Wahlen in den USA (III)

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  • Wahl-Orakel prophezeit 54% für Obama!

    Wahlguru, 12.09.2008 21:39, Reply to #1
    #71
    Das renommierte „Wahl-Orakel“ Alan Abramowitz, ein Politikwissenschaftler der Emory-Universität, der bereits seit zwei Jahrzehnten regelmäßig sehr verlässliche Wahlprognosen abgibt, prophezeit für Barack Obama bei den anstehenden US-Präsidentschaftswahlen am 4. November einen Stimmenanteil von 54,3%. Die Unbeliebtheit des republikanischen Amtsinhabers George W. Bush und die schlechte Wirtschaftslage generieren laut Abramowitz eine ausgeprägte Wechselstimmung zugunsten der Demokraten.

    Hinter vorgehaltener Hand ruft im Übrigen die totale Inkompetenz Sarah Palins bei vielen Republikanern inzwischen blankes Entsetzen hervor. Auch bei Medienvertretern und unabhängigen Beobachtern löst die skandalumwitterte Vizepräsidentschaftskandidatin McCains überwiegend ein von Fassungslosigkeit geprägtes Kopfschütteln aus. Normalerweise ist es ja so, dass sich Kandidaten durch politische Vorleistungen empfehlen und dadurch ins Rampenlicht kommen. Bei Frau Palin ist es umgekehrt: Sie wurde von heute auf morgen ins Rampenlicht gehievt und muss nunmehr politisch ausgebildet werden. Das Fernsehduell mit Joe Biden am 02. Oktober, bei dem Palin keine Aufpasser an ihrer Seite haben wird, dürfte vor diesem Hintergrund ziemlich interessant werden ...
  • Re: Wahl-Orakel prophezeit 54% für Obama!

    Blubb82, 12.09.2008 23:30, Reply to #71
    #72
    Durchaus realistische Annahme, McCain führt jetzt leicht aufgrund des Palinhypes, wenn der jetzt langsam abflacht wird sichs wieder um die Mitte einpendeln und dann kann Obama mittels starkem Groundgame/Neuwählerregistrierung und guter Unterstützung(Clintons) ev. sich ein wenig nachvorn arbeiten.In den primariers war er meistens auch lange hinten und hat dann immer erst in den letzten 2-3 Wochen dank starker Mobilisierung noch zugelegt.
    Interessant ist dass er auf RCP zwar in der popular vote im Schnitt 2,5% hinten ist aber sich in den einzelnen Staaten teilweise noch ziemlich gut schlägt und an electoral votes führt.
    Gerade im Westen schauts gut aus mit der führung in Colorado,NM + Iowa, was ja auch schon reichen würde, da er Michigan und PA noch einigermaßen gut hält(heute +5 auf Rasmussen).
  • Re: Wahl-Orakel prophezeit 54% für Obama!

    Wanli, 13.09.2008 06:55, Reply to #72
    #73
    Wahlorakel hin oder her - Demokraten kriegen in den USA normalerweise keine solchen Ergebnisse. Vielleicht hat der Mann beim Blick auf die Eingeweide des Opferochsen ja Dick- und Duenndarm verwechselt, oder der Orakel-Weihrauch war schon uebers Haltbarkeitsdatum raus... Worauf stuetzt der Mann denn seine Prognose - und wie alt ist sie schon? Ein ganz interessantes Detail hab ich bei 538 gefunden: Dort werden ja regelmaessig (jeden Tag, glaub ich) Wahlsimulationen durchgefuehrt: Auf der Basis der Umfragen der letzten Monate (verschieden gewichtet) wird zehntausendmal nach Einzelstaaten differenziert ein Wahlergebnis simuliert - mit Zufallszahlen, die innerhalb des "Margins of Error" der Umfragen liegen. Auf diesen zehntausend Simulationen beruht dann die Prognose des Wahlergebnisses und der Wahlmaennerstimmen fuer jeden Kandidaten (Rasmus koennte das wahrscheinlich noch besser erklaeren). Ganz interessant: Momentan spuckt das Modell in fast zehn Prozent der Faelle ein Wahlergebnis aus, bei dem McCain mehr Stimmen als Obama bekommt, letzterer aber im Electoral College mehr Wahlmaenner hat. Der umgekehrte Fall (mehr Waehlerstimmen fuer Obama, aber McCain wird Praesident) tritt nur in 0.5% der Simulationen auf. Das bestaetigt, was wir hier schon mal geschrieben haben: McCain gewinnt an Waehlerzuspruch vor allem in den Staaten, die er eh gewonnen haette. In den Swing States tut sich bislang weniger. Eine neue Entwicklung gibt es aber doch: Sah Obama bislang im pazifischen Nordwesten (Washington und Oregon) wie der sichere Sieger aus, holt McCain in einigen Erhebungen dort deutlich auf - das koennten im November also doch Kippelstaaten sein.

    Ich bin ja mittlerweile in Hong Kong und daher wird das heute mein letzter Blick auf 538 und die campaigndiaries vor der Wahl. Letztere Seite ist wirklich noch mal ausdruecklich zu empfehlen, weil die bei wichtigen Umfragen halt auch mal ins Kleingedruckte schauen. Gerade haben sie beispielsweise mal wieder zwei Erhebungen als Schrott enttarnt (Insider Advantage zu Ohio beziehungsweise Nevada): In einer der beiden bekam McCain ueber siebzig Prozent der Stimmen der Afroamerikaner des Staates - ab in die Tonne damit...


  • Re: Wahl-Orakel prophezeit 54% für Obama!

    drui (MdPB), 13.09.2008 20:22, Reply to #73
    #74
    Prinzipiell halte ich 54% aller Wählerstimmen für Obama für möglich, aber vielleicht sind ja auch die Stimmen der Wahlmänner/ -Frauen gemeint?

    Ich gehe mal davon aus, dass alle Umfragen im erheblichen Umfang auf Projektion ummodeln müssen, da
    a) die Befragten oft lügen, und das mehr und besser als früher
    b) die Neuregistrierten schwer erfassbar sind, und da hat Obama viel getan
    c) neben dem Festnetztelefon Handys und Online-Kommunikation wichtiger werden, => schlechte repräsentative Erfassung/ Befragung der Wähler
    und d) Wähler wie Medien alle paar Minuten ihre Meinung wechseln und die Mobilisierung der Blöcke schwer abzuschätzen ist

    Dennoch können dabei Trends erkannt werden
    Ich gehe davon aus, dass McCain derzeit ein Momentum hat, bis Obama reagiert oder das Palin-Thema ausgelutscht ist. Dann kommen noch die Wahlduelle, die wichtig werden dürften.
    Wenn die Wahl in Deutschland wäre, würde ich bei den meiner Meinung nach wichtigen Themen Wirtschaftskrise, Immobilienkrise, Automobilkrise, Benzinkrise, Ökologiekrisen und Irakkrieg auf Obama setzen. Da es aber um Amerika geht, könnte auch Palins Lippenstift, Obamas Priester oder McCains Frisur entscheidend sein. Am besten man befragt sein Horoskop, die Wähler machen das wohl auch so.
  • Re: Obama der Gore 2008?

    Blubb82, 14.09.2008 16:54, Reply to #74
    #75
    Wie schon geschrieben führt Obama die electoral map laut Polls ist aber in der popular vote hinten, was eigentlich äußerst merkwürdig ist.Es besteht nämlich eine sehr gute Chance, dass Obama mehr Stimmen gewinnt aber die electoral vote verliert.
    Obama wird logischerweise deutlich mehr Stimmen im Süden gewinnen als Kerry, genauso im Westen, was ihm aber im Endeffekt vielleicht überhaupt nicht helfen wird, genauso wird seine enorme Popularität in NY oder CA nix bringt.

    McCain könnte in vielen Staaten deulich im Vegleich zu Bush verlieren aber wenn er die Battleground states in denen Obama deutlich stärker ist als Kerry(Virginia, CO, NM, Nevada, Montana...Iowa wird doch ziemlich sicher an BO gehen) doch noch knapp hält, gewinnt er obwohl er dann mit ziemlicher Sicherheit weniger Wählerstimmen bekommen hat als Obama.Obamas größtes Problem ist, dass sich in Ohio bei weitem nicht so viel bewegt wie in den genannten Staaten.

    Daher zweifel ich auch ein wenig an den polls zur popular vote, hier scheint man demographisch noch zu sehr sich an 2004 zu orientieren und nicht die stärkeren turnouts im Süden, von Farbigen im Allgemeinen und auch von Jungwählern, entsprechend in Betracht zu ziehen.
  • Palin fand´s lustig

    carokann, 16.09.2008 10:42, Reply to #75
    #76
    http://blogs.independent.co.uk/the_campaign_trailers/2008/09/tina-fey-for-vp.html

    Pünktlich zur heissen Phase kehrt die Comedy-Show "Saturday Night Live" zurück.

    Berühmt der Eröffnungssketch.

    Diesmal mit einer Parodie über Palin und Clinton.
    ----------------------------------------------------------------------
    FEY AS PALIN: "You know, Hillary and I don't agree on everything ..."

    POEHLER AS CLINTON: (OVERLAPPING) "Anything. I believe that diplomacy should be the cornerstone of any foreign policy."

    FEY AS PALIN: "And I can see Russia from my house."

    POEHLER AS CLINTON: "I believe global warming is caused by man."

    FEY AS PALIN: "And I believe it's just God hugging us closer."

    POEHLER AS CLINTON: "I don't agree with the Bush Doctrine."

    FEY AS PALIN: "I don't know what that is."
    ---------------------------------------------------------------------

    Der Link geht auf ein Video der "unparteiischen gemeinsamen Stellungnahme von Clinton und Palin zu Sexismus".

    Die Sendung hatte die höchste Quote seit 2001.

  • US-Wahlspots 1952 - 2008

    carokann, 16.09.2008 11:07, Reply to #76
    #77
    "Geschichte wiederholt sich nicht aber die Menschen tun es"

    Voltaire

    http://www.livingroomcandidate.org/

    Eine Archiv des schlechten Geschmacks.

  • Re: Höhere politische Kultur in den USA

    Blubb82, 16.09.2008 19:36, Reply to #77
    #78
    Ah ja, da hab ich vor Monaten schon mal durchgeschaut, sehr interessant, wobei man sagen muss, dass wie im Report gestern gesehen, die TV-Werbung im Österreich noch 10x schlimmer war/ist als in den USA.
    Der wohl bekannteste Negativspot der Welt ist die "Daisy" Ad von LBJ gegen Goldwater, in dem ein Mädchen mit einem Countdown zum einem Atombombenabwurf kombiniert wurde.
    Hart aber nichts gegen das Atombombenmassaker, dass sich in einem österreichischen Wahlspot wiedergefunden hat(auch in Anbetracht, dass ein österr.Politiker doch ein bisschen weniger Einfluss auf einen Atomkrieg hat als der US-Präsi).
  • Loren revisited

    Wanli, 17.09.2008 13:23, Reply to #78
    #79
    Bin vor ein paar Tagen zurueck nach China geflogen und hab mittlerweile auch Loren getroffen, den ich ja hier schon mal vorgestellt hatte. Natuerlich kam das Gespraech bald auf die anstehenden Wahlen. Loren machte ein etwas gequaehltes Gesicht und murmelte: "Ich werd uebrigens wohl fuer Obama stimmen." McCain habe seine Seele verkauft an die Schergen George W. Bushs (personifiziert durch seinen Manager Steve Schmidt) und die religioese Rechte (in Gestalt von Sarah Palin). Und ganz abgesehen von deren Ueberzeugungen koenne er sie sich einfach nicht als Commander in Chief vorstellen, falls McCain das Ende der kommenden Wahlperiode nicht erlebe. "Wenn er zehn Jahre juenger waere, wuerde ich mir ja keine Sorgen machen, aber mit 72 und Hautkrebs..." Natuerlich weiss ich immer noch nicht, ob dieser Sinneswandel repraesantativ fuer andere moderate Waehler ist. Ich hoffe stark, dass auch andere ins Gruebeln kommen: Wenn ich mir die aktuellen Umfragen auf RCP anschaue, steht McCain etwas zu gut da fuer meinen Geschmack.
    Ein kleiner Hinweis darauf, dass Loren kein Unikum ist, liefert der folgende Artikel. Er befasst sich mit Waehlern, die im Sommer gegen die Partei stimmen wollen, der sie sich eigentlich zugehoerig fuehlen. Es werden auch einige prominentere Demokraten Missouris erwaehnt, die eine Wahlempfehlung fuer McCain aussprechen wollten - bis der Palin nominierte:
    “We were prepared to sign a joint statement supporting McCain, when we heard the news [about Palin]. I was not thrilled, and it quickly became clear I could not hold our group together. As one of my friends put it, ‘They have just given Obama the election.’”
    themoderatevoice.com/bellwether-states/22705/special-report-voter-defiance-in-the-missouri-bellwether/

    Natuerlich gibt's immer noch die Hoffnung auf einen Tsunami unter den Jungwaehlern, der Obama in den Swing States genug Stimmen bringen koennte, um sich dort durchzusetzen. Im Flieger von Hong Kong nach Xiamen sass ich neben einem Collegestudenten aus Ohio mit einem T-Shirt ("Jesus hat sein Blut fuer Dich gegeben"), das mich vermuten liess, einen Republikaner vor mir zu haben. Weit gefehlt: Er erklaerte mir, nicht Abtreibung sei das wichtigste Thema bei der anstehenden Wahl, sondern die Aussenpolitik. Er wolle ein Ende der Kriegsverbrechen der Amerikaner und habe deshalb (per Briefwahl) schon fuer Obama gestimmt. Meine (zwei) persoehnlichen Kontakte mit Amis waren also ganz viel versprechend; fragt sich halt, ob genug Amis aehnlich denken und welche Auswirkungen die juengste Bankenkrise haben wird. Mehr zu amerikanischen Jungwaehlern findet sich hier:
    www.thenation.com/doc/20080929/dreier
  • Will jemand wirklich diesen Job? Die Gründung der USSRA

    carokann, 18.09.2008 15:22, Reply to #79
    #80
    USSRA = United Socialist State Republic of America

    85 000 000 000 Dollar damit verstaatlichten die USA den größten Versicherungskonzern der Welt im Jahre Null der Präsidentschaft Bush jr.!

    Ein lesenswerter Artikel des wohl eloquentesten Zeugen des Zusammenbruchs der amerikanischen Finanzwelt.

    http://www.rgemonitor.com/roubini-monitor/253625/the_transformation_of_the_usa_into_the_ussra_united_socialist_state_republic_of_america_continues__at_full_speed_with_the_nationalization_of_aig

    Roubini nennt es Sozialismus für die Reichen, mit Beziehungen ausgestatteten und Wall Street.

    Verluste werden sozialisiert, Gewinne wurden privatisiert.

    Die Finanzwelt wie wir sie kannten und sei es nur aus Börsensendungen voller falscher Versprechen oder politischen Talkshows mit ökonomischen Tatsachenverdrehern geht hoffentlich unter!

    Dies muss die Stunde sein in der das Primat des Politischen über die blanke Gier neu ersteht.

    Es wird leider eine sehr harte Landung.

    Der kommende Präsident ist nicht zu beneiden. Fast könnte man froh sein, dass überhaupt jemand die Drecksarbeit machen will.

    Übrigens die Angestellten der untergehnden Leman Investmentbank spendeten im Fallen 500 000 für Obama.

    Eine wahre Philippika des gleichen Autors:

    http://www.rgemonitor.com/roubini-monitor/253529/comrades_bush_paulson_and_bernanke_welcome_you_to_the_ussra_united_socialist_state_republic_of_america

    This is the biggest and most socialist government intervention in economic affairs since the formation of the Soviet Union and Communist China. So foreign investors are now welcome to the USSRA (the United Socialist State Republic of America) where they can earn fat spreads relative to Treasuries on agency debt and never face any credit risks (not even the subordinated debt holders who made a fortune yesterday as those claims were also made whole).

    http://de.wikipedia.org/wiki/Nouriel_Roubini

    Ein Portrait der NYT

    http://www.nytimes.com/2008/08/17/magazine/17pessimist-t.html?_r=1&partner;=rssuserland&emc;=rss&pagewanted;=all&oref;=slogin

    Hauptwerk:

    http://books.google.de/books?id=0LThBWqiVM0C&dq;=Bailouts+or+Bail-Ins&pg;=PP1&ots;=-We4ecpP-f&sig;=kfodaUHsNzrKDUDsZZS8c6m5YT4&hl;=de&sa;=X&oi;=book_result&resnum;=1&ct;=result#PPR5,M1



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