Da ich die Wettbörsen zur US-Wahl bewusst nicht verfolge - wie sind denn die aktuellen Quoten? Gibt es hier Unterschiede zu amerikanischen und europäischen Wettbörsen? Ich denke den amerik. Wettbörsen sollte man hier sicher mehr Priorität einräumen.
Im Eingangspost findest Du die Links zu PredictIt sowie einer Seite, die die Quoten der Buchmacher verarbeitet.
Danke, die vielen Links im Eingangspost waren mir am Anfang zu viel...:)
Eine Frage an den Experten: Wenn man sich die Quoten ansieht, wie erklärt es sich dann, dass die "anderen Kandidaten" hier bei Wahlfieber noch bei über 15% liegen?
Ich kann das nicht erkennen. Wo liegt mein Denkfehler?
Frage zu Nr. 11 hat sich inzwischen erledigt. Jetzt habe ich eine entsprechende Seite gefunden, die mir eine Antwort gibt, warum "die Anderen" hier bei wahlfieber bei 16% sind.
http://elections.huffingtonpost.com/pollster/2016-general-election-trump-vs-clin ton-vs-johnson
Hab ja eben Donalds Schwaechen aufgezaehlt und Clinton gelobt, aber trotzdem geschrieben, seine Leistung sei nicht "desastroes" gewesen. Habe gerade nachgegruebelt, warum ich das so empfinde. Mal sehen:
1) Er war zwar im Grunde unterlegen und Clinton nutzte seine Schwachstellen gezielt aus, aber rein von der Koerpersprache her wirkte er nie eingeschuechtert. Viele Leute glauben ja, man koenne die Wirkung einer Debatte am besten einschaetzen, wenn man den Ton ausschaltet. Tut man das, dann sieht man eine selbstbewusste Hillary, aber eben auch einen Trump, der rein visuell meist halbwegs gelassen wirkt.
2) Clinton hat gezeigt, dass sie eine kenntnisreiche, kluge und durchsetzungsstarke Politikerin ist; Donald war von ihrer taktischen Brillanz meilenweit entfernt - Anekdotisches, "Gesunder Menschenverstand", ein etwas lockererer Umgang mit der Wahrheit (eine gute Geschichte ist allemal wichtiger), oefter mal Gedanken, die unstrukturiert im Nichts versanden und tendenziell in der Defensive: ungefaehr so also, wie die meisten von uns Normalos (ohne groessere Vorbereitung) auf einer solchen Buehne agieren wuerden. Wenn Unentschlossene an einer kompetenten Politikerin interessiert sind, ist die Wahl klar; haben sie dagegen einen richtigen Rochus auf das System an sich, dann mag gerade Trumps Unbeholfenheit auf dieser Buehne ihnen vielleicht gefallen.
Clinton war wie erwartet sehr gut auf die Debatte vorbereitet. Sie hatte eine klare Strategie: Sie wollte Trump zu unüberlegten Reaktionen provozieren. Sie hatte ein Programm: Ihre Antworten waren durchdacht, sie nutzte jede Gelegenheit, alle ihre wichtigen Themen zu platzieren.
Nachteil dieser minutiösen Vorbereitung ist allerdings, dass ihre Antworten zuweilen gekünstelt und einstudiert wirkten. Ein Handicap, das sie nicht nur in diesem Wahlkampf verfolgt, sondern quasi ihre gesamte politische Karriere hindurch. Trumps beste Bonmots zielten genau darauf ab: Sie rede wie "ein typischer Politiker" und ein "Washington-Insider".
Deshalb also: Trump war nicht gut, aber inwiefern ihm das schadet, muss man abwarten.
Deshalb also: Trump war nicht gut, aber inwiefern ihm das schadet, muss man abwarten.
Vielleicht evtl. gar nicht, wenn man sich diesen Kommentar durchliest.
Für mich als richtigen Amerika Laien klingt diese Begründung eigentlich recht logisch und gibt (zumindestens mir) eine mögliche Antwort auf den bisherigen, doch überraschenden Erfolg von Trump. Noch vor einigen Monaten hätte schließlich niemand gedacht, ihn jetzt mit H.Clinton im TV-Duell zu sehen.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie der Mann eine Bevölkerungsmehrheit zusammenbringen will. Die armen, schlechter gebildeteten haben doch in der Debatte sein einziges Konzept hörne können: Steuersenkungen für Reiche. Ich verstehe nicht, wie die einen solchen Mann wählen können. Da bringt Ihnen Clinton, trotz Establishment und elitärer Zugehörigkeit, immer noch mehr. Bei Schwarzen und Hispanics hat er sich auch unbeliebt gemacht, da er sie widerholt in Zusammenhang mit Kriminalität gebracht hat. Die haben auch von Clinton deutlich mehr zu erwarten. Für Trump bleibt doch einzig allein die reiche, weiße Oberschicht und das ist doch bei weitem nicht die Mehrheit. Eines ist auch klar: Mit Clinton wird es keine substanziellen Verbesserungen geben, sondern "more of the same shit". Aber das ist immer noch besser als ein Hochrisikofaktor Trump. Von daher begreife ich auch Laies unverholene Sympathie für den Mann nicht.
Ich hatte mich auf betfair bezogen, eine britische Wettfirma:
Vielleicht war es sinnvoll für Clinton, die Stiche eher subtil zu setzen, sie riskiert damit aber auch, dass niemand Trumps Lügen widerspricht, wenn die Moderatoren die Sache laufen lassen. Vermutlich setzt sie auch eher auf die Mobilisierung ihrer Wähler, und da muss sie vor allem an ihrer likebility arbeiten und symphatischer erscheinen, was ihr in der ersten Debatte wohl gelungen ist. Anscheinend hat sie sich auch psychologisch beraten lassen und mit dem Bezug auf Trumps Vater, von dem er den Reichtum geerbt hat, den Donald dermaßen provoziert, dass er danach stinksauer und unkontrolliert war.
Für mich als richtigen Amerika Laien klingt diese Begründung eigentlich recht logisch und gibt (zumindestens mir) eine mögliche Antwort auf den bisherigen, doch überraschenden Erfolg von Trump.
Ich würde dem zustimmen, wenn ich mehrheitlich eine "Nach-mir-die Sinnflut"-Proteststimmung in den USA spüren würde, sehe das aber derzeit nicht. Trump hat in Umfragen wohl eher aufgeholt, weil Clinton ihr eigenes Lager nicht geschlossen hinter sich hat bzw. ihre Wähler öfters mal das Interesse verlieren.
Wenn Unentschlossene an einer kompetenten Politikerin interessiert sind, ist die Wahl klar; haben sie dagegen einen richtigen Rochus auf das System an sich, dann mag gerade Trumps Unbeholfenheit auf dieser Buehne ihnen vielleicht gefallen.
Ein paar Gedanken dazu. Clinton hat ev. gepunktet bei den blue-collar-worker (die oft zu Trump tendieren), indem sie seine eher arrogante Business- und Antisteuerhaltung provoziert hat. Die sind gegen Freihandelsabkommen, aber sind sie auch für einen Immobilienhai, der stolz darauf ist keine Steuern zu zahlen und in der Immobilienkrise profitiert zu haben? Vielleicht haben ja ein paar von denen ihr Haus verloren und freuen sich weniger für Trump. Das kann Clinton nun in Werbespots verstärken, indem sie ihn wieder und wieder zitiert, und das hat eine größere Wirkung als sonst, weil sehr sehr viele Menschen das Duell gesehen haben (so viele wie nie zuvor). Sie hat seinen wenig vorbereiteten und impulsiven Charakter herausgestellt, va. auch in Bezug auf die nukleare Entscheidungsmacht, das könnte die Unentschlossenen interessieren.
Ansonsten hatte sie va. ihre eigene Basis im Auge, Frauen, Minderheiten, Wähler mit College-Abschluss. Auch ihr "am Ende bin ich natürlich wieder an allem Schuld" sorgte für Lacher, rückte aber auch in Bewusstsein, wie sie seit Jahren als Sündenbock der Rechten für alle Probleme der Welt verantwortlich gemacht wird. Das hat ihr - denke ich - Symphatiepunkte eingebracht, auch bei den Medien, die sie nun erstmals seit Wochen wieder positiver rezepieren.
Wenn man nur die Körpersprache ohne Ton anschaut, unterschlägt man Trumps Schniefen, das für mich auch zur nonverbalen Kommunikation gehört. Zudem machte sein Team nach der Debatte einen eher panischen Eindruck, Trump auch, indem er die Schuld auf sein Mikro schob und eine Verschwörung unterstellte. Gulliani schob die Schuld auf den Moderator, den Trump aber gleichzeitig als fair bezeichnete. Souverän wirkt das nicht.
Im nächste Duell hat Trump Vorteile, weil da das Publikum lauter und mehr involviert ist. Ich gehe aber davon aus, dass dann Clinton deutlicher führt als jetzt. Und dass die derzeitigen Johnson- und Stein-Sympahtisanten sich von der Polarisierung beeindrucken lassen.
Auch wenn der Vergleich ein bisschen hinkt....
Ist vielleicht ein wenig so wie in den 70er-Jahren mit dem Rock'n Roll. Eine (damals) neuartige Musikbewegung, die mit ihrem Auftreten gegen alle guten Sitten verstoßen hat. In den Medien wurde die Musik verunglimpft, in der Kirche wurde sie als "Musik des Teufels" verurteilt, Eltern die ihren Kindern das hören dieser Musik verboten haben....
Und letztendlich hat sie sich doch durchgesetzt, bzw. ist zumindest zu einem Teil der Gesellschaft geworden und das bestimmt nicht trotz, sondern wegen ihres Auftretens.
Selbst wenn Trump nicht Präsident werden sollte (was mir persönlich relativ egal ist, da ich weder Trump noch Clinton für geeignet für dieses Amt halte), hat er doch gezeigt, wie weit man mit diesem völlig neuartigem, für viele entfremdenden und haudrauf-Politikstil kommen kann.
Und dass die derzeitigen Johnson- und Stein-Sympahtisanten sich von der Polarisierung beeindrucken lassen.
Bedeutet das, dass sie bald einen Absturz der Aktie "Andere" hier bei Wahlfieber erwarten? Auf welches Niveau? 10%?
Und auf welche Seite könnten dann die 5-6% wechseln?
Und auf welche Seite könnten dann die 5-6% wechseln?
Auf beide Seiten, aber zumindest kurzfristig mehr auf Clintons Seite. Focus-Gruppen, die während des Duells beobachtet bzw. danach befragt wurden und bislang noch unentschieden bzw. für Johnson/ Stein waren, sahen Clinton mit großer Mehrheit als Gewinnerin des Duells an. Gerade unentschlossene Wähler stehen gerne auf der Seite der Gewinner, va. wenn es knapp und wichtig wird.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie der Mann eine Bevölkerungsmehrheit zusammenbringen will. Die armen, schlechter gebildeteten haben doch in der Debatte sein einziges Konzept hörne können: Steuersenkungen für Reiche. Ich verstehe nicht, wie die einen solchen Mann wählen können.
Dieser (guten) Frage ist ein linker Journalisten bereits für über zehn Jahren nachgegangen in seinem oft zitierten Werk "What's the Matter with Kansas?" Es geht um einen Staat, der durchaus mal für linke Positionen stand, mittlerweile aber solide konservativ ist, obwohl die Einwohner von einer demokratischen Wirtschaftspolitik mehr zu erwarten hätten.
According to the book, the political discourse of recent decades has dramatically shifted from social and economic equality to the use of "explosive" cultural issues, such as abortion and gay marriage, which are used to redirect anger toward "liberal elites."
Against this backdrop, Frank describes the rise of political conservatism in the social and political landscape of Kansas, which he says espouses economic policies that do not benefit the majority of people in the state.
https://en.wikipedia.org/wiki/What%27s_the_Matter_with_Kansas%3F
Es geht um den Widerstand gegen liberale Eliten, die (in der Wahrnehmung vieler weißer Amerikaner vom Land) herabschauen auf die Werte der "Rednecks" im "Fly-over country" mit ihren Feuerwaffen, Cowboystiefeln und Pick-Ups, die sie am liebsten entweder abschaffen oder in Arugula-speisende Metrosexuelle verwandeln würden, obwohl es doch der Arbeitsethos und die Zähigkeit gerade dieser Red Necks war, die Amerika einst groß machte - so der Narrativ in diesen Kreisen, der jetzt auch nicht KOMPLETT an den Haaren herbeigezogen ist.
Hatte hier auch vor einigen Wochen mal ein Profil einer Trump-Anhängerin aus Louisiana verlinkt; eine tolle Reportage, da man wirklich ein wenig versteht, warum sie tickt, wie sie tickt: aus der Überzeugung heraus, dass harte Arbeit und ein unbeugsamer Wille zur Meisterung widriger Umstände wertvolle Werte seien, die durch zuviel Sozialstaat untergraben würden. Die Frau ist nicht reich, trotzdem ruft sie eher nach weniger als nach mehr Staat und wenn man die Reportage gelesen hat, versteht man ihre Position ein wenig, auch wenn man sie nicht teilt (was ich nicht tue).
Zudem hat zumindest die letzte republikanische Administration zwar fleißig Steuern für die Reichen gesenkt (die mittlerweile aber wieder angehoben wurden), dazu allerdings Sozialleistungen ausgebaut - mit dem Resultat eines rapide anwachsenden Defizits natürlich. auf die Weise wurde der Protest gegen die Steuergeschenke für die Reichen denn auch etwas gedämpft, schließlich bekamen auch die weniger Begüterten ein kleines, aber vielen durchaus willkommenes Präsent.
Und schließlich ist sicher auch an Jumis Erklärung was dran: Trump ist einfach Punk Rock, wird den ganzen Laden mal richtig aufmischen und alle in den Arsch treten - Fuck the System, scheiß auf die Konsequenzen, kann ja nur besser werden! Eine Fehleinschätzung mMn, auch deshalb, weil der notorisch faule Donald sich, wenn er denn zum Präsidenten gewählt würde, seine Politik sicher vom dann vermutlich auch durchweg republikanischen Kongress gestalten ließe.
EDIT:
Hab die oben erwähnte Reportage nochmal gesucht; kann die Lektüre wirklich empfehlen, wenn man die Motive der Trumpfans verstehen und sie nicht nur pauschal verachten will. Wobei in Donalds "Basket of Deplorables" natürlich auch genug Leute sitzen, die nur Verachtung verdienen...
http://www.motherjones.com/politics/2016/08/trump-white-blue-collar-supporters
In den nächsten Wochen und Monaten finden u.a. folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden (voraussichtlich) Märkte aufgesetzt:
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1. Halbjahr
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