Zukunft der GOP

Beiträge 1 - 10 von 48
  • Zukunft der GOP

    Wanli, 05.11.2012 20:55
    #1

    Hängt natürlich auch ein klitzekleinwenig vom Wahlausgang morgen ab, interessant wird es aber in jedem Fall, welchen Weg die Partei in Zukunft wählt. Wird man versuchen, die eigenen Schwächen in vielen Wählergruppen abzustellen, durch eine veränderte Programmatik oder neues Personal? Oder geht man erst recht den Weg der letzten Jahre weiter, ganz auf Linie mit den Tea Parties?

    GOP-Senator Lindsey Graham macht sich für den Fall einer Wahlniederlage für die erste Option stark:

    If I hear anybody say it was because Romney wasn't conservative enough I'm going to go nuts. We're not losing 95% of African-Americans and two-thirds of Hispanics and voters under 30 because we're not being hard-ass enough.

    http://politicalwire.com/archives/2012/11/05/quote_of_the_day.html

  • Schleier der Unwissenheit

    Wanli, 08.11.2012 00:10, Antwort auf #1
    #2

    Hurrikan Sandy war heute ein beliebter Grund, den republikanische Kommentatoren für die Wahlniederlage angaben. Dabei hatte sich der Wind schon vor dem Sturm gegen Romney gedreht:

    http://pbump.tumblr.com/post/35035727547/when-you-hear-someone-lie-and-say-sandy -slowed

    Heute kam der erste Spot einer konservativen Organisation nach der Wahl heraus: Kurs halten, keinen Zentimeter nachgeben, Obamas Politik erbarmungslos bekämpfen: Die Zahl der Konservativen nehme täglich zu, der Sieg bei den nächsten Wahlen sei in Reichweite.

    http://www.thedailybeast.com/videos/2012/11/07/a-hate-ad-already.html

    Die Konservativen sind einfach im Nachteil, weil sie in ihrer Medienblase aus FOX und Talk Radio ein ziemlich falsches Bild der Mehrheitsmeinung über die amtierende Regierung vermittelt bekommen und dann mit Argumenten gegen Obama ins Feld ziehen, die eine Mehrheit ihrer Landsleute einfach nicht nachvollziehen kann und abstoßend findet: Als Beispiel seien nur die wilden Spekulationen um Obamas angebliche Geburt in Kenia genannt, die von den rechten Medien nie unmissverständlich zurückgewiesen wurden. Solange das so bleibt (und zumindest in den Büchern der rechten Medienunternehmer sorgt das Verbreiten von ideologisch aufgeladenem Quark für schöne schwarze Zahlen), sind die Konservativen im Kampf um die öffentliche Meinung einfach im Nachteil.

    I see a coalition that has lost all perspective, partly because there's no cost to broadcasting or publishing inane bullshit. In fact, it's often very profitable. A lot of cynical people have gotten rich broadcasting and publishing red meat for movement conservative consumption.

    On the biggest political story of the year, the conservative media just got its ass handed to it by the mainstream media. And movement conservatives, who believe the MSM is more biased and less rigorous than their alternatives, have no way to explain how their trusted outlets got it wrong, while the New York Times got it right. Hint: The Times hired the most rigorous forecaster it could find.  

    It ought to be an eye-opening moment.   

    But I expect that it'll be quickly forgotten, that none of the conservatives who touted a polling conspiracy will be discredited, and that the right will continue to operate at an information disadvantage. After all, it's not like they'll trust the analysis of a non-conservative like me more than the numerous fellow conservatives who constantly tell them things that turn out not to be true.

    http://www.theatlantic.com/politics/archive/2012/11/how-conservative-media-lost- to-the-msm-and-failed-the-rank-and-file/264855/

    Direkt komisch ist die Sammlung von Twitter-Meldungen, die der konservative "Analyst" Dick Morris im Laufe des Wahlabends abfeuerte - realitätsfern wie einst die Durchhalteparolen aus dem Führerbunker.

    http://andrewsullivan.thedailybeast.com/2012/11/dick-morris.html

    Und auch FOX hatte gestern Abend einen ganz besonderen Moment, als die Titanic republikanischer Zuversicht auf den Eisberg des Wählerwillens auflief. Der Sender erklärte Obama zum Sieger in Ohio, der anwesende republikanische Superstratege Karl Rove echaufierte sich live auf Sendung darüber; hier sei noch gar nichts klar. Die Moderatoren schauten dumm aus der Wäsche, dann stiefelte eine quer durchs Gebäude zu den hauseigenen Analysten, die ganz klar erklärten, warum der Staat für Romney verloren sei. Großartiges Fernsehen.

    http://andrewsullivan.thedailybeast.com/2012/11/rove-goes-rogue.html

    Rove ist natürlich auch in einer schwierigen Lage: Er hat Großspendern Hunderte von Millionen aus den Brieftaschen geleiert, um mit seinem Super PAC die Wahl zugunsten der Rechten zu drehen, aber hat weder bei der Präsidentschaftswahl noch bei Senat oder Repräsentantenhaus großartige Erfolge zu vermelden. Dem stehen viele sehr unangenehme Meetings bevor.

    Immerhin: Mike Huckabee sprach im Fernsehen sehr deutlich aus, dass die GOP lausig darin sei, Minderheiten für sich zu begeistern.

    http://www.mediaite.com/tv/huckabee-gop-has-done-a-pathetic-job-of-reaching-out- to-people-of-color/

    Sicherlich noch einer der konstruktiveren Beiträge. Überhaupt Huckabee: Wer weiß, der hätte vielleicht wirklich ne Chance gegen Obama gehabt. Warum? Nun, laut den Exit Polls scheiterte Romney in den Augen der Wähler vor allem an einem: Die Wähler nahmen ihm nicht ab, dass er ihre Probleme verstehe und sie ihm wichtig seien. In anderen Fragen erhielt er dagegen oft bessere Noten als Obama, aber diese eine war offenbar für viele ausschlaggebend. Kaum überraschend, man denke daran, wie Bill "I feel your pain" Clinton einst die Wähler auf seine Seite gezogen hatte. Momentan sehe ich kaum Republikaner, die eine annähernd vergleichbare Empathie für Wähler aufbringen könnten - außer eben Huckabee, der ja auch wirtschaftspolitisch deutlich gemäßigter ist als der überwiegende Rest der Partei.

  • Schleier der Unwissenheit / das Unwort / erträumte Zukunft

    Wanli, 08.11.2012 20:45, Antwort auf #2
    #3

    Während der Wahl weigerte sich Karl Rove, die Wahlanalysen seines eigenen Senders FOX News zu glauben; laut Jon Stewart ein Moment der Fernsehgeschichte, den man nicht so schnell vergessen wird.

    http://www.thedailyshow.com/watch/wed-november-7-2012/post-democalypse-2012---am erica-takes-a-shower---karl-rove-s-math

    Ach ja, der arme Rove:

    "The billionaire donors I hear are livid," one Republican operative told The Huffington Post. "There is some holy hell to pay. Karl Rove has a lot of explaining to do ... I don't know how you tell your donors that we spent $390 million and got nothing."

    http://www.motherjones.com/kevin-drum/2012/11/quote-day-americas-billionaires-ar e-pissed-karl-rove

    Am Tag nach der Wahl wird bei FOX munter weiter an Erklärungen für die Niederlage gesponnen; keine davon kratzt selbstverständlich an den ewigen konservativen Wahrheiten, die dort 24/7 verkündet werden:

    http://www.thedailyshow.com/watch/wed-november-7-2012/post-democalypse-2012---am erica-takes-a-shower---fox-news-meltdown

    Es hagelt düstere Prognosen, Amerika scheint auf FOX dem Untergang geweiht:

    http://www.youtube.com/watch?v=ZK7neQNl5YM&feature=player_embedded#!

    Derweil ist Nate Silver schon wieder zu Gast bei der Daily Show und wird vom Publikum frenetisch gefeiert; für einen ziemlich trockenen Zahlenfreak ganz beachtlich:

    http://www.thedailyshow.com/watch/wed-november-7-2012/nate-silver


    Genug davon, nur noch eine Beobachtung: Es scheint in Zukunft wenig ratsam für Konservative, sich zum Thema Vergewaltigung zu äußern.

    http://andrewsullivan.thedailybeast.com/2012/11/rip-rape-rhetoric.html


    Wie in einem Paralleluniversum die Zukunft der GOP ausgesehen hätte, zeigt die Webseite Romneys, die kurzzeitig online ging und dann wenig überraschend schnell wieder abgeschaltet wurde.

    http://politicalwire.com/archives/2012/11/07/romneys_transition_site.html

  • Schlecht ausbalanciertes Wahlsystem / Demoskopen auf Entzug

    Wanli, 08.11.2012 23:52, Antwort auf #3
    #4

    In den Wahlen zum Repräsentantenhaus haben die Demokraten etwa eine halbe Million Stimmen mehr bekommen als die Republikaner, trotzdem hat die GOP dort die klare Mehrheit der Sitze gewonnen.

    http://politicalwire.com/archives/2012/11/08/americans_actually_voted_for_a_demo cratic_house.html

    Bei der Präsidentschaftswahl war es andersherum: 538 schätzt, dass Romney einen Vorsprung von drei Prozent beim Stimmenanteil gebraucht hätte, um im Electoral College die Mehrheit zu erhalten und damit Präsident zu werden.

    http://fivethirtyeight.blogs.nytimes.com/2012/11/08/as-nation-and-parties-change -republicans-are-at-an-electoral-college-disadvantage/

    Ein Phänomen, das bereits bei den letzten Wahlen 2008 und 2004 zu beobachten war (im Jahr 2000 freilich nicht): Auch damals schnitten die Demokraten im EC klar besser ab, als es aufgrund der Stimmenverhältnisse zu erwarten gewesen wäre; ein paar mehr Stimmen für Kerry in Ohio und er wäre Präsident geworden, obwohl Bush deutlich mehr Stimmen bekommen hatte. Drei Wahlen in Folge mit der gleichen Unwucht könnten schon dafür sprechen, dass dies ein strukturelles Problem für die GOP ist.

    http://plainblogaboutpolitics.blogspot.de/2012/11/do-democrats-have-structural-e lectoral.html


    PPP hat jetzt die ersten Umfragen zu den Vorwahlen in Iowa 2016 durchgeführt - in den Tagen VOR der Wahl 2012 wohlgemerkt. Irre.

    http://www.politico.com/blogs/burns-haberman/2012/11/ppp-iowa-wide-open-for-gop- in-149070.html

    http://www.politico.com/blogs/burns-haberman/2012/11/exclusive-clinton-would-dom inate-iowa-caucuses-ppp-149064.html

  • RE: Schlecht ausbalanciertes Wahlsystem / Demoskopen auf Entzug

    Buckley, 09.11.2012 01:15, Antwort auf #4
    #5

    Ich bin ja alles andere als belesen was amerikanisches Wahlsystem angeht. Aber eins an der ganzen Geschichte ist mir sympathisch. Neulich habe ich die Staaten durchgeklickt, nach der Wahl, und der ganze ver....te bible belt inclusive so weltbewegender Staaten wie Montana bekommt kaum Wahlmänner. Montana ganze 4. Was ich eindeutig ne gute Erfindung finde.

    http://www.youtube.com/watch?v=D-N8uKzC03E [youtube.com]

  • RE: Schlecht ausbalanciertes Wahlsystem / Demoskopen auf Entzug

    Zappa, 09.11.2012 07:59, Antwort auf #5
    #6

    Montana ganze 4.

    Nur 3. Nur ganze 3.

  • RE: Schlecht ausbalanciertes Wahlsystem / Demoskopen auf Entzug

    ronnieos, 09.11.2012 12:19, Antwort auf #4
    #7

    In den Wahlen zum Repräsentantenhaus haben die Demokraten etwa eine halbe Million Stimmen mehr bekommen als die Republikaner, trotzdem hat die GOP dort die klare Mehrheit der Sitze gewonnen.

    Bei der Präsidentschaftswahl war es andersherum: 538 schätzt, dass Romney einen Vorsprung von drei Prozent beim Stimmenanteil gebraucht hätte, um im Electoral College die Mehrheit zu erhalten und damit Präsident zu werden.

    >>  Letzteres ist ne Spielerei, weil 2-3% in einigen wichtigen Swing States fehlen, das heisst aber nicht dass ein REP im ganzen Land 3% mehr bekommen müsste.

    Tatsache ist, dass man die real abgebenen Stimmen ncht überbewerten darf. [Und das ist nun das Statement von US Freunden, das ist kein Alterstarsinn].  Ein a priori feststehendes Ergebnis eines Staates (für das electoral college) motiviert eben nicht, seine Stimme abzugeben und viele gehen nicht zur Wahl (auf beiden Seiten, auf der des Siegers und Verlierers und es ist schwer zu schäzten, wo das wirkliche Potential läge, wenn nur die Gesamtzahl der Stimmen entscheiden würde. 

    Interessant wird es für den den Demokraten zugeneigten Freund (in Tennessee, wo die Reps r hoch gewinnen) nur beim "House", weil die Demokraten ~1/3 der Sitze bekommen.  Umgekehrt ist für den GOP-Freund in Washington klar, dass zwar die Demokraten die die Stimmen für das college gewinnen (mit 10% Vorsprung), aber das House nur ~6:4...  Und das motiviert sie zu wählen.    

  • gerrymandering

    drui (MdPB), 09.11.2012 14:21, Antwort auf #7
    #8

    Man stelle sich mal vor, die SPD hätte bei der Bundestagswahl ein halbes % weniger als die Union, würde wegen der Wahlkreiszuschneidung aber 40 Abgeornete mehr bekommen und den Kanzler stellen. Die USA sollte endlich mal das Wahlsystem reformieren, wie es ja schon länger diskutiert wird, ev. auch im Zuge eines 51. Bundesstaates (Purto Rico). Es gab ja Vorschläge, das gerrymandering in allen staaten von einer unabhängigen stelle machen zu lassen (wie in Californien), die Wahlmännerzahl an der tatsächlichen Bevölkerungszahl neu auszurichten, eine unabhängige Stelle zur Wählerregistrierung und eine Methode zur Wähleridentifikation, extra Wahlmänner für das popular vote, also die Mehrheit der Gesamtstimmen bei der Präsidentschaftswahl zu vergeben, die Wahlzeiten und Regelungen zum early voting anzupassen, Die Wahlen in Chaosbezirken von nationalen Stellen leiten zu lassen, usw. Ist doch ein Witz, dass über 20 Milliarden Dollar für die Wahlen ausgegeben werden und sie sind schlecht organisiert, in vielen Punkten ungerecht und undemokratisch und die Leute warten zwischen einer und 8 Stunden, wenn sie überhaupt wählen dürfen.

    Der klare Gewinner bei den Umfrageinstituten (9 von 9 richtig) heißt übrigens PPP, Rasmusen hat die Prognosekraft einer Geldmünze:

    http://www.electoral-vote.com/

  • RE: gerrymandering

    Impfen, 09.11.2012 23:54, Antwort auf #8
    #9

    Ich hab grad versucht, deinen Post argumentativ zu widerlegen. hat mich ne menge zeit gekostet und am Ende hat wafi ne Fehlermeldung produziert. Vielleicht war ich zu langsam. hab jetzt auch keine Lust den ganzen Sermon zu wiederholen. Nur soviel....  wer das Wahlsystem in den USA kritisiert, sollte selbst ein besseres haben. Ich denke mal, damit kannst du nicht aufwarten. Insofern halte ich Deinen Beitrag für ziemlich daneben

  • RE: gerrymandering

    drui (MdPB), 10.11.2012 10:50, Antwort auf #9
    #10
    wer das Wahlsystem in den USA kritisiert, sollte selbst ein besseres haben. Ich denke mal, damit kannst du nicht aufwarten. Na ja, unseres ist auch nicht perfekt, aber prinzipiell zählt trotz Überhangmandate und vereinzeltem negativen Stimmrecht jede Stimme gleich viel (Ausnahme Europ. Parlament), eben eine freie, gleiche, direkte und geheime Wahl. Vermutlich hält man das eigene Wahlrecht immer für besser, weil man es besser kennt. Die USA haben eine lange Tradition für demokratische Wahlen, aber das Wahlrecht darf nicht auf dem Stand vom 18. Jahrhundert stehen bleiben oder es verliert an Legitimität. Nenn doch mal ein paar Stichpunkte, wo Du Vorteile im Amerikanischen Wahlsystem siehst. Ich dachte bis vor einem halben Jahr noch, die Vorwahlen wären so etwas. Man kann das Verhältniswahlrecht nicht mögen oder das Mehrheitswahlrecht, eine Kombination ist aber sicher kein Demokratiedefizit. Wir sind über den Wohnsitz automatisch als Wähler registriert, haben so in der Regel eine höhere Wahlbeteiligung und keine Benachteiligung von Minderheiten, können per Brief wählen ohne Stunden vor den Wahllokalen zu verbringen und die Auszählung dauert keine 6 Stunden.
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