Midterms 2018

Beiträge 341 - 350 von 378
  • Muellers Mühlen / Deltas Dilemma

    Wanli, 03.03.2018 12:37, Antwort auf #340

    https://www.politico.com/gallery/2018/03/02/the-nations-cartoonists-on-the-week- in-politics-002818?slide=7

    Der Februar war ein ziemlich umtriebiger Monat für Sonderermittler Mueller, dessen Ermittlungen hier im Thread ja eher etwas stiefmütterlich behandelt werden. Deshalb eine kurze Erinnerung an die sich zuspitzenden Ermittlungen, was auch immer für juristische oder politische Konsequenzen sie am Ende auch haben mögen:

    With each passing day, Robert S. Mueller III, the special counsel investigating Russia’s interference in the 2016 election, seems to add another brick to the case he is building — one more indictment, one more interview, one more guilty plea. Mr. Trump and his advisers insist they are not worried because so far none of the charges implicate the president. Yet no one outside Mr. Mueller’s office knows for sure where he is heading and the flurry of recent action seems to be inexorably leading to a larger target.

    “When you put that all together, the White House should be extremely worried,” said Benjamin Wittes, editor in chief of Lawfare, a blog that analyzes legal issues, and a friend of James B. Comey, the former F.B.I. director who was leading the Russia investigation until being fired by Mr. Trump last year. “You have to ask the question about whether there is a certain measure of self-delusion going on here.”

    In the last 10 days, Mr. Mueller has indicted 13 Russians and three Russian companies on suspicion of secretly trying to help Mr. Trump win the election, added new charges against Paul Manafort, who was Mr. Trump’s campaign chairman, and secured a guilty plea from a lawyer tied to Mr. Manafort’s business dealings with pro-Russian figures. The guilty plea on Friday by Rick Gates, the former deputy chairman, raised the pressure on Mr. Manafort.

    https://www.nytimes.com/2018/02/24/us/politics/trump-russia-inquiry-mueller.html

    Ein Überblick über die von Mueller erhobenen Anklagen:

    https://www.vox.com/policy-and-politics/2018/2/20/17031772/mueller-indictments-g rand-jury

    EDIT

    Wird es so laufen wie immer: Ein Amoklauf schreckt die Nation auf und löst eine umfangreiche Medienberichterstattung aus, ist dann aber bald wieder vom Radar der Öffentlichkeit verschwunden, inklusive der Fragen zum Waffenrecht, die sich in einem solchen Zusammenhang meistens stellen? Das Thema Gun Control scheint sich nach dem Massaker in Florida etwas hartnäckiger in den Medien zu halten als sonst:

    Auch eine Untersuchung der Googlesuchen zum Thema macht etwas Hoffnung, dass die Debatte diesmal länger präsent bleibt:

    https://www.vox.com/2018/3/2/17070714/parkland-media-fatigue-data

    Trotzdem wird realistischer Fortschritt hier wohl nur sehr langsam zu erzielen sein, wenn überhaupt. Vielleicht kann man eher auf die Zivilgesellschaft hoffen als auf die Politik: Diverse Unternehmen haben inzwischen ihre Verbindungen zur NRA gelöst, einige Einzelhandelsketten werden Feuerwaffen nur noch an Kunden ab 21 verkaufen oder nehmen halbautomatische Gewehre ganz aus dem Sortiment. Immerhin.

    Besonders teuer wird einen solchen Kurswechsel die Fluggesellschaft Delta bezahlen, ansässig in Georgia. Regierung und Parlament des Staates hatten der Airline gerade erst eine Steuererleichterung in Höhe von 40 Millionen Dollar bewilligt, jetzt verkündete der Carrier, man werde NRA-Mitgliedern in Zukunft keinen Rabatt beim Kauf eines Tickets mehr gewähren. Konservative waren erbost und nun wird die Steuererleichterung wieder rückgängig gemacht; der stellvetretende Gouverneur des Staates nahm auch kein Blatt vor den Mund die Gründe betreffend:

    I will kill any tax legislation that benefits @Delta unless the company changes its position and fully reinstates its relationship with @NRA.  Corporations cannot attack conservatives and expect us not to fight back.

    http://nymag.com/daily/intelligencer/2018/02/gop-no-tax-cut-for-delta-until-it-g ives-discounts-to-nra.html

    Delta anwortete, Werte seien nicht verkäuflich.

    https://talkingpointsmemo.com/news/delta-ceo-not-taking-sides-cutting-ties-with- nra

    Wenn es um Parteispenden geht, argumentieren Konservative ja gern, Unternehmen seien zu behandeln wie Bürger: Corporations are people, my friend. Und somit sollten sie auch Meinungsfreiheit genießen und in großem Stil Geld in die Politik pumpen können. Aber wie so oft scheint auch dieses Prinzip nur zu gelten, wenn es in den Kram passt.

    Auch in Florida werkeln republikanische Parlamentarier an entsprechenden Strafmaßnahmen gegen Unternehmen, die Vergünstigungen für NRA-Mitglieder streichen wollen:

    Gun-rights Republicans in the Florida House are starting to punish Enterprise Rent-A-Car and Delta Airlines after the corporations severed ties with the National Rifle Association.

    Over the past 24 hours, Florida lawmakers, borrowing from counterparts in Georgia, have targeted an aviation fuel tax reduction benefiting Delta and proposed late night budget language to rebid a state rental car contract held by Enterprise. [...]

    NRA lobbyist Marion Hammer said she was not involved in the matter, but said she backed it. “Taxpayer dollars shouldn’t be used to benefit businesses who discriminate against a segment of the taxpayers,” she said.

    https://www.politico.com/states/florida/story/2018/03/02/florida-lawmakers-punis h-nras-corporate-foes-291414

  • RE: Muellers Mühlen / Deltas Dilemma

    drui (MdPB), 04.03.2018 13:09, Antwort auf #341

    Ich schaue immer mal wieder hier rein:

    https://www.politico.com/trump-russia-ties-scandal-guide/timeline-of-events

    Danach kann sich kein vernünftiger Mensch vorstellen, dass Trump nicht mit den Russen im Bett war und ist. Die Frage ist eher, ob alle Anschuldigungen und Beweise verpuffen, weil alle Republikaner die Wahrheit ignorieren oder verfälschen. Vor den Midterms wird da nicht viel passieren und selbst dann bekommen die Demokraten nie eine Zwei-Drittel-Mehrheit zusammen für ein Impeachment.

  • Jux

    Wanli, 04.03.2018 14:13, Antwort auf #342

    Warten wir ab, wie die Midterms ausgehen und was Mueller letztendlich vorlegt. Ein Markt zu den Housesitzen nach den nächsten Wahlen wär übrigens nicht verkehrt...

    Beim traditionellen Gridiron Dinner macht der Präsident Witze über alles und jeden, vor allem sich selbst. Siehe da: Trump war zum Teil sogar ganz lustig, obwohl Selbstironie sonst nicht zu seinen Stärken zählt:

    https://edition.cnn.com/2018/03/04/politics/trump-gridiron-dinner-remarks/index. html

    EDIT

    Etwas weniger lustig schaut es aus Sicht der GOP in PA-18 aus, aber vielleicht helfen der Partei hier ja die angekündigten Strafzölle, wenn sie denn kommen. Ansonsten ist die Stimmung eher trist.

    https://www.nationaljournal.com/s/664776?unlock=8AE9X4M288STTFFK

  • Leichte Unterhaltung

    Wanli, 06.03.2018 18:55, Antwort auf #343

    Kürzlich wurde bekannt, dass Trumps Layer dem Pornostar "Stormy Daniels" kurz vor der Wahl 130.000 Dollar hatte zukommen lassen; sicher reiner Zufall, dass "Stormy" sich jetzt nicht mehr zu der Affäre mit dem Donald äußern will, von der sie Freunden und einem Gossipmagazin früher freimütiger erzählt hatte.

    Der Anwalt hatte bislang allerdings immer erklärt, dass das Geld nicht von Trump stamme, sondern von ihm selbst. Keiner hatte ihm geglaubt, aber vermutlich hat er nicht gelogen: Bekannten gegenüner soll er sich nämlich bitter beklagt haben, dass der POTUS ihm seine Auslagen nie erstattet hatte.

    Im Wahlkampf hatte es ja bereits Medienberichte gegeben, dass Trump Handwerkerbetriebe und Kleinunternehmen gern um den ihnen zustehenden Lohn geprellt hatte - dass es jetzt wohl auch seinen Anwalt erwischt hat, ist einfach lustig. Wer mit dem Donald speist, braucht einen langen Löffel...

    http://nymag.com/daily/intelligencer/2018/03/trump-didnt-pay-porn-star-as-he-sti ffed-his-lawyer-report.html

  • RE: Leichte Unterhaltung

    saladin, 07.03.2018 11:35, Antwort auf #344

    stormy daniels klagt jetzt übrigens, da der Schweigevertrag ja nicht direkt mit trump abgeschlossen würde und sie jetzt wieder über ihre affaire (lukrativ) reden möchte.

    Kürzlich wurde bekannt, dass Trumps Layer dem Pornostar "Stormy Daniels" kurz vor der Wahl 130.000 Dollar hatte zukommen lassen; sicher reiner Zufall, dass "Stormy" sich jetzt nicht mehr zu der Affäre mit dem Donald äußern will, von der sie Freunden und einem Gossipmagazin früher freimütiger erzählt hatte.

    Der Anwalt hatte bislang allerdings immer erklärt, dass das Geld nicht von Trump stamme, sondern von ihm selbst. Keiner hatte ihm geglaubt, aber vermutlich hat er nicht gelogen: Bekannten gegenüner soll er sich nämlich bitter beklagt haben, dass der POTUS ihm seine Auslagen nie erstattet hatte.

    Im Wahlkampf hatte es ja bereits Medienberichte gegeben, dass Trump Handwerkerbetriebe und Kleinunternehmen gern um den ihnen zustehenden Lohn geprellt hatte - dass es jetzt wohl auch seinen Anwalt erwischt hat, ist einfach lustig. Wer mit dem Donald speist, braucht einen langen Löffel...

    http://nymag.com/daily/intelligencer/2018/03/trump-didnt-pay-porn-star-as-he-sti ffed-his-lawyer-report.html [nymag.com]

  • Möglichkeiten

    Wanli, 07.03.2018 18:07, Antwort auf #345

    stormy daniels klagt jetzt übrigens, da der Schweigevertrag ja nicht direkt mit trump abgeschlossen würde und sie jetzt wieder über ihre affaire (lukrativ) reden möchte.

    Ja, mehr als die 130.000 Dollar, mit denen ihr Schweigen erkauft wurde, sollten da locker drin sein. Schweigen ist Silber, Reden ist Gold...

    -----

    Wahlen, Wahlen: Momentan tut sich da auch einiges jenseits des Großen Teichs. Am kommenden Dienstag erwartet uns die Wahl in PA-18, wo aktuelle Umfragen Spannung am Wahltag versprechen.

    Jenseits der Umfragewerte sind besonders zwei Ziffern interessant, die 1 und die 9. 19 Punkte hatte der Donald in diesem Wahlkreis vor Hillary gelegen, in den Wahlkampf investierten die Republikaner 9 Millionen, die Demokraten bloß eine. Wär bei diesen Rahmendaten schon ein erneuter Paukenschlag, wenn die Roten hier unterliegen, aber den Umfragen nach ist das wohl mittlerweile nicht mal unwahrscheinlich.

    https://www.motherjones.com/kevin-drum/2018/03/heres-the-pennsylvania-district-r epublicans-are-panicked-about/

    -----

    Neuigkeiten auch aus Mississippi: Hier tritt der langjährige Senator Thad Cochran (nicht wirklich überraschend) aus gesundheitlichen Gründen zum ersten April zurück und wird dann zunächst durch einen Übergangssenator ersetzt, den der Gouverneur ernennt. Das ist die gute Nachricht für die GOP, hatte Cochran doch seinen Amtspflichten in den letzten Monaten kaum noch nachkommen können, auf jeden Fall ein Problem angesichts der doch sehr knappen Senatsmehrheit der Partei.

    Ob es auch eine schlechte Nachricht gibt, darüber streiten sich die Gelehrten. Der Cook Political Record sieht momentan keine Anzeichen, dass der Sitz im tiefen Süden, für den im November außerplanmäßig ein neuer Senator gewählt wird, der GOP dann entrissen werden könnte.

    The race will stay in the Solid Republican column for the time being.

    http://cookpolitical.com/analysis/senate/mississippi-senate/cochran-resign-setti ng-2018-special-election

    538 macht den Demokraten etwas größere Hoffnungen, die vor allem auf drei Überlegungen beruhen. Zum einen ist da der Republikaner Chris McDaniel, der eigentlich in den parteiinternen Vorwahlen gegen den anderen amtierenden Senator des Staates Wicker kandidieren wollte, welcher seinen Sitz ebenfalls im November zu verteidigen hat - es stehen also beide Senatssitze des Staates zur Wahl. Falls McDaniel Wicker in den Vorwahlen schlägt oder stattdessen für den jetzt frei gewordenen zweiten Sitz kandidiert, dann hätte die GOP mal wieder einen absoluten Rechtsaußen auf dem Stimmzettel, was den Demokraten helfen mag.

    Zweitens erscheine ein Sieg hier vielleicht grundsätzlich etwas leichter vorstellbar als im Nachbarstaat Alabama, schließlich ist die Bevölkerung von Mississippi zu 38 Prozent schwarz: ein sehr großer Block von zuverlässig demokratischen Parteigängern also, wenn unter ihnen die Wahlbeteiligung hoch sei, dann fehle halt deutlich weniger zu einer Mehrheit als im Nachbarstaat.

    Schließlich wird die Nachwahl im November als Dschungel-Primary durchgeführt; alle Bewerber stehen ohne Angabe ihrer Parteizugehörigkeit gemeinsam auf dem Stimmzettel; falls keiner auf eine absolute Mehrheit kommt, gäbe es eine Stichwahl. Ein wenig Chaos könnte die Folge sein, und das kommt tendenziell wohl eher der Partei zugute, die hier unter normalen Umständen unterlegen ist - den Demokraten.

    Auch 538 sieht die Republikaner hier aber natürlich favorisiert.

    Make no mistake: Mississippi is still a very red state, and its inelasticity means any Democrat will have to work twice as hard to persuade the few gettable voters available while still turning out the state’s sizable Democratic base. But Cochran’s seat becomes only the ninth Republican-held Senate seat to be on the ballot in 2018, most of them on dark red turf. Democrats must pick up at least two of them (and not lose any of their own) to take a Senate majority. Mississippi is a long shot, but it’s one more shot than Democrats had on Sunday.

    https://fivethirtyeight.com/features/how-things-could-go-wrong-for-republicans-i n-mississippis-new-senate-race/

    -----

    Nicht weit entfernt, in Texas nämlich, wurden gestern Vorwahlen abgehalten. Auffällig vor allem, wie stark bei den Demokraten weibliche Kandidatinnen abschnitten. Hatte ja vor einiger Zeit mal einen Artikel gepostet, der auf die landesweit stark gestiegene Zahl von Kandidatinnen und Aktivistinnen bei den Demokraten hinwies; in Texas hat die XX-Welle nun ziemlich eindrucksvoll ihre Wucht bewiesen.

    The big news from the Texas primary Tuesday was on the Democratic side, and it's a very simple one: Women. Female candidates outperformed expectations at the ballot box and outperformed their fundraising hauls. As I write this the votes are still being counted, and I'll include a caveat that this is just based on a look at the raw votes, not anything more sophisticated. But there are strong signs that a lot of Democratic voters are looking for a woman to support this year. [...]

    It's possible that the women doing well on Tuesday were just an unusually good crop of candidates. But I think that's the least likely explanation. Part of it, no doubt, is that there were lots more women running. Other than that, it was either driven by organized activists who didn't show up on anyone's radar or a voter-driven phenomenon. The latter doesn't happen often, but it seems likely this time.

    https://www.bloomberg.com/view/articles/2018-03-07/texas-primary-female-candidat es-have-a-strong-election-day

    Auch die einstige Trump-Gespielin Stormy Daniels hatte ja mal eine Karriere in der Politik ins Auge gefasst, vielleicht ist ja angesichts des allgemeinen Frauen-Sturms jetzt ihre Zeit gekommen. Mittlerweile würde einen ja nichts mehr wundern in Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

    -----

    EDIT

    Ich gönne dem Donald ja jede Schlappe, aber auf Monica Lewinsky 2.0 kann ich notfalls auch verzichten. Wer's aber gern etwas schmutzig mag - nur Geduld. Stormy Daniels möchte nicht nur reden, sondern sucht auch das Recht, Bilder veröffentlichen zu dürfen. Sicher nicht von putzigen Pudeln oder romantischen Sonnenuntergängen.

    https://talkingpointsmemo.com/edblog/summa-stormietica-or-maybe-trump-sent-storm y-dick-pics

    Lustiger finde ich da schon die neueste Nachricht von der Handelskriegsfront. Der POTUS hat China jetzt unmissverständlich aufgefordert, einen Plan vorzulegen, um das amerikanische Handelsdefizit gegenüber China um EINE MILLIARDE DOLLAR pro Jahr zu reduzieren. Besagtes Defizit lag letztes Jahr übrigens bei 375 Milliarden...

    https://www.motherjones.com/kevin-drum/2018/03/trump-demands-0-26-cut-in-chinas- trade-deficit/

    Wie schon Kevin Drum fühle ich mich sehr an diese Szene aus Austin Powers erinnert:

    https://www.youtube.com/watch?v=EJR1H5tf5wE

    http://theweek.com/cartoons/759029/political-cartoon-trump-trade-war-tariffs-can ada-china-nafta

  • RE: Möglichkeiten

    drui (MdPB), 07.03.2018 21:31, Antwort auf #346

    Wenn es etwas gibt, das Trumps vorzeitigen Abschied als Präsident bewirken kann, dann eine Wirtschaftskrise in Folge von Handelskriegen. Aber vermutlich wird seine Partei ihm selbst hier folgen, denn der Kongress ist noch unbeliebter als Trump. Meine Zahlen des Tages:

    Congressional Job Approval:

    Economist/YouGov:  Approve 11% Disapprove 67% Spread: 56%

    Quinnipiac: Approve 13% Disapprove  80% Spread:  67%

    https://realclearpolitics.com/epolls/other/congressional_job_approval-903.html

    Vermutlich haben alle bekannten Geschlechtskrankheiten bessere Zustimmungsraten als der amerikanische Kongress.

  • Unmöglich, Demokraten!

    Wanli, 07.03.2018 21:47, Antwort auf #346

    Seit der Wahl Ende 2016 ist die gegenwärtige Machtverteilung in Washington zwar nicht gerade der Traum der Demokraten, aber bei Wahlen läuft es zum Teil spektakulär gut, die Basis ist heiß und die Zukunft sieht momentan recht rosig aus. Zeit für einige im demokratischen Lager, sich selbst ein Bein zu stellen also.

    Ich habe die Partei ja immer gegen die Anschuldigungen verteidigt, damals die Vorwahlen gegen Bernie und zugunsten Hillarys manipuliert zu haben - nach wie vor finde ich solche Unterstellungen grotesk übertrieben. Aber viele Leute (auch hier) glauben sie bekanntlich allzu gerne. Was also hat Leute bei einem Wahlkampfkomitee der Partei geritten, in die Vorwahlen im texanischen Wahlkreis 07 einzugreifen in dem Versuch, einer sehr progressiven Kandidatin zu schaden? Laura Moser wurde nicht nur vorgeworfen, zu links zu sein und damit unwählbar zu sein; man verzerrte ein Zitat dergestalt, dass letztendlich eine Lüge daraus wurde: Moser habe angegeben, nie in Texas leben zu wollen.

    Die Basis goutierte die Einmischung weniger, Moser landete auf dem zweiten Platz und damit in der Stichwahl; die verantwortlichen Schergen des Wahlkampfkomitees dagegen haben den Mythen um Bernies Vorwahlniederlage wieder neues Leben eingehaucht. Bravo!

    The first primary results of 2018 are in—and the Democratic establishment is off to a rough start. The Texas Tribune is projecting that Laura Moser, a journalist and anti-Trump activist whom national Democrats had desperately hoped to knock out of the race, will proceed to a runoff against Lizzie Pannill Fletcher for the nomination in Texas’ 7th Congressional District.

    The Democratic Congressional Campaign Committee made it clear last week that they think Moser is too liberal to win in a general election this November. That strategy appeared to backfire on Tuesday. Moser had already made something of a name for herself on the left even before the DCCC went after her, but the public attacks gave Bernie Sanders supporters flashbacks to the 2016 primary and spurred a new round of support for Moser.

    https://slate.com/news-and-politics/2018/03/national-democrats-went-nuclear-on-a -progressive-challenger-in-texas-she-survived.html

    Derweil wird im Senat ein Gesetzentwurf ausgestaltet, der nicht nur von allen republikanischen Senatoren, sondern auch von 17 Demokraten unterstützt wird. Grundsätzlich natürlich schön, wenn mal wieder der die Kammer einst häufiger prägende Geist überparteilicher Zusammenarbeit wiederbelebt wird, die kompromissbereiten Demokraten sind politisch auch überwiegend in roten Staaten beheimatet und natürlich ergibt es für sie auch wahlkampftechnisch Sinn, ab und zu zu demonstrieren, dass man nicht alles ablehnt, was die im Heimatstaat dominante GOP vorantreibt.

    Aber muss es ausgerechnet eine Aufweichung der unter dem Namen Dodd-Frank bekannten und nach der großen Bankenkrise verabschiedeten Maßnahmen zur Bankenregulierung sein? Die sei erstens sinnvoll und notwendig und zweitens sei ein Geschenk für Banken im gegenwärtigen politischen Klima jetzt auch im Wahlkampf nicht sehr zweckdienlich, so die New Republic:

    Deregulating banks—or doing just about anything that suggests coziness with banks—has not exactly been a winning message in the wake of the 2008 financial crisis. But ten years later, a bipartisan bank deregulation bill that partly unravels Dodd-Frank is moving through the Senate with the support of every Republican and 17 Democrats.

    What started off as an effort to relieve pressure on community banks and credit unions has morphed into a gift to the biggest banks in the country. Quite simply, if the bill passes, banks will get richer. [...]

    This bill could be a neat encapsulation of a corrupt administration and an out-of-touch Republican Party. Instead, it has become a totem of a feckless and incompetent Democratic Party.

    https://newrepublic.com/article/147316/everything-wrong-democrats-one-bill

    -----

    EDIT

    Vermutlich haben alle bekannten Geschlechtskrankheiten bessere Zustimmungsraten als der amerikanische Kongress.

    Ja, wobei die einzelnen Abgeordneten ja immer deutlich besser abschneiden in ihren Wahlkreisen. Bei solchen Werten müsste man erwarten, dass die Wähler nem Großteil der Parlamentarier den Stuhl vor die Tür stellen, aber das geschieht ja nicht. Alle motzen über den Kongress, wählen dann aber doch meist brav seine Mitglieder.

    Und wenn ein John Boehner tatsächlich als republikanischer Mehrheitsführer mit der demokratischen Gegenseite verhandelt (in sehr überschaubarem Ausmaß), wird er flugs abgesetzt. Die Wähler hassen den Stillstand, aber eben auch den Kompromiss: Die eigene Seite soll sich doch bitteschön in allen Belangen durchsetzen. Und dabei kommt eben Stagnation heraus, solange nicht eine Partei das Weiße Haus, eine belastbare Mehrheit im House und sechzig Senatoren stellt, und selbst dann gibt es innerparteilich genug Spannungen...

    Insofern nehm ich diese Werte (die ja schon seit Jahren unglaublich schlecht sind) nicht ganz ernst.

  • RE: Unmöglich, Demokraten!

    gruener (Luddit), 08.03.2018 04:19, Antwort auf #348

    willkommen im club, wanli!

    naja, noch nicht wirklich.... aber du näherst dich langsam. :-)

    *****

    ich bin mir beinahe sicher, dass die dems im herbst ordentlich jammern werden. motto: schon wieder ne wichtige wahl vergeigt. trotz trump.

  • RE: Unmöglich, Demokraten!

    Wanli, 08.03.2018 09:53, Antwort auf #349

    Tja, einige Demokraten haben sich in diesen zwei Fragen doof angestellt, das ist wohl richtig. Die Leute aus dem Wahlkampfkomitee, das versucht hat, eine progressive Kandidatin in Texas zu unterminieren, haben aber schon Kritik aus dem DNC einstecken müssen - da sieht man also schon, dass solche Parteinahme kontraproduktiv ist.

    Und die 17 Senatoren, die aus mir weitgehend unverständlichen Gründen die Bankenderegulierung unterstützen wollen, kriegen mittlerweile auch Lack von ihren demokratischen Kollegen, insbesondere denen, die sich Hoffnungen auf eine Präsidentschaftskandidatur machen, denn große Bankenfreundlichkeit ist in der Partei insgesamt nicht mehr en vogue.

    Insofern sind das Dummheiten, aber überbewerten sollte man sie auch nicht.

    ich bin mir beinahe sicher, dass die dems im herbst ordentlich jammern werden. motto: schon wieder ne wichtige wahl vergeigt. trotz trump.

    Na ja, die Wahlen der letzten Monate waren nun wahrlich nicht übel für die Blauen, und auf predictit.org hat der WTA-Markt zur Frage, welche der beiden Parteien nach den Midterms die Mehrheit im House haben wird, die Demokraten bei 60, die GOP bei 40. Eine Mehrheit glaubt, die Dems würden mehr als 85 Sitze gewinnen. Großen Anlass zur Sorge sehe ich da jetzt nicht wirklich.

Beiträge 341 - 350 von 378

Kauf dir einen Markt!

» Mehr erfahren

30.573 Teilnehmer » Wer ist online

Erlesenes für das politische Ohr

Kommende Wahlen

In den nächsten Wochen und Monaten finden u.a. folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden (voraussichtlich) Märkte aufgesetzt:

Wahltermine 2023

(Hinweis: Links verweisen stets auf Wahlfieber.de - identischer Login)

1. Halbjahr

  • Deutschland
  • Abgeordnetenhauswahl Berlin
  • Bürgerschaftswahl Bremen
  • Kommunalwahl Schleswig-Holstein
  • -
  • Österreich / Schweiz
  • Landtagswahl Niederösterreich
  • Landtagswahl Kärnten
  • Landtagswahl Salzburg
  • Kantonswahl in Zürich
  • Kantonswahl in Luzern
  • .
  • Europa
  • Präsidentschaftswahl Tschechien
  • Parlamentswahl Griechenland
  • Parlamentswahl Finnland
  • Weltweit
  • Parlamentswahl in der Türkei

2. Halbjahr

  • Deutschland
  • Landtagswahl Bayern
  • Landtagswahl Hessen
  • -
  • Österreich / Schweiz
  • Nationalratswahl Schweiz
  • Europa
  • Parlamentswahl Luxemburg
  • Parlamentswahl Spanien
  • Parlamentswahl Polen
  • Landtagswahl Südtirol
  • Schottland - Unabhängigkeitsreferendum ?

  • Weltweit
  • Parlamentswahl Neuseeland

Sonstiges

  • ...

In Vorbereitung für 2024

    1. Halbjahr
    • Europawahl
    • GOP Presidential nominee 2024
    • Gemeinderatswahl Innsbruck, Salzburg
    • Fußball EM
    • weiteres folgt...
      2. Halbjahr
      • Präsidentschaftswahl USA
      • Landtagswahlen Brandenburg, Sachsen, Thüringen
      • Nationalratswahl Österreich
      • Landtagswahl Vorarlberg
      • weiteres folgt...

      Wie funktioniert das?

      So trägst du mit deinem Wissen zur Prognose bei » Mehr im Infocenter

      Fehler gefunden? Feedback?

      Fehlermeldungen und Feedback bitte per E-Mail an: help@wahlfieber.com