Kulturkampf von links ... ja, wenn das Astrid Lindgren noch erlebt hätte

Beiträge 11 - 14 von 14
  • RE: 2+2

    Wolli, 08.03.2021 09:20, Antwort auf #10
    #11

    Wer sich mit Mathematik auskennt, den stört solch eine Aussage besonders. Das Ergebnis von 2+2 hängt nämlich tatsächlich davon ab, in welcher Struktur man sich befindet. Im Restklassenring Z4 etwa ist 2+2=0, weil bei der Division von 4 durch 4 kein Rest übrig bleibt. Das hat aber nichts mit unterschiedlichen Ethnien oder was auch immer zu tun.

    Naja, das sind Spitzfindigkeiten. Das ist so wie wenn man sagt: "Ätsch", ich habe die Bedeutung des Worts auf tschechisch gemeint, nicht auf deutsch.

  • RE: 2+2

    drui (MdPB), 08.03.2021 20:31, Antwort auf #11
    #12

    Interessant und bezeichnend erscheint mir, wie viel Raum diesem angeblichen Kulturkampf sowohl hier auf Wafi als auch z.B. bei Fox News eingeräumt wird, als hätte man keine größeren Probleme. Zu meiner Studienzeit haben Studenten (für den Puls der Empfänglichen: Studierende, Student*innen) ständig Blödsinn geredet und das war praktisch nie eine internationale Schlagzeile. Man war wohl der seltsam anmutenden Meinung, der Grund zum Studieren wäre das Lernen und das Eingeständnis, dass gerade auch junge Leute nicht allwissend sind.

    Politico hat da eine schöne Analyse: In den USA sind diverse Dinge passiert bzw. stehen an. Ein gescheiterte Umsturzversuch von Trump-Fans im Januar, die Corona-Pandemie läuft weiter, ein sündhaft teures Hilfspaket wurde 50:49 verabschiedet (1900 Milliarden USD), eine Mindestloherhöhung auf 15 USD (von 7USD) ist vorerst gescheitert, eine Reform des Filibusters wird diskutiert (was eine massive Wahlrechtsreform, zwei neue US-Staaten und eine Reform des Supreme Courts bewirken könnte), ein sündhaftteures Infrastrukturpaket wird diskutiert, Ex-Präsident Trump will Rache (steht aber ev. bald vor Gericht bzw. sitz ein hinter Gittern), etc.

    Aber Fox News berichtet über: Angebliche Antifas beim Umsturzversuch (gab es FBI-bestätigt nicht), Kinderbücher eines DR. Seuss aus den 40er-60er Jahren (ein Hardcore-Demokrat und Nixon-Gegner, der jetzt von der GOP als Nationalheld gefeiert wird, weil er auch ein paar rassistische Zeichnungen gezeichnet hat), diverse schwer zu erkennende linke Versuche einer "cancel culture" (während jeder Republikaner, der auch nur die leiseste Kritik an Trump übt oder nicht für einen Umsturzversuch stimmt, zensiert wird), Gendersprache, Transsexuelle im Frauensport, critical whiteness und eben über "studentische" Kritik an 2+2= 4.

    https://www.politico.com/newsletters/playbook/2021/03/08/does-fox-care-more-abou t-dr-seuss-or-stopping-bidens-agenda-492029

    Das mag alles schön für die eigene Rechthaberei und Identität sein, aber ist nicht unbedingt effektive Opposition. Die Dems werden jedenfalls froh sein, wenn sich die Rechten weiterhin lieber mit sich selbst sowie mit ihren Identitätskrisen beschäftigen anstatt mit Realpolitik.

  • RE: 2+2

    chessy, 09.03.2021 17:34, Antwort auf #12
    #13
    Das mag alles schön für die eigene Rechthaberei und Identität sein, aber ist nicht unbedingt effektive Opposition. Die Dems werden jedenfalls froh sein, wenn sich die Rechten weiterhin lieber mit sich selbst sowie mit ihren Identitätskrisen beschäftigen anstatt mit Realpolitik.

    Ich glaube nicht, dass die Demokraten froh sind über das Gebaren der Republikaner, denn wenn diese sich mit Realpolitik beschäftigen würden, könnte man ihnen entgegen kommen und Kompromisse machen. Deren Strategie ist jedoch die Fundamentalopposition, um zu verhindern, dass die Dems 2022 Erfolge vorweisen können. Ziel ist es, mit dem Slogan "die Demokraten kriegen nichts gebacken" Mehrheiten im House und Senat zurückzugewinnen, koste es, was es wolle. Das Kalkül im Hinblick auf ihre eigene Anhängerschaft ist, dass diese lieber in ihrer Ablehnung gegenüber den verhassten Demokraten bestärkt werden wollen und weniger auf konstruktive Oppositionsarbeit abzielen.

  • RE: 2+2

    drui (MdPB), 10.03.2021 01:50, Antwort auf #13
    #14

    Ich glaube nicht, dass die Demokraten froh sind über das Gebaren der Republikaner, denn wenn diese sich mit Realpolitik beschäftigen würden, könnte man ihnen entgegen kommen und Kompromisse machen. Deren Strategie ist jedoch die Fundamentalopposition, um zu verhindern, dass die Dems 2022 Erfolge vorweisen können. Ziel ist es, mit dem Slogan "die Demokraten kriegen nichts gebacken" Mehrheiten im House und Senat zurückzugewinnen, koste es, was es wolle. Das Kalkül im Hinblick auf ihre eigene Anhängerschaft ist, dass diese lieber in ihrer Ablehnung gegenüber den verhassten Demokraten bestärkt werden wollen und weniger auf konstruktive Oppositionsarbeit abzielen.

    Im Prinzip hast Du Recht, aber diese Fundamentalopposition ist nichts Neues, das gab es schon unter Obama, nur dass der überaus naiv stets auf (nie kommende) Kompromisse gehofft hatte. Biden tut das nicht, auch wenn er stets den Anschein erweckt, er könne Kompromisse kumpelhaft raushandeln. Mir ging es eher um die Meinungsopposition beim Parteisender Fox News, der die Strategie der GOP maßgeblich bestimmt. Identitätsfolklore lässt einen die Gefahren des Gegners übersehen und unterlässt das Vorbereiten der Basis darauf. Noch vor einigen Jahren hätte man das nun verabschiedete Hilfspaket nicht mit so wenig Widerstand durchgelassen bzw. auch andere von Bidens executive orders und stattdessen über Kinderbücher geredet.

    Die Dem-Erfolge für 2022 können praktisch nicht mehr verhindert werden mit derm Riesen-Hilfspaket. Das wird von 70% (!) der Bevölkerung begrüßt (auch weil Fox News kaum dagegen gehetzt hat), während kein einziger GOP-Senator dafür gestimmt hat. Die Leute bekommen einen 1400USD-Scheck, Viele zusätzlich Arbeitslosengeld bis September und diverse andere Hilfen, Millionen könnten wieder in Obamacare versichert werden, etc. D.h. der Konjunkturaufschwung dürfte rechtzeitig zu den Midterm-Elections kommen, alleiniges Verdienst der Demokraten.

    Außerdem lässt sich die totale Blockade in einer zutiefst gespaltenen Partei vermutlich nicht ewig durchhalten. McConnell hat nur noch begrenzte Macht im Senat, Trump ebenso. Mindestens 5 GOP-Senatoren treten nicht wieder zur Wahl an und sind sozusagen frei in ihren Entscheidungen. Murkowski, Collins, Sasse und Romney werden ab und an ihre Unabhängigkeit beweisen wollen. Vieles hängt natürlich am Filibuster, ohne dessen Einschränkung können die Dems nur mit  Reconciliation und Bidens executive orders regieren, aber damit wäre z.B. auch ein Infrastrukturpaket möglich. Außenpolitisch kann Biden fast uneingeschränkt durchregieren. Und die Pandemie kommt auch irgendwann zum Ende. Ich glaube, dass Viele Biden aktuell massiv unterschätzen und hinter seinem freundlichen Rentnerimage ein extrem machiavellisches Vorgehen steckt. Er beißt ohne zu bellen und kennt sowohl den Senat als auch das White House in und auswendig. Sein Personal mag vorrangig Establishment und Technokraten sein, aber die können eben auch seit Tag 1 ihre To-Do-List abarbeiten ohne sich groß eingewöhnen zu müssen, alles extrem erfahrene Leute. Die GOP hat im Senat einen gewieften Minderheitsführer, eine Handvoll lärmende Trumpfans und mehrere Handvoll frustrierte Rentner, die ihre Restzeit absitzen. Im House extrem viele neue Abgeordnete, von denen die meisten nicht nur politisch extrem sind, sondern auch kognitiv limitiert. Aktuell würde ich da lieber auf der demokratischen Seite stehen wollen, wenn ich den Gewinner bei den Midterms tippen müsste.

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