Also nach dem derzeitigen Trend hätten SP und VP gemeinsam weniger als 50% (Gab's in der 2.Republik noch nie!) und würden gemeinsam über 20% der Stimmen verlieren!
Gleichzeitig würden 2 neue Kleinparteien (LIF, Dink) in den NR einziehen, die vorher dort nicht vertreten waren. Auch das gab's in den letzten Jahrzehnten bis auch die Grünen noch nie!
Also wenn das wirklich eintreten würde, dann wäre es wohl die größte politische Umwälzung in der 2.Republik!
Aber das wird nicht eintreten, denke ich. SOOO groß ist der Frust über die geplatzte Große Koalition auch wieder nicht ...
> Also nach dem derzeitigen Trend hätten SP und VP gemeinsam weniger als 50%
> (Gab's in der 2.Republik noch nie!) und würden gemeinsam über 20% der
> Stimmen verlieren!
In der Tat: gänzlich undenkbar.
> Gleichzeitig würden 2 neue Kleinparteien (LIF, Dink) in den NR einziehen,
> die vorher dort nicht vertreten waren. Auch das gab's in den letzten
> Jahrzehnten bis auch die Grünen noch nie!
Richtig. Sowas kommt in der Wirklichkeit nicht vor.
In der 2. Republik schafften es überhaupt erst zwei mal neue Parteien in den NR: Irgendwann in den 50ern die FPÖ, damals noch VdU genannt (Verband der Unabhängigen) als Sammelbecken für ehemalige NS-Parteimitglieder nach Aufhebung von derem Wahlverbot. Eine sehr spezielle Situation.
In den 90ern die Grünen nach nach einem Jahrzehnt immer wieder scheiternder, beharrlicher Versuche.
Man sieht, es ist sehr schwierig für neue Parteien, in den NR gewählt zu werden, und sehr unwahrscheinlich.
Das hat mit den poltischen Strukturen, mit dem Charakter Ös als stark "verparteiter" Staat zu tun, mit dem großen auch wirtschaftlichen Einfluss der Parteien in Banken, Versicherungen, Industriebetrieben, auch in den Medien, auch mit der enormen Parteiförderung für NR-Parteien, mit der Dominanz des ORF, in dem de facto nur NR-Parteien vorkommen, u.a.m. zu tun.
Dass es gleich zwei Parteien schafffen, ist ausgeschlossen. Diese nehmen einander auch wechselweise Stimmen weg.
Ich vermute, die Chance hat, wenn überhaupt, Dink, da Dink als Frintfigur das interne Duell gegen Heide klar gewinnt.
> SOOO groß ist der Frust über die
> geplatzte Große Koalition auch wieder nicht ...
Der Frust über die GroKo-Parteien war 1999 genau so groß. Der aktuelle Frust wird dramatisiert, das ist offenbar ein psychologischer Mechanismus: Die Gegenwart "fühlt" sich immer dramatischer an, als die Vergangenheit.
99 war der Frust nicht geringer. Die GroKo-Parteien erreichten trotzdem (gemeinsam) 61% - die Größenordnung wird's auch diesmal werden. Jedenfalls wird sie nicht dramatisch unterschritten werden.
Das LIF flog 1999 sogar aus dem NR, obwohl sie davor drinnen waren! - Trotz GroKo-Frust. Da es nun noch Dink als Konkurrenten hat, ist seine Chance de facto = 0% +/- 0,01%.
unsere wahlbörse spiegelt wider, was die politologen im heutigen standard in prozente umgesetzt haben: sie sehen derzeit das protestpotential bei 35 %.
von diesem protestpotential wird etwa ein drittel zu den nichtwählern abwandern, verbleiben in etwa 25 %. also jeder vierte wähler von 2006 wird heuer eine andere partei wählen.
das gros der empörung wird sich aber nicht gegen grüne, fpö und bzö richten, sondern gegen die regierenden spö und övp.
sollten filzi und co annähernd recht behalten, hieße dies:
ein verlust von insgesamt 20 % für spö und övp ist nicht etwa utopisch, wie uns quaoar immer wieder gerne einreden möchte, sondern liegt nicht nur im bereich des möglichen, sondern beschreibt derzeit eher ein minimum an veränderungen, das blühen könnte.
die einschätzung der politilogen besagt nämlich auch, dass spö und övp zusammen bis zu 35 % verlieren könnten.
ausgeschlossen halte ich es allerdings, dass die summe des protestes zu fpö, bzö und grüne abwandern wird.
oder glaubt hier jemand ernsthaft an 40 % blau-orange und 20 % grün?
ein vergleich zu 1999 sollte uns zudem wissen lassen, dass damals blau-orange an der 30 % marke kratzte, heuer aber eher 20 - 25 % zu erwarten sind.
selbst wenn der protest nur ähnlich groß sein sollte wie 1999 - was ich bezweifle, damals gab es zb keine teuerungsproblematik - was machen dann die restlichen 5 - 10 %. wählen die alle grün?
ein letzter satz: quaoars diskussionsansatz ist mir sehr vertraut. vor jahren argumentierten jene, die sich partout keine veränderung vorstellen konnten/wollten, ganz ähnlich im falle der pds/linke. nicht nur sozialdemokraten. sie sind inzwischen alle eines besseren belehrt worden.
> sollten filzi und co annähernd recht behalten, hieße dies:
Dazu kann man empirisch konstatieren: Filzi hat noch nie recht behalten.
Es ist praktisch _immer_ das Gegenteil seiner Prophezeiungen eingetreten.
> die einschätzung der politilogen besagt nämlich auch, dass spö und övp
> zusammen bis zu 35 % verlieren könnten.
Wie das Vokabel "bis zu" schon besagt: Sie werden nicht in diesem Ausmaß verlieren.
Sobald die großen Parteien S, V und auch F erst mal ihren Wahlkampf starten, wird sich das Bild rasch änden.
Sobald die TV-Diskussionen stattfinden, an denen nur die 5 NR-Parteien teilnehmen, smat folgender seitenfüllender Berichterstattung in den Blättern, werden die Leute größtenteils vergessen, dass es die Nicht-NR-Parteien überhaupt gibt.
Wenn dann flächendeckend plakatiert wird, wird man auch nur Molterer, Faymann, Strache, hin und wieder noch VdB und den einstweilen unbekannten Westi-Ersatzmann sehen.
Wenn die Postwurfsendungen daher kommen, täglich ein Bündel: wieder nur die bekannten 5.
Wenn's darum geht Aktivisten zu moblisieren + vor Ort Fahne zu zeigen: Wieder nur V, S, F, G, Z.
Etc. Man muss ein bissl antizipieren, was in einem Wahlkampf passiert. Das wäre ja der eigentliche "Job" eines Traders hier - im Gegensaz zu Meinungsforschern, die ja den nächsten Sonntag abfragen.
Dann wird sofort klar, dass der heutige Stand in Umfragen + "politilogischen Potentialen" nicht das Wahlergebnis sein wird.
Lieber gruener, so einen schwachen Kommentar habe ich von dir noch nie gelesen.
Die 35% Protestpotential als einen Verlust von 35% für S+V zu interpretieren ist übelstes Krone-Niveau oder Marketinggeschrei. Genauso extrem könnte man sagen: Grüne, F, das Bündnis Zerstörung Österreichs, Fritzerl, LIF etc. sind die Protestparteien, sie kommen zusammen also auf höchstens 35%, also verlieren die Großparteien nur 5% und behalten die Zweidrittelmehrheit an Mandaten. :-)
Wenn ich jetzt einmal so salopp von 20% Protestwählern bei der letzten Nationalratswahl ausgehe (das ist wahrscheinlich eher zu niedrig angesetzt), dann sind da bloß 15% dazugekommen, also werden S+V auch nicht mehr als 15% verlieren. Das wäre schon ein nie dagewesenes Erdbeben, das es nicht einmal zu HJs besten Zeiten gegeben hat.
> unsere wahlbörse spiegelt wider, was die politologen im heutigen standard
> in prozente umgesetzt haben: sie sehen derzeit das protestpotential bei 35
> %.
Es gibt einfach viele kleine Aktien, das drückt die Werte von S+V natürlich stark nach unten - diesen Börseneffekt darf man nicht vergessen und es hilft nichts, darüber zu lamentieren.
> ein verlust von insgesamt 20 % für spö und övp ist nicht etwa utopisch,
> wie uns quaoar immer wieder gerne einreden möchte, sondern liegt nicht nur
> im bereich des möglichen, sondern beschreibt derzeit eher ein minimum an
> veränderungen, das blühen könnte.
20% Verlust hieße, dass die GroKo die absolute Stimmenmehrheit verlieren würde, also wenn das nicht utopisch ist!
> konnten/wollten, ganz ähnlich im falle der pds/linke. nicht nur
> sozialdemokraten. sie sind inzwischen alle eines besseren belehrt worden.
Hat die pds/linke bei euch jetzt schon 35%? Egal, die Situation ist bei uns schon etwas anders: Von der SPÖ hat sich niemand Bedeutender losgesagt um sich mit der KPÖ zu verbünden, und die KPÖ hat nie die finanziellen und organisatorsichen Möglichkeiten von SED/PDS gehabt. :-)
> die einschätzung der politilogen besagt nämlich auch, dass spö und övp
> zusammen bis zu 35 % verlieren könnten.
Also seien's mir nicht bös, Herr Grüner - aber das ist nun wirklich ausgemachter Unsinn. Den Politologen zeigen's mir einmal, der sowas ernsthaft behauptet. Hieße das doch nicht weniger, als das SP und VP auf gerade mal 35% der Stimmen kommen. Also meinetwegen VP z.B. 19% (-15%) und SP auf 16% (-19%), wenn sie so wollen.
Das glauben sie aber nicht wirklich, oder? Ich glaub, da tun's die Bedeutung des vergangenen Regierungsdisputes ein bissl dramatisieren ...
> ein letzter satz: quaoars diskussionsansatz ist mir sehr vertraut. vor
> jahren argumentierten jene, die sich partout keine veränderung vorstellen
> konnten/wollten, ganz ähnlich im falle der pds/linke. nicht nur
> sozialdemokraten. sie sind inzwischen alle eines besseren belehrt worden.
Bei allem gegebenen Respekt, aber tun's mir mal die deutsche Geschichte der letzten 60 Jahre nicht vergleichen mit einem österreichischen Parteien-Hickhack, der dagegen nicht einmal ein Lärcherlschas ist ...