Die ÖVP konnte nur 65.000 Stimmen von anderen Parteien oder Nichtwählern gewinnen.

    ÖVP

    So stimmten jeweils ein Drittel der heutigen BZÖ- und Hans-Peter-Martin-Wähler vor vier Jahren für die ÖVP. Jeweils ein Fünftel der heutigen Grünen und Blauen Stimmen waren 2002 noch Schwarz. Sechs Prozent der SPÖ-Wähler waren 2002 ÖVP-Wähler. Der ÖVP blieben offenbar nur Stammwähler: 96 Prozent der heutigen VP-Stimmen waren auch vor vier Jahren für diese Partei abgegeben worden.

    FPÖ

    Die FPÖ gewann im Saldo (Zuwanderungen abzüglich Abwanderungen) 89.000 Stimmen von der ÖVP und 74.000 Stimmen von der SPÖ. 15.000 ehemalige Grünwähler stimmten diesmal für die FPÖ, 12.000 FPÖ-Wähler wanderten zu den Grünen. In Summe haben 47 Prozent der heutigen FPÖ-Wähler auch 2002 dieser Partei ihre Stimme gegeben. 23 Prozent waren zuletzt SPÖ-Wähler, 20 Prozent ÖVP-Wähler.

    BZÖ

    Das BZÖ hat sich am stärksten bei der FPÖ bedient - 69.000 Stimmen (38 Prozent) kamen von dort, gefolgt von der ÖVP mit 58.000 Stimmen (32 Prozent). Von der SPÖ erhielt es 24.000 Stimmen. Hans-Peter Martin wiederum hat vor allem der ÖVP Stimmen genommen: Ein Drittel (41.000) kamen von dort. An Zweiter Stelle hat Martin der SPÖ Stimmen weggenommen (25.000), an dritter Stelle der FPÖ (15.000). 7.000 Nichwähler von 2002 konnten diesmal von Martin zum Wählen motiviert werden.

    SPÖ

    12 Prozent der heutigen SPÖ-Wähler haben vor vier Jahren anders oder gar nicht gewählt. Rund die Hälfte der neuen Wähler kam von der ÖVP, der Rest verteilte sich gleichmäßig auf FPÖ, Grüne, Nichtwähler und "sonstige".

    Die stabilste Wählerschicht hatte diesmal die SPÖ: 78 Prozent ihrer Wähler von 2002 stimmten wieder für die Partei. 70 Prozent der ÖVP-Wähler blieben bei ihrer Partei wie auch 62 Prozent der Grünen und 47 Prozent der FPÖ-Wähler. Noch überzeugter sind offenbar nur die Nichtwähler: 91 Prozent der Abstinenten von 2002 waren es auch diesmal wieder. (APA)

    Quelle: http://derstandard.at/?id=2606318
  • Re: Wählerstromanalyse

    saladin, 02.10.2006 02:20, Antwort auf #1
    #2
    irgendwie fehlen da die grünen :-)
    auf sora.at sollte in kürze (heute oder morgen - vielleicht erst nach den wahlkarten) die wählerstromanalyse grafisch aufbereitet erscheinen
  • Re: Wählerstromanalyse

    ThomasK, 02.10.2006 02:31, Antwort auf #2
    #3
    textlich ja.

    grafisch sind sie sehr wohl da. fast 100.000 an die nichtwähler. muss gestehen, das entsetzt mich ein wenig.
  • Re: Wählerstromanalyse

    gruener (Luddit), 02.10.2006 02:36, Antwort auf #3
    #4
    > textlich ja.
    >
    > grafisch sind sie sehr wohl da. fast 100.000 an die nichtwähler. muss
    > gestehen, das entsetzt mich ein wenig.


    protestwähler halt!
  • Re: Wählerstromanalyse

    Hephaistos, 02.10.2006 02:39, Antwort auf #1
    #5
    ich muss zugeben das ich mich in meinen vermutungen über das wahlverhalten sehr getäuscht habe.

    nicht so sehr in der vermutung das die wahlbeteiligung drastisch sinken werde (das war ja richtig) sondern in der vermutung welche wählergruppe es betreffen wird.

    ich bin davon ausgegangen das sehr viele SPÖ wähler daheimgeblieben sind. das umgekehrte wurde wahr: waren sich die ÖVP wähler schon zu "sicher" das alles nur mehr formalakt ist?

    auch die wählerstromanalysen widerlegen alle meine vermutungen, die SPÖ hat es sehr wohl geschafft stimmanteile von der ÖVP abzuziehen.

    ich frage mich noch immer: wie das?

    und ich muss ehrlich sagen das ich die wähler nicht verstehe ;) nach welchen kriterien sie wählen und warum sie daheim bleiben und warum die meinungsforscher und die wahlbörsen und die wettbüros (wo mir doch jemand weismachen wollte das ein streng nach gewinnmaximierung geführter betrieb wie ein wettbüro doch niemals solche quoten hätte wenn sie sich nicht sehr sicher sein würden) so danebengelegen haben.

    liegt es daran das die beeinflussung der messgröße (des wahlverhaltens) durch die messenden bereits zu große ist?
    so eine art "heisenbergsche unschärfe" bei meinungsumfragen?

    und wenn wir ganz ehrlich sind... war die börse nicht manchmal eine funktion der meinungsumfragen?

    was sich mir nicht stellt ist die frage der sinnhaftigkeit die ich immer wieder heruashöre... denn immerhin macht es riesenspass hier mitzuvoten (hier noch mal ein dank an die veranstalter)

    aber die fragen bleiben:

    mir ist die motivation vieler wechselwähler (z.b. von FPÖ zu grüne und umgekehrt) nicht wirklch klar. oder auch von ÖVP<-->SPÖ

    mich würden erklärungsversuche der leute hier sehr interessieren _wie_ es zu solchen unvorhersagbaren wählerverschiebungen kommt.

    oder ist es ganz simpel und sehr viele leute "lügen" schlichtweg bei meinungsumfragen aus prinzip?

    etwas ratlos

    heph
  • Re: Wählerstromanalyse

    ThomasK, 02.10.2006 02:54, Antwort auf #4
    #6
    > > textlich ja.
    > >
    > > grafisch sind sie sehr wohl da. fast 100.000 an die nichtwähler. muss
    > > gestehen, das entsetzt mich ein wenig.
    >
    >
    > protestwähler halt!

    wenn dem so wäre:
    wogegen hätten sie 2002 protestiert gegen das sie 2006 keinen grund mehr gehabt hätten zu protestieren?

    oder jetzt protest aus angst vor schwarz-grün?
    warum dann aber nicht dunkelrot oder rot? oder besser noch grün, damit sich auch rot-grün ausgehen könnte ...

    nun ja.

  • Re: Wählerstromanalyse

    blueangel, 02.10.2006 02:57, Antwort auf #5
    #7
    Ich denke, hier gibt es viele mögliche Erkärungsversuche....

    ...als 2002 die ÖVP/FPÖ Koalition zerbrach, habe ich ziemlich viele Aussagen gehört, aus denen (für mich zumindest recht klar) herauszufiltern war, dass die FPÖ doch eine "Strafe" verdient hätte (wiewohl eine Mitte-Rechts Tendenz erkennbar war) -> siehe ÖVP Ergebnis 2002....

    ... unabhängig von BAWAG-Skandal, Schmutzkübelkampagne etc. ist den meisten das eigene Hemd näher (zb. enpfinden der eigenen finanz. Situation; Studium geht trotz Studienbeitrages nicht schneller, weil Seminarplätze fehlen, einem Arbeitslosen hilft eine AMS-Schulung nix, weil er trotzdem arbeitslos bleibt usw.)
    (Nebenbemerkung: es hilft halt auch wenig, wenn die BAWAG-Haftungserklärung von Seiten der Regierung kommt- wiel sie recht spät [subjektives Empfinden von BAWAG und PSK Kunden, die nicht zwangsläufig mehrheitlich SP-Wähler sein müssen]... und warum ein Elsner - Haftbefehl so lange dauert... jeder einfache Bankraüber atmet da schon lange gesiebte Luft - ist zumindest das Empfinden vieler.

    Und wenn man dann - sagen wir mit Mitte-Links - wenig anfangen kann und von der VP enttäuscht ist, bleibt man halt auch zu Hause... auch eine Form des Protests...

    ...nebenbei werden halt nicht wenige bei eine Meinungsumfrage schwindeln.... und das halbwegs seriös herauszufilten, gleicht wohl der Quadratur des Kreises (Bsp.: letzte LTW in Kärnten: viele Kärntner haben mir gesagt: Haider, nein, den wähle ich nicht... und es waren dann doch nicht wenige darunter, nehm´ich mal an :-))

    ...trotz des langen postings nur ansatzweise Erklärungsversuche...

  • Re: Wählerstromanalyse

    milfor, 02.10.2006 03:24, Antwort auf #7
    #8
    wer jetzt von schwarz zu rot gewechselt ist?

    nach knittelfeld und dem zerbrechen der regierung schüssel 1 haben viele anhänger der großen koalition schwarz gewählt, weil sie irrtümlich glaubten, dass sich schüssel das sicher kein 2. mal antut (und weil schüssel die angst vor rot-grün schürte)

    jetzt jedoch haben sie wieder schwarz-blau/orange befürchtet und lieber rot gewählt, zumal rot-grün sich in den umfragen nicht ausging


    wer wählt abwechselnd blau und grün?

    ich kenne so einen. er wählt blau, um "die da oben" zu ärgern, aber nur auf landesebene. auf bundesebene kann blau zuviel schaden anrichten, da protestiert er lieber mit einer grün-stimme
  • Re: Wählerstromanalyse

    saladin, 02.10.2006 03:26, Antwort auf #7
    #9
    vielen hat schüssel 2 nicht gefallen
    ihren bawag-protest haben sie in den umfragen ausgelassen
    bei der wahl gings aber nicht um eine benotung des ögb´s sondern wie die nächsten 4 jahre österreich regiert werden
    und da war das programm von schüssel 3 halt nicht überzeugend
    weil vielen geht es eben nicht gut

    was wechsel von grün zu fpö
    oder spö zu fpö (und umgekehrt) betrifft

    dieses links-rechts-schema kann man auf den müll werfen
    das war 1800 gültig (wo es aufgestellt wurde)
    1900 auch noch
    aber 2000 schon lange nicht mehr
    die verwerfungslinien in der gesellschaft haben sich grundlegend geändert


    z.b. einer ist für umwelt, soziale gerechtigkeit und gleichberechtigung von grau/mann aber gegen 1/3 kinder in der schule seines kindes die nicht deutsch sprechen können

    oder: will protest gegen spö/övp, problem mit den grünen aber ausländer sind ihm egal

    oder: taktisch wählen für grosse koalition


    3 total unterschiedliche menschen und alle könnten fpö wählen, aber auch mal eine der 3 anderen parteien und das OHNE seine meinung auch nur irgendwie zu ändern
  • Re: Wählerstromanalyse

    blueangel, 02.10.2006 03:44, Antwort auf #9
    #10
    Für mich stellen sich in diesem Zusammenhang u.a. auch folgende Fragen:

    wie viele (Stamm)Wähler einer Partei X kennen deren Programm vollständig bzw. das Programm der anderen Parteien?

    wieso kommt es dazu, daß nach wie vor ein "Lagerdenken" dominant ist, nicht nur in Österreich - trotz der sich in massiv geänderten gesellschaftlichen Strukturen (dieses Einordnen in eher "Links" oder eher "Rechts" geschieht ja auch in diesem Forum, obwohl man hier ja davon ausgehen könnte, das die politisch interessierte und -verfolgende Schicht wohl deutlich stärker vorhanden ist - im Vergleich zum [ohne dies als abwertenden Begriff zu verwenden] "Durchschnittsösterreicher")

    nebenbei kommt es mir -subjektiv beobachtet- so vor, daß die Politikverdrossenheit in den letzten Jahren doch eine ansteigende Tendenz besitzt.
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