Presidential Election 2016 - Nachbetrachtung

Beiträge 211 - 220 von 532
  • Getrübte Feierlaune

    Wanli, 22.04.2017 15:38, Antwort auf #210

    Trump mischt sich nach den Paris-Anschlägen in den französischen Wahlkampf ein und unterstützt (insgeheim) LePen, während Obama (insgeheim) Macron unterstützt.

    Nun, electoral vote erklärt den eigenen amerikanischen Lesern die französischen Wahlen so:

    • Emmanuel Macron is a moderate liberal, in the mold of a Hillary Clinton
    • François Fillon is an outspoken traditional conservative, much like Sen. Ted Cruz (R-TX)
    • Jean-Luc Mélenchon is an unapologetic socialist, as is Sen. Bernie Sanders (I-VT)
    • Marine Le Pen is a reactionary populist who appeals to racists, ultranationalists, and xenophobes, like Donald Trump

    http://www.electoral-vote.com/evp2017/Pres/Maps/Apr22.html#item-7

    Trumps Sympathie für Marine ist da schon verständlich; aber natürlich ist es reichlich ungewöhnlich, dass ein amerikanischer Präsident diese so deutlich macht - vor allem, da am Ende wohl eher nicht Le Pen in den Elysee-Palast einziehen wird und er dann mit jemandem wird arbeiten müssen, dem er vorher noch ein Bein zu stellen versucht hat. Aber für solche Feinheiten ist in Trumps Birne wohl kein Platz.

    Nur eine Bitte: Lasst die AfD in diesem Thread aus dem Spiel, sonst wird der auch noch von Fans der armen, verfemten Partei der Aufrechten gekapert...

    Der Donald liebt (einfach gestrickte) Symbolik, daher ist ihm natürlich sehr wichtig, wie seine "Ersten 100 Tage" im Amt so gesehen werden; im Wahlkampf hatte er explizit auf diese gut drei Monate bezogen einige vollmundige Ankündigungen gemacht. Wie ist es diesen ergangen?

    Keinen einzigen Punkt des 100-Tage-Plans abgearbeitet zu haben, das muss man erstmal schaffen. Was wohl der Donald von vor einigen Jahren, der Politikern per Twitter ständig die Leviten las, zu einer solchen Bilanz gezwitschert hätte?

    http://www.motherjones.com/kevin-drum/2017/04/donald-trump-worried-about-his-fir st-hundred-days

    Aber vielleicht lässt sich auf der Zielgeraden ja noch etwas geradebiegen. Für die nächste Woche drängt das Weiße Haus bekanntlich auf eine erneute Abstimmung über ObamaCare - warum dann gelingen sollte, was vor wenigen Wochen klar scheiterte, versteht wohl niemand so ganz.

    Pikanterweise steht dann genau am einhundertsten Tag seiner Regentschaft, dem kommenden Freitag, die Solvenz der Regierung auf dem Spiel. In die entsprechenden Verhandlungen beider Parteien mischt sich nun ebenfalls das Weiße Haus ein mit Forderungen, die für die Demokraten nur schwer zu schlucken sein dürften, aber dem Donald aus symbolischen Gründen sehr wichtig sind, etwa erste Milliarden für seinen Grenzwall an der mexikanischen Grenze.

    Wär doch sehr hübsch, wenn die ersten hundert Tage der Regierung Trump angemessen mit einem Government Shutdown gefeiert würden...

    [A]dministration officials’ hopes of giving President Trump a win during his first 100 days, such as border wall funding or a crackdown on sanctuary cities, have complicated what had been a relatively smooth, bicameral, bipartisan negotiation.

    https://politicalwire.com/2017/04/21/white-house-demands-disrupt-shutdown-negoti ations/

    Ein weiterer Grund zur Sorge für den selbsternannten Volkstribun sind die zunehmenden Absetzbewegungen von Parteifreunden. Jason Chaffetz etwa ist Vorsitzender der Ethikkommission des Repräsentantenhauses, zuständig für den kritischen Blick des Parlaments auf die Regierungsarbeit. Als solcher machte er den Demokraten mit langwierigen Untersuchungen zu deren "Skandalen" (Benghazi, Clintons Emails) das Leben schwer, interessierte sich aber bislang nicht für Trumps Interessenkonflikte - erst kürzlich behauptete er, Trump sei doch eh schon so reich, da werde sich der doch kaum in der Regierung bereichern müssen, da müsse man demnach auch nicht so genau hinsehen.

    http://www.salon.com/2017/03/31/jason-chaffetz-donald-trump-cant-be-corrupt-beca use-hes-already-rich/

    Jetzt hat Chaffetz angekündigt, sich 2018 nicht zur Wiederwahl stellen zu wollen; allgemein wird vermutet, dass er im Heimatstaat Utah Senator oder Gouverneur werden möchte. Utah? War das nicht der solide republikanische Staat, in dem Trump auffallend unbeliebt ist? Das dürfte in jedem Fall erklären, warum Chaffetz dem Donald nun eine Frist bis zum 12. Mai gesetzt hat, um Bedenken hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte zwischen der Präsidentschaft und seinen diversen Geschäftsbeziehungen zu zerstreuen und nachzuweisen, dass letztere nicht gegen die Verfassung verstoßen.

    http://www.electoral-vote.com/evp2017/Pres/Maps/Apr22.html#item-4

  • Konfusius

    Wanli, 24.04.2017 22:23, Antwort auf #211

    Ein längeres Interview mit dem Donald zeigt diesen erneut als den weinerlich-konfusen Stammtischschwätzer, der es irgendwie ins Weiße Haus geschafft hat und hoffnungslos überfordert ist nicht nur mit seinen Aufgaben dort, sondern bereits mit dem Formulieren nachvollziehbarer Gedanken. Gruselig.

    Einige Highlights:

    http://www.vox.com/policy-and-politics/2017/4/24/15405870/5-bizarre-moments-trum p-associated-press

    http://www.salon.com/2017/04/24/donald-trumps-ap-interview-10-takeaways-from-his -most-jaw-dropping-statements/

    Das ganze, ungekürzte Desaster:

    http://talkingpointsmemo.com/edblog/trump-interview-full-transcript

    Eine Ladenkette etikettiert derweil die Bekleidungslinie der Tochter des POTUS unauffällig um.

    https://politicalwire.com/2017/04/24/ivanka-trump-clothing-secretly-relabeled/

    EDIT:

    Einen etwas freundlicheren Blick auf Donalds jüngstes Interview liefert The Atlantic:

    https://www.theatlantic.com/politics/archive/2017/04/trumps-learning-curve/52411 5/

  • Bilanz der ersten hundert Tage

    Wanli, 25.04.2017 22:18, Antwort auf #212

    Trumps bisherige Bilanz hat schon einiges an Spott auf sich gezogen, auch hier in diesem Thread. Die bisher weitrechendste Gesetzesinitiative der Regierung, die Veränderung von ObamaCare bis zur Unkenntlichkeit, kam nicht einmal durchs House, trotz solider republikanischer Mehrheit in dieser Kammer. Nächste Woche sollte ursprünglich ein erneuter Versuch gestartet werden, aber der scheint nun auch abgeblasen; zudem hat das ganze Bohei einen Sinneswandel der amerikanischen Öffentlichkeit bewirkt, in der Obamacare nun deutlich mehrheitsfähig geworden ist.

    http://nymag.com/daily/intelligencer/2017/04/poll-america-hates-the-very-idea-of -trump-health-care-plan.html

    Dann gab es Säbelrasseln aus dem Weißen Haus; der Kongress sollte eine erste Anzahlung auf Trumps Lieblingsprojekt, die Mauer gegen Mexiko, bewilligen. Nicht nur die Demokraten winkten schnell ab, auch unter den republikanischen Abgeordneten hielt sich die Begeisterung in Grenzen und mittlerweile hat das Weiße Haus klein beigegeben.

    http://talkingpointsmemo.com/edblog/trump-announces-abject-surrender-on-border-w all-shakedown

    Hat Trump also gar nichts bewirkt in seinen ersten hundert Tagen? Doch - nicht nur die Zahl der illegalen Grenzüberquerungen ist gesunken, sondern auch Anträge auf legale Migration in die Vereinigten Staaten. Ob das Zögern hochqualifizierter Bewerber tatsächlich ein langfristiger Gewinn für das Land ist, mag man bezweifeln, aber der harte Kern von Donalds ethnonationalistischen Fans wird den Trend wahrscheinlich begrüßen. Außerdem ist Amerikas Einbindung in ein über Jahrzehnte etabliertes Netz aus Bündnissen und Beistandsverträgen durch die Chaospolitik der Regierung möglicherweise tatsächlich gelockert worden - in gewisser Weise auch ein kleiner Erfolg der Anhänger einer unilateralistischen Ausrichtung der amerikanischen Politik, wenngleich man darüber streiten mag, wie nachhaltig diese jüngste Entwicklung ist.

    From Vietnam to Iraq, America has recovered from bad policies before. But in the modern era, the nation has never had a president like Trump, who subverts faith in the its institutions and in the ideal of America as a country worth aspiring to. Whatever policies he manages to implement won’t do nearly the same damage as his inherent chaos, which is most successfully advancing his goal of an ultra-nationalist America that scorns immigrants and allies alike.

    https://newrepublic.com/article/142231/catastrophic-triumph-trumps-first-100-day s

    Die Hoffnung mancher auf eine Annäherung zwischen den USA und Russland scheint sich allerdings nicht zu erfüllen: Im Luftraum nahe Alaska und über dem Schwarzen Meer provoziert Putins Reich die USA mittlerweise regelmäßig, das Verhältnis hat sich merklich verschlechtert.

    Rising tensions between US and Russia are a far cry from President Donald Trump's optimistic campaign rhetoric of hopes for a collaborative relationship. As Trump himself said earlier this month, relations between the former Cold War foes "may be at an all-time low."
    The two nations have clashed over deeply rooted strategic differences this month.

    http://edition.cnn.com/2017/04/21/politics/russian-bombers-tensions-trump/

    Wie seht Ihr Trumps bisherige Bilanz?

    EDIT:

    Radiotalker Rush Limbaugh reibt sich verblüfft die Augen: Warum nur kämpft Trump nicht entschieden für den versprochenen und von Leuten wie Limbaugh natürlich heiß begehrten Grenzwall?

    I’m very, very troubled to have to pass this on. And I want to say at the outset that I hope my interpretation is wrong, and I hope this is not the case. But it looks like, from here, right here, right now, it looks like President Trump is caving on his demand for a measly $1 billion in the budget for his wall on the border with Mexico.

    https://politicalwire.com/2017/04/25/quote-of-the-day-1591/

  • RE: Bilanz der ersten hundert Tage

    gruener (Luddit), 26.04.2017 03:36, Antwort auf #213
    Wie seht Ihr Trumps bisherige Bilanz?

    ich beschränke mich - trotz deiner detaillierten analyse - auf einen satz:

    hast du arge probleme im inneren, dann starte einen äußeren angriffskrieg.

  • RE: Bilanz der ersten hundert Tage

    drui (MdPB), 30.04.2017 12:06, Antwort auf #214

    hast du arge probleme im inneren, dann starte einen äußeren angriffskrieg.

    Ich habe darüber nachgedacht, finde aber kein geeignetes Ziel. Gegen Nordkorea gibt es nichts zu gewinnen, aber viel zu verlieren und keiner seiner Anhänger würde verstehen, warum dort interveniert wird. Gegen Assad sind die Möglichkeiten sehr begrenzt, wenn er keinen Weltkrieg mit den Russen provozieren möchte. Das Gleiche gilt wohl für den Iran. Afghanistan, Libyen, Somalia und Jemen sind schon zu bettelarmen failed states kaputt gebombt worden. Die US-Armee ist in unzähligen Kriegsgebieten gebunden, was größere Bodeneinsätze verhindert. Eigentlich müsste er Atomwaffen einsetzen, um ein Zeichen zu setzen. Zuzutrauen wäre es ihm. Vermutlich an dem Tag, an dem seine Steuererklärung geleakt wird.

    Die 100-Tagesmarke hat er im Wahlkampf immer wieder zitiert und unzählige seine Versprechungen sollten in der Zeit abgehandelt worden sein. Nun hat er erst bemängelt, diese Marke sei lächerlich und unwichtig, intern versuchte er aber mit aller Kraft, diverse Punkte in den letzten Tagen durchzudrücken: Krankenversicherung, Steuerreform (da gab es noch nicht mal einen ersten Entwurf!), Austritt aus der NAFTA, etc.

    Trump’s promise last Friday to deliver a tax plan within five days startled no one more than Gary Cohn, his chief economic adviser writing the plan. Not a single word of a plan was on paper, several administration officials said, and Treasury officials worked all weekend to draft a one-page summary of his principles because the president promised a Wednesday news conference.

    “The reason your head is spinning on this is that the plan isn’t even written yet,” one senior White House official said this week as conflicting details emerged about what would be in the plan. “This was all about doing something in the first 100 days and really it’s doing the process backwards.”

    http://www.politico.com/story/2017/04/29/trump-100-day-deadline-237781

    Das hat seine Partner frustriert und zeigt, dass Trump nicht mal rudimentäres Wissen besitzt, wie Politik funktioniert, wie Entscheidungen funktionieren und wie lange so etwas dauert. Zudem hat er noch nicht mal ansatzweise die personelle Infrastruktur geschaffen, damit seine Administration überhaupt handlungsfähig ist und keine Dinge bescließen muss, die Tage später wegen purer Dummheit gerichtlich wieder kassiert werden.

  • RE: Bilanz der ersten hundert Tage

    sorros, 30.04.2017 12:39, Antwort auf #215

    Hallo Wanli, ich habe neulich einen amerikanischen Journalisten gehört, der sagt sinngemäß folgendes:
    Die Kritiker verstehen nicht wie Trump dealt und damit auch Politik macht.
    Die Gesundheitsreform schadet am meisten seinen Anhängern. Er hat sie nur angefangen, weil er auf Druck der Partei gar nicht anders konnte. Den von ihm durchaus gewollten Mißerfolg, hat er Paul Ryan angehängt und ihn damit als Gegner für die nächste Wahl geschwächt.
    In der Kohlepolitik hat er genug gemacht um seinen guten Willen zu zeigen und das nicht mehr geht, liegt an den Dems und den Bürgerinitiativen.

    DIe Einreisedekrete, hat er deshalb einfach mit der heißen Nadel gemacht, weil er sie für richtig hielt, ihre Wirkungslosigkeit aber auch ahnte und jetzt hat er die Schuldigen nämlich Dems, vor alle deren Bundesstaaten und die Richterschaft, wenn es größere Terrorprobleme gibt.

    Die Mauer zu Mexiko wird nicht fuktionieren aber das liegt genau wie bei der Steuerreform an der Pfennigfuchserei von Senat und Kongress.
    Trotzdem sinken die Zahlen der illegalen Einwanderer, weil die Leute abschreckt werden.
    In Syrien und  Nordkorea ist die lasche Politk von Obama schuld, daß die USA jetzt härter reingehen müssen.
    Kann ein solches Muster bis zur potentiellen Wiederwahl tragen?

  • Tohuwabohu

    Wanli, 30.04.2017 17:58, Antwort auf #216

    Das hat seine Partner frustriert und zeigt, dass Trump nicht mal rudimentäres Wissen besitzt, wie Politik funktioniert, wie Entscheidungen funktionieren und wie lange so etwas dauert.

    Genau so ist es doch. Am vergangenen Mittwoch gab es ja erneut ein Beispiel für Trumps - vorsichtig ausgedrückt - erratischen Politikstil. Das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta hatte er ja schon öfters kritisiert und die Partnerländer Mexiko und Kanada haben sich auch bereits bereit erklärt, nachzuverhandeln. So weit, so gut.

    Am Mittwoch dann plötzlich die Bombe - aus dem Weißen Haus wird vermeldet, Trump wolle die US-Mitgliedschaft in der Freihandelszone ganz aufkündigen, an einem entsprechenden Dekret werde bereits gearbeitet. Natürlich reagieren die Märkte sofort.

    https://www.bloomberg.com/news/articles/2017-04-26/here-are-the-markets-moving-o n-report-trump-will-scrap-nafta

    Nur Stunden später dann Entwarnung: Nachjustiert solle werden, das Freihandelsabkommen aber bestehen bleiben. In einem Interview mit der Washington Post äußerte sich der POTUS selbst zu diesem chaotischen Entscheidungsfindungsprozess:

    “I was all set to terminate,” Trump said in an Oval Office interview Thursday night. “I looked forward to terminating. I was going to do it.”...At one point, he turned to Kushner, who was standing near his desk, and asked, “Was I ready to terminate NAFTA?”

    “Yeah,” Kushner said, before explaining the case he made to the president: “I said, ‘Look, there’s plusses and minuses to doing it,’ and either way he would have ended up in a good place.”

    http://www.motherjones.com/kevin-drum/2017/04/wednesday-was-most-dangerous-day-s o-far-trump-presidency

    Der Bursche kommt also eines Morgens in sein Büro, erklärt mal eben, dass er ein Vertragswerk abwickeln will, das von großer Wichtigkeit für die Volkswirtschaften dreier Länder ist; als man ihn dann etwas später darauf hinweist, dass das auch Nachteile mit sich bringe, ändert er flugs wieder seine Meinung. Wäre er im Weißen Haus nicht Kushner, sondern Bannon über den Weg gelaufen, hätte er das erst geplante und dann wieder verworfene Dekret vielleicht doch unterzeichnet - wer weiß?

    Das hat natürlich auch Konsequenzen für den Rest der Welt: Wenn Obama eine solche Ankündigung rausgehauen hätte, dann wären in Mexiko die Alarmleuchten angegangen, aber im Falle von Trump hat man sich mittlerweile offenbar daran gewöhnt, dass der in allererster Linie heiße Luft absondert. Man blieb am Mittwoch ostentativ gelassen.

    https://www.nytimes.com/2017/04/27/world/americas/mexico-trump-nafta-trade.html? _r=0

    In diesem Fall die richtige Reaktion; aber diese Tendenz, Trump einfach weitgehend zu ignorieren, könnte anderswo hässlichere Konsequenzen haben. Man denke an Nordkorea, auf dessen Provokationen Trump ja neulich die Entsendung eines Flugzeugträgers ankündigte - welcher dann aber zunächst einmal in die entgegensetzte Richtung dampfte. In Syrien kann sich die Administration auch nicht für eine klare Linie entscheiden; Taiwan fiel auch auf die Nase, da man zunächst mit einem Abschied von der Ein-China-Politik flirtete und dann prompt den Kurs änderte. Das erhöht einfach das Risiko, dass es irgendwann knallt, weil kein Mensch weiß, was der Donald eigentlich wirklich vorhat - er selbst wahrscheinlich am wenigsten.

    Die Kritiker verstehen nicht wie Trump dealt und damit auch Politik macht.

    Wie gesagt, es sind nicht nur die Kritiker - der Mann weiß selbst nicht, was er will, und das ist gefährlich, zumal eben auch seine Gegner oder Partner völlig im Dunkeln tappen. Um noch einmal aus dem oben verlinkten Post von Kevin Drum zu zitieren:

    This was the reason all along that Trump was a far more dangerous candidate than Ted Cruz or Marco Rubio. From a liberal point of view, his incompetence was a bonus that might restrict the short-term damage he could do. But Trump also brought to the table a noxious racist appeal, an ugly nationalism, an appalling level of ignorance, and a mercurial temperament. All of these were on display Wednesday. Apparently out of nowhere, and for no particular reason, he just strolled into the Oval Office and decided he wanted to formally withdraw from NAFTA.

    Why? And what are the odds he's going to do this again on something more important? Something that, for whatever reason, his aides can't talk him out of with a colorful map and another diet Coke?

  • RE: Bilanz der ersten hundert Tage

    Wanli, 30.04.2017 20:31, Antwort auf #216

    Eine etwas ausführlichere Antwort auf Deinen Post, sorros:

    Den von ihm durchaus gewollten Mißerfolg, hat er Paul Ryan angehängt und ihn damit als Gegner für die nächste Wahl geschwächt.

    Also, wenn du hundert Tage nach der Amtseinführung mit dem Chef deiner Fraktion nicht zusammenarbeitest, sondern ihn immer wieder überrumpelst und ihm Misserfolge in die Schuhe schiebst, dann läuft echt einiges schief. Zumal Ryan für ihn ja voraussichtlich bei keiner Wahl einen Gegner darstellen dürfte.

    In der Kohlepolitik hat er genug gemacht um seinen guten Willen zu zeigen und das nicht mehr geht, liegt an den Dems und den Bürgerinitiativen.

    Da hat er ja durchaus eine Aufweichung der Umweltstandarts durchgesetzt und weder die Dems noch Umweltverbände konnten das verhindern. Es wird trotzdem nicht reichen, denn Kohle (zumindest die aus dem Tagebau in den Appalachen) ist schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig, Gas und erneuerbare Energien sind billiger. Dass seine Partei die Krankenversicherung der älteren Kohlekumpel nicht mehr garantieren möchte, hat auch nur sie zu verantworten.

    DIe Einreisedekrete, hat er deshalb einfach mit der heißen Nadel gemacht, weil er sie für richtig hielt, ihre Wirkungslosigkeit aber auch ahnte und jetzt hat er die Schuldigen nämlich Dems, vor alle deren Bundesstaaten und die Richterschaft, wenn es größere Terrorprobleme gibt.

    Bislang gab es noch nie einen Terroranschlag von Bürgern der Staaten, die von diesen Dekreten betroffen werden, aber der Sudan hat halt keine Lobby in Washington, anders als etwa Saudi-Arabien, Ägypten oder die Emirate, die natürlich ausgeklammert werden. Pure Symbolpolitik. Und dass das alles ein perfider Plan war, um Sündenböcke zu kreieren - da traust Du Donald schon ne Menge zu; lies mal seine Interviews aus dieser Woche - der Mann ist kein strategisches Mastermind.

    Trump gave a series of interviews which mostly served to furnish up new humiliations for him, whether it was complaining to Reuters about how unexpectedly hard the job was or obsessing to AP about cable TV news. Other 100-days profiles featured White House staff and Trump friends basically saying the president is ... a moron?

    “If you’re an adviser to him, your job is to help him at the margins,” said one Trump confidante. “To talk him out of doing crazy things.”

    A toddler?

    Advisers have tried to curtail Trump’s idle hours, hoping to prevent him from watching cable news or calling old friends and then tweeting about it. That only works during the workday, though—Trump’s evenings and weekends have remained largely his own.

    https://www.bloomberg.com/view/articles/2017-04-28/the-only-real-lesson-from-tru mp-s-100-days

    Die Mauer zu Mexiko wird nicht fuktionieren aber das liegt genau wie bei der Steuerreform an der Pfennigfuchserei von Senat und Kongress.

    Ich hab noch von keinem Experten gehört, dass die Mauer - allgemein auf einen zweistelligen Milliardenbetrag veranschlagt - überhaupt irgendwelche Probleme lösen würde, sie wäre schlicht Geldverbrennung und außerdem juristisch sehr schwer zu realisieren, da man größtenteils auf Land bauen müsste, das in Privatbesitz ist, zum Teil auch autonom von Native Americans verwaltet wird. Kein Zufall, dass beide Parteien keine Mauer wollen und insbesondere die (republikanischen) Abgeordneten aus den Wahlkreisen entlang der Grenze sich mit Händen und Füßen dagegen wehren - Enteignungen kommen beim Staatsvolk nämlich weniger gut an, und Umfragen zufolge hält sich die Begeisterung der Bevölkerung sehr in Grenzen, wenn das Ding eben nicht wie versprochen von Mexiko bezahlt wird, sondern von den eigenen Steuergeldern.

    Und die "Steuerreform"? Trumps gerade vorgelegter "Plan" ist ein Witz, umfasst nämlich genau eine Seite, die ganzen haarigen Details bleiben unberücksichtigt. Publicity Stunts, nichts weiter. Ganz abgesehen davon, dass sein Plan gar nicht verabschiedet werden kann ohne die Unterstützung von mindestens acht demokratischen Senatoren. Und warum sollten die so eine Giftpille schlucken - massive Steuersenkungen für die Reichen und Unternehmen, kaum Entlastungen für die Mittelschicht und explodierende Defizite?

    https://www.washingtonpost.com/news/wonk/wp/2017/04/27/trumps-new-one-page-tax-p lan-is-the-same-as-his-old-one-page-tax-plan/?utm_term=.f9e93c9a0b2e

  • RE: Bilanz der ersten hundert Tage

    sorros, 30.04.2017 21:51, Antwort auf #218
    Pure Symbolpolitik. Und dass das alles ein perfider Plan war, um Sündenböcke zu kreieren - da traust Du Donald schon ne Menge zu; lies mal seine Interviews aus dieser Woche - der Mann ist kein strategisches Mastermind.

    Nicht ich behaupte das, sondern ich habe das von einem offensichtlich Trumpnahen amerikanischen Journalisten gehört.
    Da es eine ungewöhliche Position war, wollte ich Deine Meinung dazu hören.

  • RE: Bilanz der ersten hundert Tage

    Wanli, 30.04.2017 22:37, Antwort auf #219

    Ah, ok. Es gibt immer wieder Journalisten, die den Donald für ein politisches Ausnahmetalent halten, wahrscheinlich auch aufgrund der Tatsache, dass man ihn im Wahlkampf so oft belächelt hatte. Ich versteh den Impuls, aber Wahlkampf und Regierung sind eben doch völlig unterschiedliche Dinge. Wenn Du die Ergüsse eines Bloggers lesen möchtest, der grundsätzlich ALLES, was Trump tut, für einen meisterhaften Schachzug hält, sei Dir dieser empfohlen.

    http://blog.dilbert.com/post/159720295071/the-air-comes-out-of-the-anti-trump-ba lloon

    Nun ja, mich überzeugt das alles nicht.

    http://theweek.com/articles/695076/9-hilarious-cartoons-mark-trumps-100day-miles tone

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